Vor 70 Jahren ist der Vogtshof aus dem Ortsbild von Oberharmersbach verschwunden. Nun wurde die Hinweistafel um eine historisches Bild ergänzt.
Im Jahr 1953 wurde der Vogtshof abgerissen. Nur noch eine Hinweistafel in der Brugasse erinnert an das heimatgeschichtliche Denkmal. Der Historische Verein Oberharmersbach e. V. hat die Initiative ergriffen und ließ eine alte Fotografie vergrößern und einschweißen, so dass die Information durch das Bild nun vervollständigt wird.
Mitarbeiter des Oberharmersbacher Bauhofs haben an der Reichstalpfad-Erklärungstafel über den Vogtshof in der Brugasse dieses zusätzliches Bild angebracht.
Vor nunmehr genau 70 Jahren veröffentlichte die „Schwarzwälder Post“ dazu folgenden Artikel:
Ein heimatgeschichtliches Denkmal ist verschwunden
Wenn man jetzt mit unserem Nebenbähnle bis zur Endstation Oberharmersbach-Riersbach fährt, so muß man feststellen, daß seit einigen Tagen, unweit des Bahnhofes eine Veränderung des Landschaftsbildes eingetreten ist. Flüchtig betrachtet sieht es fast aus, als sei hier ein Haus abgebrannt, doch sind nirgends verkohlte Balken zu sehen. Und doch fehlt ein Haus, und zwar ein ehemals stattlicher Hof nebst des davorstehenden Riesen-Kastanienbaums. Der schöne Baum ist umgesägt, der Hof bis zur Erde abgetragen und eingeebnet worden. Warum und weshalb soll hier nicht untersucht werden. Auf alle Fälle hätte der Hof im Interesse der Talgeschichte erhalten werden müssen.
Es ist hiermit nicht irgendein altes Haus abgewrackt worden, sondern der schon legendär gewordene Xaverishof, auch Vogtshof genannt. Vor Jahresfrist trug man die Besitzerin des Vogtshofes, eine Urenkelin des letzten Talvogts des ehemals freien Reichstales, die einstmals schöne und stolze Xaverisbäuerin zu Grabe.
Nun sind auch die letzten stummen Zeugen einstiger Macht gefallen. Vor genau 150 Jahren, 1803, mußte Hansjörg Bruder, der letzte lebenslängliche Reichsvogt und Herr über Leben und Tod in Oberharmersbach, höheren Gewalten weichen und sein Amt als Reichsvogt des nun badisch gewordenen Harmersbachtales niederlegen.
Wohl konnte er noch einige Jahre als badischer Vogt (Bürgermeister) fungieren, aber nicht mehr regieren. Als solcher hat er dann auch 1809 das Schulhaus Riersbach erbaut, wie die in Stein gehauene Inschrift heute noch bezeugt: „Bad. Dalvogtei, Hansjörg Bruder, Vogt“. Dieser nun abgebrochene Hof, der stolz wie sein einstiger Besitzer auf die Talstraße herunterblickte, war die Heimat des letzten Talvogtes Hansjörg Bruder, geboren 1736, Reichsvogt von 1777 – 1803, Badischer Bauernvogt von 1803 – 1814, gestorben 1817. Sein ältester Sohn Franz Xaver erhielt den Hof und damit den Namen Vogts-Xaveris Bur, bezw. Vogts-Xaveris-Hof.
Vorübergehend war unser Vogt zugleich auch Stubenwirt. Aber 1781 ging die „Stube“ pachtweise an einen anderen über, und der Vogt zog wieder auf sein väterliches Heim, eben diesen bis 1953 stehenden Vogtshof.
In wenigen Jahren wird außer ein paar älteren Leuten niemand mehr wissen, daß auf dem Platz oberhalb des Bahnhofes im Ortsteil Riersbach der Vogtshof gestanden hat. Leider ist durch die Abreißung des Hofes unser Tal um ein historisches Denkmal ärmer geworden. Versunken und vergessen. Schade!
Schwarzwälder Post, 1953