»Joy trifft Jazz« lautete das Motto des fulminanten Chor- und Instrumentalkonzerts, das der »Joy&Fun-Chorus« unter der Leitung von Wolfram Dreher zusammen mit einem Jazz-Trio in der vollbesetzten Stadtpfarrkirche zum Besten gab. Im Mittelpunkt des abwechslungsreichen Programms stand »A little Jazz Mass« des englischen Komponisten Bob Chilcott, der als Tenor mit den »King‘s Singers« in den 1980er-Jahren weltweit Erfolge feierte.




Um die Tradition wissen und zugleich zeitgemäß klingen: Wolfram Drehers Ensemble machte am Sonntagabend wieder einmal mustergültig vor, wie man den Jazz kirchenmusikalisch umsetzen kann: Das Kyrie eleison mit einem pulsierenden Groove, der beim folgenden Gloria in einen sanften Swing übergeht und sich melodiös, ja hymnisch im Sanctus entfaltet. Jeder Satz kommt unter dem exakten Dirigat Drehers einer kleinen Inszenierung gleich. Man staunte über die subtilen Farbmischungen und den Flow, den die Frauen- und Männerstimmen dem Arrangement gaben. Hervorragend austariert im getragenen Satz Benedictus und dem Blues affinen, teils sphärisch anmutenden Agnus Dei.
Die Strahlkraft des Chorgesangs wurde von den Musikern geerdet, wobei man sich gegenseitig inspirierte. Prägend am Kontrabass Simon Schallwig, Christian Huber am Schlagzeug mit filigraner Beckenarbeit und am Klavier gab Valerie Friedmann den swingenden Hintergrund. Enthusiastischer Beifall am Ende der gut zwanzigminütigen »Jazz-Messe«.
Ein kleines Groove-Kunstwerk
Als Hommage an die Klassiker des Jazz gestalteten Bassist und Drummer – verstärkt durch den Haslacher Gitarristen Axel Moser – den 2. Teil des Programms. Der Saitenvirtuose überraschte mit einem stilvoll hingetupften Solo, bevor Bass und Drums einstimmten und mit Nat Adderleys »Worksong« ein kleines Groove-Kunstwerk schufen. Moser pflegt nicht nur konventionelle Swingphrasen, sondern erweitert das harmonische Gerüst durch modales Spiel und verfremdende Tonalitäten, wahrt aber selbst bei scharfkantigem Akkordspiel einen rundum warmen, kultivierten Ton. Die Soli scheint er aus dem Ärmel zu schütteln, lässt seinen Sidemen dennoch Raum für fingerfertige Bassläufe und filigrane bis explosive Perkussion.
Höhepunkte des halbstündigen Sets waren eine geschmackvolle Interpretation von Errol Garners Balladenklassiker »Misty« und ein mitreißendes funky »Isn’t she lovely« von Soulikone Stevie Wonder. Donnernder Applaus der begeisterten Zuhörer erfüllte die Stadtpfarrkirche.
Anspruchsvolle Harmonien und perfekte Intonation
Das berühmte instrumentale Intro des Evergreens »The Pink Panther« eröffnete den 3. Programmteil, ehe der Chor, sichtlich inspiriert, wieder anhob, kreativ, energiegeladen und auf hohem Niveau. Da entfaltet selbst ein eher bescheidener Popsong wie »Mr. Sandmann«, den die Frauen á cappella boten, einen besonderen Charme. Beifall und »Bravo«-Rufe gab es für Rebecca Moll, die den George-Gershwin-Klassiker »Summertime« mit glockenheller Stimme zum relaxten Groove der Band vortrug. Ebenso gelungen war Amelie Drehers Solo, das sich bei »The Shadow of your Smile« strahlend über den Chorgesang erhob.
Das Highlight des Abends setzten »Joy&Fun« mit Freddie Mercurys kompositorischem Meisterwerk »Bohemian Rhapsodie«. Den sechsstimmigen Satz von Phillip Lawson performten die Sängerinnen und Sänger in Topform: perfekte Intonation der höchst anspruchsvollen Harmonien und präzise Einsätze bei den wiederholten Rhythmuswechseln. Auch die dynamische Abstufung gelang makellos und selbst die Melodie der Hard-Rock-Gitarre im »Queen«-Original imitierten die Choristen kongenial. Valerie Friedmanns Klavierläufe perlten, die Rhythmusgruppe begleitete souverän, während Dirigent Dreher mit vollem Körpereinsatz agierte. Das Publikum belohnte die hochkarätige Darbietung mit stehenden Ovationen.
Die sichtlich erfreuten Choristen und Musiker bedankten sich mit dem schwungvollen »Beatles«-Evergreen »When I’m Sixty-four« und dem stimmungsvollen Agnus Dei aus der »Jazz Mass« – »für den Nachhauseweg«, wie Wolfram Dreher erklärte. Blumen für die Solisten und Freude in allen Gesichtern. Ganz im Sinne von »Joy trifft Jazz«.