Ein letztes Mal stand das nunmehr 66 Jahre alte und dem Abbruch geweihte Feuerwehrhaus ganz im Mittelpunkt. Vorrangig galt es anlässlich der Herbst übung der Freiwilligen Feuerwehr Oberharmersbach, aus diesem Gebäude Menschen zu retten. Nicht wenige Zuschauer verfolgten das Geschehen in der Ortsmitte, bei der rund 50 Feuerwehrleute und Rotkreuzhelfer alarmiert worden waren.


Das Feuerwehrhaus war in dichte Schwaden gehüllt. Der angenommene Schwelbrand verhinderte eine Fluchtmöglichkeit durch das Treppenhaus. An den Gaubenfenstern im Dachgeschoss machten eingeschlossene Personen auf sich aufmerksam. Nur wenige Minuten nach Eingang des Alarms waren die Rettungskräfte – die Freiwillige Feuerwehr Oberharmersbach und das Deutsche Rote Kreuz Unter-Oberharmersbach – mit mehreren Fahrzeugen vor Ort.
»Ein Mehrfamilienhaus älterer Bauart eignet sich für eine realistische Übung zur Rettung von Menschenleben« beschrieb Rainer Lehmann, einer der stellvertretenden Kommandanten und Gruppenleiter, den Schwerpunkt der Übung. Die unabhängige Wasserversorgung sei hier unmittelbar neben dem Waldhäuserbach nicht das Problem. Vor drei Monaten hätte auch das trotz des Einsatzes eines Tanklöschfahrzeuges aber zu einem Problem werden können.
Mit den vierteiligen Steckleitern der örtlichen Wehr war die Rettung der eingeschlossenen Personen im Dachgeschoss nicht möglich. Kommandant Dietmar Lehmann alarmierte umgehend die Drehleiter von der Nachbarwehr in Zell am Harmersbach, die nach zehn Minuten am Übungsobjekt eintraf.
Der weitere Ablauf zeigte das professionelle Zusammenspiel der verschiedenen Einsatzgruppen. Während die Löscharbeiten von außen anliefen, hatte Manuel Lehmann, der ebenfalls als Stellvertreter fungiert, vier Atemschutztrupps mit jeweils zwei Mann zur Bergung der eingeschlossenen Personen auf den Weg geschickt. Systematisch wurde Raum für Raum durchsucht. Ein dichtes Gewirr von Schläuchen im Treppenhaus zeigte, dass die Brandbekämpfung zwischenzeitlich auch von innen begonnen hatte.
Fünf Personen mit Platzwunden, Frakturen sowie Rauchgasvergiftungen wurden über die Drehleiter sicher geborgen, ebenso wie vier traumatisierte Personen. Wie immer hatten Mitglieder der Jugendwehr diese Rolle übernommen. In sicherem Abstand zum angenommenen Brandobjekt war eine Erstversorgungsstation eingerichtet, wo sich neun Rotkreuzhelfer mit der Vorsitzenden Elvira Schilli und Bereitschaftsleiter Julian Schilli um die verschiedenen Verletzungen und die Betreuung kümmerten.
Kommandant Dietmar Lehmann zeigte sich mit Verlauf der Übung zufrieden. »Die Übung hat einmal mehr gezeigt, dass die verschiedenen Gruppen gut kooperieren und auch die Zusammenarbeit mit dem DRK und der Nachbarwehr reibunglos läuft«, dankte er den Rettungskräften. Anerkennende Worte fand er auch für die anwesenden Alterskameraden, die damit noch immer ihre Verbundenheit zur aktiven Wehr zeigten. Während Markus Fautz mit den wichtigsten Zahlen zum zeitlichen Ablauf der Übung zusammenfasste, gab sich Bürgermeister Richard Weith ebenfalls überzeugt. »Um die Schlagkraft der Wehr brauchen wir uns nicht zu sorgen« lobte er die Akteure des Tages. Sorge bereite ihm allerdings die »Tagverfügbarkeit« der Wehrleute, da nur die geringere Zahl der Feuerwehr hier im Ort beschäftigt sei. Dieses Problem müsse man im Auge behalten. Zum Dank für die geleistete Arbeit lud der Rat hauschef die Beteiligten zum stärkenden Vesper ins Gasthaus »Posthörnle« ein.
Schrecksekunden eines Bürgermeisters
Bürgermeister Richard Weith hoffte auf einen wohl eher entspannten Samstagnachmittag, als er sich während der Herbstübung der Freiwilligen Feuerwehr von deren Leistungsstand ein Bild verschaffen wollte. Alles war gut vorbereitet. Die Nebelmaschine leistete ganze Arbeit und hüllte das alte Feuerwehrhaus für die anstehende Übung in dichte Schwaden.
Doch kaum waren die ers ten Fahrzeuge am Übungsort eingetroffen, schien die Probe um eine Dimension realistischer zu werden. Nebenan im Rathaus machte die Brandmeldeanlage gebührend auf sich aufmerksam. Mit den Nebelschwaden stieg die Unruhe.
Die Ursache des Alarms war allerdings rasch gefunden. Ein Durchbruch in der Kellerwand des Rathauses für die Nahwärmeleitung, die eine Verbindung zwischen Feuer wehrhaus und Rathaus herstellte, war gleichsam das Einfallstor für die Nebelschwaden vom Nachbargebäude. Weitere Maßnahmen waren nicht erforderlich. Die Gemeinde weiß auf jeden Fall: die Brandmeldeanlage funktioniert.