Welche Schlagzeilen stehen am 15. Oktober 2030 über Zell am Harmersbach in der »Schwarzwälder Post«? Darüber machten sich die Teilnehmer der zweiten Szenario-Werkstatt am Freitag und Samstag Gedanken und entwickelten fünf Erfolgsgeschichten für »Zell 2030«. In den Zukunftsbildern tauchten die Erlebniswelt Rundofen, das Haus der Vereine, ein großer Bio-Regionalmarkt, die Elektro-Mobilität und Zell als Gründerzentrum für homöopathische Medizin auf.
»Die Szenarien sind nichts Ausschließliches sondern können jeweils für sich Teil einer großen Gesamtstory sein«, betonte Professor Dr. Peter Dehne, der das bundesweite Forschungsprojekt »Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen« leitet. Gemeinsam mit Dr. Jens Hoffmann und Heidrun Hiller von der Hochschule Neubrandenburg war er zur zweiten Szenario-Werkstatt nach Zell gekommen, die am Freitag und Samstag im Dorfgemeinschaftshaus Unterentersbach durchgeführt wurde. Nach dem Start am 16. und 17. März mit der »Szenariowerkstatt 1« sowie der großen Bürgerversammlung am 10. Juni war dies nun der nächste Schritt, um ein Zukunftsbild für Zell am Harmersbach zu entwerfen.
An welchen Stellschrauben kann man drehen?
»Ich will, dass Zell für zukünftige Generationen attraktiv bleibt«, »Es ist eine spannende Geschichte« oder einfach »Mich interessiert Zell« nannten in einer Vorstellungsrunde zum Auftakt die Teilnehmer als ihre Motivation dafür, dass sie sich freiwillig für die Mitarbeit in der Projektgruppe bereit erklärt hatten. Am Freitagabend ging es zunächst nochmals darum, sich gemeinsam Gedanken darüber zu machen, welche Faktoren von außen und innen die Zukunft der Kleinstadt Zell beeinflussen. Als Ergebnis wurden unter anderem die Bereiche Natur, Finanzen, Gesundheitswesen, Gemeinschaft, Politik, Tourismus und Stadtentwicklung genannt.
»An welchen Stellschrauben kann man drehen?«, forderte Professor Dehne die Teilnehmer dazu auf, darüber nachzudenken, welche Schwerpunkte sich daraus für Zell ergeben. Dabei wurden eine Fülle von Ideen auf die große Plakatwand notiert. Ein Augenmerk wurde auf den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen gelegt. Für den Zeller Einzelhandel könnte sich der Vertrieb über das Internet als »Ama-Zell« oder »Zell-lando« entwickeln. Beim Tourismus oder als Gesundheitsstadt könnte Zell vor allem mit seiner Natur punkten. Unter dem Motto »Das kleine Glück« könnten Gastgeber ein einheitliches Zimmer- und Speiseangebot mit regionalen Produkten vermarkten. Die Schaffung eines Senioren- und Jugendzentrums oder der Ausbau von Zell als Sportstadt wurde genannt. In der Vereinswelt könnte mit einer Geschäftsstelle die übergreifende Zusammenarbeit neu formiert werden.
Abstimmung mit roten Klebepunkten
Aus der Vielzahl von Nennungen mussten die Teilnehmer dann mit jeweils fünf Klebepunkten darüber abstimmen, welche Ideen sie als besonders Zukunftsrelevant für Zell erachten. Daraus entwickelten sich fünf Themenschwerpunkte, zu denen im zweiten Teil der Szenariowerkstatt zunächst Überschriften und dann auch Berichte ausgearbeitet wurden, wie sie im Jahr 2030 in der Presse stehen könnten.
Szenario 1: Das Haus der Vereine wird zu einer Erfolgsgeschichte. Die zentrale Infrastruktur stärkt alle und bringt positive Effekte.
Szenario 2: Mit einem großen Bio-Regionalmarkt wird das umweltfreundliche Einkaufen gestärkt.
Szenario 3: Zell setzt auf E-Bikes und E-Autos und kommt als »Green City« noch vor Freiburg.
Szenario 4: Einem Unternehmen gelingt der Durchbruch mit einem homöopathischen Arzneimittel. Zell wird zum Gründerzentrum für Naturmedizin.
Szenario 5: Die Erlebniswelt Rundofen wird zu einem Besuchermagnet, das auch die Ansiedlung eines neuen 5-Sterne-Hotels nach sich zieht. Dies beflügelt wiederum Zells Anziehungskraft als Sportstadt, so dass auch »Real Madrid« hier sein Trainingslager aufschlägt.
»Diese fünf Geschichten lassen wir nun so stehen und nutzen sie als Skizze für eine Gesamtstory«, beschrieb Professor Dehne das weitere Vorgehen in den nächsten Szenariowerkstätten, die im Jahr 2017 abgehalten werden. Als weiterer wichtiger Baustein in der Zukunftsplanung wird das Verkehrskonzept mit einfließen. Mit diesem Thema hat sich ebenfalls eine Arbeitsgruppe befasst, die ihre Gedanken in nächster Zeit vorstellen wird. Auch zu diesem Thema ist eine Bürgerbeteiligung erwünscht. Es sei wichtig, viele Akteure mit ins Boot zu holen, betonte Professor Dehne: »Zukunft kann nur gemeinsam gelingen!«




















