Narrisch viel gerufen und gelacht, aber auch viel Ernst gemacht wurde auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Oberharmersbacher Bärenzunft.





Rund 90 Personen drängten sich dicht an dicht im »Bärencafé« des Hotels Bären – unter ihnen Bürgermeister Richard Weith, Jochen Bockstahler vom VON-Verbandspräsidium sowie der Ortenauer Narrenvogt Gunther Säckinger.
Spätestens mit dem ersten, herzhaft aus allen Kehlen geschmetterten »Bäre – gsähne, Schindel – g’mocht, Stein-Teufel!« herrschte eine fröhlich-entspannte Atmosphäre. Auch wenn es für den auf eigenen Wunsch scheidenden Zunftmeister Lothar Killig emotional nicht einfach war, ein letztes Mal durch eine Generalversammlung zu führen.
»Es ist echt schwierig, hier vorne am Rednerpult zu stehen«, rang er um die richtigen Worte, »ihr seid einfach ein tolles Team.« Umso mehr freute es ihn, dass »wir zum ersten Mal seit der Pandemie dieses Jahr wieder richtig Fasend machen konnten, … deshalb war es für uns ein Genuss, das 50-jährige Jubiläum der Bärenzunft zu feiern« – mit einem schönen Umzug bei schönem Wetter, schön vielen Zuschauern an der Straße und bis in die späten Abendstunden hinein schön friedlich.
Bei den von der Bärenzunft wahrgenommenen fünf Auswärtsterminen nahmen sage und schreibe bis zu 135 Hästräger teil. Und bei der Narro-Beerdigung kamen 38 Hästräger und damit so viele wie schon lange nicht mehr zum Leichenschmaus. Die Zahl der in diesem Jahr ausgegebenen Leihhäs betrug 51.
Wohlwollendes Gebrummel, Geschrei und Geklimper
Entsprechend wohlwollend klang das offizielle »Gebrummel« des Häsvogtes Claus Franke (im Namen seiner Kollegen Joachim Albrecht und Lukas Spitzmüller). Gleiches galt für das »Geschrei der Jugend«, deren vielfältige Aktivitäten Marlen Engelmann in Wort und Bild vorstellte.
Mit einem großen Blumenstrauß und einer dicken Umarmung bedankte sie sich bei der Ehrenzunfträtin Martina Nessler für deren Unterstützung. Die wiederum berichtete zufrieden von diversen gemeinsamen Unternehmungen der Zunft-Senioren, die in einer durchschnittlich 15 Personen starken Gruppe unterwegs sind.
Tief entspannte Mienen auch beim »Geklimper« des Säcklemeisters Herbert Isenmann. Der ebenfalls aus seinem Amt Scheidende berichtete von 105 Buchungen und einem angenehmen Klingelgeräusch in der Kasse, an deren Führung die Kassenprüferinnen Petra Benz und Diana Schirrmaier nichts auszusetzen hatten.
Nach der einstimmig erfolgten Entlastung von Kassierer und Gesamt-Vorstand beschloss die Versammlung eine Satzungsänderung. Der zufolge kann der Vorsitz künftig von einem aus bis zu drei gleichberechtigten Personen (Zunftmeistern) bestehenden Team wahrgenommen werden. Auf diese Weise will der Verein die Führungslast und Verantwortung »der immer schwieriger werdenden Arbeit im Ehrenamt« auf mehreren Schultern verteilen.
Der nach insgesamt 20 Vorstandsjahren scheidende Lothar Killig dankte allen für die starke Unterstützung, die er als Zunftmeister innerhalb und außerhalb des Vereins erhalten hat und die er in gleicher Weise seinen Nachfolgern wünscht. »Ich bin glücklich, dass ich eine so tolle Truppe habe führen dürfen!« Sprach’s und verließ unter lang anhaltendem Applaus den Vorstandstisch, um sich still und bescheiden ein anderes Plätzchen zu suchen.
Teilneuwahlen
»Ich habe das Vergnügen, sozusagen als Geburtshelfer für das neue Vorstandsteam tätig zu sein«, freute sich der zum Wahlleiter ernannte Bürgermeister Richard Weith. Frank Burger, Claus Franke und Timo Golla hatten sich als künftig gleichberechtigte Zunftmeister zur Verfügung gestellt, per geheimer Abstimmung wurden sie mit deutlicher Mehrheit gewählt.
Weitere Teilneuwahlen bestätigten die erste Zunftschreiberin Marlen Engelmann in ihrem Amt. Als Kassiererin übernimmt Linda Huber von Herbert Isenmann die Finanzgewalt, ihr zur Seite steht künftig Felix Golla.
Für zwei der insgesamt drei Häsvögte standen ebenfalls Neuwahlen an: Joachim Albrecht wurde in seinem Amt bestätigt. Lars Boschert tritt an die Stelle Claus Frankes, der diesen Bereich jedoch als »Vorstand Häsvögte« weiterhin unterstützt. Die bisherige Jugendwartin Isabell Schwarz hört aus familiären Gründen auf, Marlen Engelmann übernimmt kommissarisch. Als neue Beisitzer fungieren Lucas Lehmann und Patrick Ketz.
Als nun aus ihren Ämtern Geschiedene wurde Ex-Zunftmeister Lothar Killig zum Ehrenzunftmeister und Ex-Säcklemeister Herbert Isenmann zum Ehrenzunftrat ernannt sowie mit einem Präsent bedacht – zum Dank für langjährige, aufopferungsvolle Vereinsarbeit. Mit einem Abschiedsständchen für die beiden ging die vierstündige Versammlung zu Ende.
Jede Menge Ehrerweisung
31 Mitglieder der Bärenzunft Oberharmersbach erhielten teils hochkarätige Auszeichnungen




Einen breiten Raum nahmen die Ehrungen bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Bärenzunft ein. Allen voran sieben Ehrungen seitens des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte (VON), sie wurden vorgenommen von Präsidiumsmitglied und VON-Chronist Jochen Bockstahler sowie von Gunther Säckinger, Narrenvogt der Vogtei Ortenau.
Den Verdienstorden des Verbandes erhielt der scheidende Zunftmeister Lothar Killig. Seit fast 25 Jahren in der Oberharmersbacher Bärenzunft, hat er »stolze 17 Jahre als Kapitän das Oberharmersbacher Narrenschiff sehr erfolgreich und mit viel Ruhe und Umsicht gelenkt und so die Zunftgeschichte maßgeblich mitgeprägt, war mit Leib und Seele bei allen Angelegenheiten an vorderster Front mit dabei.« Besonders her vorzuheben: 2017 das 44-jährige und in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum der Bärenzunft.
»Lothar organisierte jede Veranstaltung von A bis Z mit und hatte so manch schlaflose Nächte, in denen er alles bestens geplant und vorbereitet hat«, betonten die VON-Vertreter, auch seine handwerkliche und kreative Seite habe Lothar Killig dabei eingesetzt. Überdies waren ihm Kameradschaft und Geselligkeit wichtige Eckpfeiler bei der Vereinsarbeit, ebenso wie der Kontakt und Austausch mit den Patenzünften, und »auch auf Vogtei-Ebene war auf Lothar immer Verlass, es war ein harmonisches Miteinander über all die Jahre.«
Die Laudatio resümierte: »Sich über eine so lange Zeit ehrenamtlich mit so viel Herzblut zu engagieren und eine so große Verantwortung für den Verein als erster Vorstand zu tragen, verdient unser aller Respekt und Hochachtung und ist ein Vorbild für die kommenden Generationen.«
Ebenfalls einen Verdienst orden für »sinni b’sundere Leischdungen rund um die Oberharmersbacher Fasent« erhielt Herbert Isenmann, der nach 26 Jahren von der Zunft in den wohlverdienten »Vorstandsruhestand« verabschiedet wurde. 1997 trat er dem Zunftrat als Beisitzer bei, seit 2006 herrschte er als Säcklemeister und damit erster Kassierer über die Finanzen der bärigen Zunft. Damit nicht genug: Mit seiner Routine und reichhaltigen Erfahrung »het er alles g’nau im Kopf g’het un dodurch on alles denkt, was wichtig war.«
Verdienstorden und »s’ halbe Lebe«
Mit dem ‚Verbandsorden »s’ halbe Lebe« ausgezeichnet wurden Reinhilde Frantz, Manfred Schöpf und Reinhard Schwarz – für außerordentliches Engagement und großartige Leistungen, die sie über 44 Jahre hinweg in der Oberharmersbacher Fasnet erbracht haben.
Reinhilde Frantz und ihr Mann Johann »sind echte Narren«, hieß es in der Laudatio, »der Narrengeist ist mittlerweile über ihre Kinder auch auf die Enkel übergesprungen.« Als Johann Frantz als Häsvogt in den Ruhestand ging, übernahm seine Frau dieses Amt bis ins Jahr 2012, gemeinsam mit Martina Nessler kümmert sie sich heutzutage um die Aktivitäten der Zunftsenioren. Und: Bei Arbeitseinsätzen ist sie nach wie vor »immer bei den Ersten, die Kommen und bei den Letzten, die gehen.«
Manfred Schöpf, der bereits vor einigen Jahren den VON-Verdienstorden erhielt, ist seit 1979 nicht mehr aus dem Verein wegzudenken und ein vielfacher Unterstützer, unter anderem mit seinem Maschinenpark. Zudem vertritt er in vielen tiefgründigen Gesprächen mit den Zunfträten eine klare Meinung – und das immer zum Wohle der Bärenzunft. »Die Zunft hat für ihn extra einen neuen Orden beantragt, damit er auch weiterhin geehrt werden kann«, scherzte der Laudator.
Wegen Abwesenheit konnte Reinhard Schwarz seinen Verbandsorden »s’ halbe Lebe« leider nicht entgegennehmen. Bei Preismaskenbällen beeindruckte er immer wieder mit seinen selbst entworfenen, holzgeschnitzten Masken. Ihm hat die Bärenzunft die 1993 entstandene Figur des Schindelmochers zu verdanken. Aber auch beim dritten Häs der Zunft, dem Steinteufel, »het de Reinhard d’Finger mit ihm Spiel g’het.« Damit nicht genug: Aufgrund seiner großartigen Schnitzkunst »konn d’ Zunft voller Stolz behaupte, de schönst Narrebaum in de Region zu besitzen.«
Joachim »Männi« Albrecht und Marlen Engelmann wurden für ihre Verdienste um die Bärenzunft Oberharmersbach und das fastnächtliche Brauchtum am alemannischen Oberrhein jeweils mit dem Verbandsorden in Bronze ausgezeichnet. Joachim Albrecht, seit 33 Jahren in der Bärenzunft aktiv, hatte schon 1997 bis 2000 die verschiedensten Aufgaben im Zunftrat übernommen, war seit 2012 Beisitzer und ist seit dem vergangenen Jahr als einer der drei Häsvögte im Zunftrat aktiv.
Marlen Engelmann wiederum wurde gleich nach ihrem Eintritt in den Zunftrat gewählt, seit 2012 bekleidet sie mit viel Elan das Amt der ersten Schriftführerin. Egal wie viel Arbeit ansteht, »Bei Marlen gibt es nie ein Nein, auf sie ist immer Verlass.« Besonders wichtig ist der Mutter dreier kleiner Bärenkinder die Jugendarbeit mit dem Narrensamen, ebenso bereitet sie alljährlich den Narrengottesdienst mit vor.
Viel würdiges Metall
Bürgermeister Richard Weith mischte sich im Namen der Gemeinde ebenfalls unter die Ehrenden. Nonchalant griff er dazu in eine Tasche seines Jacketts. Die drei kleinen Schachteln, die er zutage beförderte, erhielten jeweils eine kleine Silbermünze, die er samt Urkunde Reinhilde Frantz, Manfred Schöpf und Reinhard Schwarz verlieh, als zusätzliche Anerkennung für 44 Jahre aktiven Einsatz für die Oberharmersbacher Bärenzunft.
Doch noch eine vierte Schachtel hielt der Bürgermeister parat. Diese überreichte er dem frisch verabschiedeten Zunftmeister Lothar Killig, er enthielt die große Silbermünze und damit die zweithöchste Auszeichnung der Gemeinde. »Die höchste Auszeichnung ist die Goldmünze«, erklärte das Ortsoberhaupt und feixte zum Vergnügen aller, »und danach kommt gleich das Paradies.«
Mit der großen Silbermünze dankte Richard Weith dem Bärenzunftler: »So einen Verein heutzutage zu leiten ist nicht nur ein Vergnügen«, würdigte er Lothar Killig für dessen unermüdlichen Einsatz und die «immer sehr konstruktive Zusammenarbeit«.
Damit allerdings war der Ehrungsreigen noch lange nicht beendet, denn der Verein zeichnete weitere langjährige Mitglieder aus: Seit 33 Jahren mit von der Partie sind Gabriele Ernst, Susi Franke und Alexander Kasper, sie erhielten das Vereins abzeichen in Gold.
Mit Silber für 22 Jahre ausgezeichnet wurden Eva-Maria Echtle, Tanja Fritsch, Angelika Hug, Simone Hug, Sandra Brucher-Hug, Martin Kienzle, Karoline Kornmayer, Simone Maier, Isabell Schwarz.
Bronze für elf Jahre Vereins angehörigkeit ging an Niklas Becker, Lars Boschert, Marlen Engelmann, Lena Franke, Felix Golla, David Hug, Matthias Hug, Maren Jung, Alexandra Kempf, Daniel Kempf, Dennis Lehmann, Manuel Lehmann, Theresa, Lemann, Lorena Schmieder, Andras Schwarz.