Kunterbuntes Geschehen auf der „MS-Dörfle“, das kuriose Kreuzfahrtschiff nahm das Publikum „an Land“ von Anfang an mit.
„Willkommen an Bord“ hieß es am vergangenen Samstagabend, auf einem Schild am Aufgang zum großen Saal in der Reichtalhalle. Mottogerecht hatten alle rund 550 Gäste denn auch einen schwankenden „Bootssteg“ zu überqueren, um am Dörfle-Ball teilnehmen zu können.
Für seine Jungfernfahrt wurde das im Wasser schwimmende Schiff, zu dem die Bühne umgebaut worden war, von fleißigen Matrosen zunächst auf Hochglanz geschrubbt. Nur eine an der Reling hängende Klimakleberin lässt sich nicht entfernen. Dank ihres flugs für einen ölverschmierten Maschinisten entflammten Herzens entklebt die Schöne sich jedoch, um fortan meerjungfräulich als „Geillionsfigur“ zu fungieren.
In drei Akten wird nun von der irr-witzigen Kreuzfahrt dieses Schiffes erzählt. Sie führt durch die Rheinlande und den Südwesten Deutschlands und sorgt dafür, dass ein Passagier doch glatt in Oberharmersbach hängen bleibt. Derart haarsträubend dies alles, nicht nur die immer wieder zu hörenden Möwen lachen.
Noch während der Sicherheitsinstruktionen geht ein Passagier über Bord. Sogar Helene Fischer befindet sich unter den Gästen. Vor der sich umwerfend affektiert gebenden Schlagerqueen fällt prompt ein Matrose auf die Knie: „Helene, ich will ein Kind von dir!“, und die Stewardess haucht „ich auch“. Nur Kaptain K bewahrt die Contenance, irgendwie. Bei dessen Kommando „Alle Schotten dicht“ tauchen regelmäßig zwei mit Bier abgefüllte Mannen in Schottenröcken auf. Und beim Gala-Abend plagt sich ein nach „Gänsefleisch mit Kardöffelschn“ sehnender Gast mit dem „König aller Kellner“ herum, der im Alkoholrausch größenwahnsinnig geworden ist. Überhaupt spielt der Bierkonsum auf diesem Schiff eine gewaltige Rolle, in Reminiszenz an einen gewichtigen Sponsor.
Kein Wunder, dass es überall dort, wo das Schiff anlegt, gewaltig kracht und scheppert. In Köln dann entern zwei Schwarzwaldmarien samt gefährlich dunkel bepelzter Bären das Schiff. Sie alle miteinander wollen: nach Oberharmersbach. Und zwar sofort. „Einfach den Rhein runter und dann die Kinzig rauf.“ Als es irgendwann nach rechts oder links abzubiegen gilt, lautet die Antwort: „Lieber links, weil: Rechte haben wir genug.“
Die Jungfernfahrt entlang der Gestaden Oberharmersbachs gerät selbstredend zu einer alles aufs Korn nehmenden Sightseeing-Tour. Ob Industriegebiet – “Unser Penny, hochmodern, der leuchtet am Himmel, wie ein Stern“ – oder das neue Rathaus oder die 13 neuen Bauplätze beispielsweise: In schönster Schnitzelbankmanier kriegt alles sein Fett weg. Dramatisch allerdings wird es beim Auftauchen von Schiffbrüchigen, die um Wasser bitten. „Und so was in so einem reichen Ort. Traurig…“, sinniert Kapitän K. „Des ware e paar Nordracher“, pflichtet man ihm bei, „traurig, gell?“
Zwischendurch wird mal vom Matrosenballett (das einen angriffslustigen Hai zerfleddert) und mal vom Publikum das Tanzbein geschwungen. Woraufhin es weitergeht mit dem vermeintlichen „Ballermann von Oberharmersbach“, einem Feuerwehralarm wegen eines Bierlagerbrandes, einer misslungenen Schiffstaufe, einem durchtrainierten Baywatch-Star (der eine hübschbeinig strampelnde Helene Fischer aus den Fluten rettet), einem blinden Passagier (der klammheimlich von der Bühne robbt), einem glücklichen Fitness-Felix und einigem mehr. Enden kann das alles natürlich nur: in einem Überfall durch „ALPIRaten“, die das Tanzbein sehr bald gleichfalls juckt.