Landwirte informieren sich in Oberharmersbach über Kennarten des artenreichen Grünlands.
Wiesenwissen“, eine Veranstaltung des Landschaftserhaltungsverbandes und des Amtes für Landwirtschaft in Offenburg, zu der der BLHV Ortsverband Oberharmersbach eingeladen hatte, führte die Teilnehmer in das hintere Jedensbachtal. Dort fand sich noch eine bisher ungemähte Wiese, die viele Schätze barg. Auf den ersten Blick war dort für den Laien nur abgestandenes, halbdürres Gras zu erkennen. Nachdem jedoch die Geschäftsführerin des Landschaftserhaltungsverbandes, Dr. Regina Ostermann, nur wenige Meter in die Fläche gegangen war, hatte sie bereits mehrere Gräser und Kräuter eingesammelt, die zu den „FAKT“ Kennarten gehören. Zugleich schickte sie die „Wiesenwissbegierigen“ auf die Fläche, um sie ebenfalls Pflanzen sammeln zu lassen. Sie sollten ökologisch wertvolle Gräser und Kräuter mitbringen. Daraufhin wurden die Funde auf Tischen ausgelegt und gemeinsam bestimmt. Ergänzend hatte Dr. Ostermann Pflanzen aus der „Ebene“ und von feuchten Standorten mitgebracht, um das Spektrum zu erweitern. Es gab unter den Teilnehmern etliche Aha-Erlebnisse, denn es waren viele gute, alte Bekannte unter den Pflanzen, von denen man gar nicht wusste, dass sie wertvolle „FAKT“ Kennarten sind. Wertvoll hier tatsächlich im Sinne von Geld, denn je nachdem, ob vier oder sechs Kennarten auf der eigenen Fläche vorkommen, wird das bei der Antragstellung im dreistelligen Bereich honoriert. Hilfe dazu gibt es bei Simon Christ vom Amt für Landwirtschaft, der das „Wiesenwissen“ engagiert mit begleitete und organisierte. Er gab wichtige Hinweise zur Antragstellung, wobei es auch hier nicht einfach ist, die jeweils günstigste Form für den eigenen Betrieb zu finden. Er beantwortete alle auftauchenden Fragen. Es lagen allerdings nicht nur die Pflanzen auf dem Tisch, die signifikant dem Artenreichtum guttun, sondern auch solche, die wertvollen Boden zu machen, keinerlei Futterwert haben und den Tieren schaden, die sie fressen. Weiter wurden üble Gesellen wie der nicht zu bändigende Neophyt Japanknöterich oder das Jakobskreuzkraut gezeigt, das sich irreparabel auf die Tiergesundheit auswirkt, wenn es gefressen wird.
Nach knapp zwei Stunden waren die Fachgespräche im Außenbereich beendet und die Teilnehmer begaben sich in den „Stubensaal“ des Gasthauses „Bären“. Hier gilt ein besonderer Dank der Veranstalter der Bärenwirtin Leni Kuber, die die Räumlichkeit samt der technischen Ausstattung zur Verfügung stellte.
Thomas Köninger, ebenfalls vom Amt für Landwirtschaft, gab eine weitere Stunde lang die Unterweisung in Sachen „Sachkundenachweis Pflanzenschutz“. Um Pflanzenschutzmittel kaufen und anwenden zu dürfen, müssen Landwirte seit einigen Jahren in einem Zeit raum von jeweils drei Jahren vier Stunden Schulung nachweisen. Hier durften zwei Stunden angerechnet werden. Köninger zeigte mit Fotos und Grafiken viele Möglichkeiten zur abschließbaren, frostfreien Lagerung der Mittel auf, gab Informationen zum „Spritzen TÜV“ und Abstandsregelungen bei Anwendung. Er erläuterte, welche Mittel gegen bestimmte unerwünschte Pflanzen und Neophyten wirksam sind. Nach dem offiziellen Ende der Versammlung wurden die Fachgespräche noch längere Zeit am runden Tisch fortgesetzt.
FAKT: Artenreiches Grünland erfüllt viele ökologische Funktionen
Blumenreiche Wiesen und Weiden lassen sich nur sichern, wenn sie extensiv bewirtschaftet werden. Das hat niedrigere Erträge zur Folge. Deshalb fördert das Land Baden-Württemberg deren Erhalt mit dem Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT). Wie hoch die Förderung ausfällt, hängt von Kennarten ab. Kennarten, das sind typische Kräuter für extensiv bewirtschaftetes, artenreiches Grünland. Unter anderem gehören Margeriten, Schlüsselblumen, Flocken blumen, Lichtnelken, Rotklee, Thymian, Acker-Witwenblume und Wiesenknopf-Arten dazu.