Oberharmersbachs nahezu tausend Hektar großer Gemeindewald hat ein finanziell katastrophales Jahr hinter sich. Obwohl im vergangenen Jahr der Holzeinschlag mit rund 9.000 Festmeter etwas über dem Nutzungssoll lag, wird das Ergebnis wohl eine Nullrunde werden.
Die alljährliche Waldbegehung eröffnete dem Gemeinderat nicht nur die finanzielle Perspektive. Eine Vielfalt von Aspekten wurde im Rahmen einer kleinen Wanderung diskutiert: Vom aktuellen Holzeinschlag über die stark wechselnde Marktlage, von waldbaulichen Maßnahmen im Zeichen des Klimawandels über die Unterhaltung der Waldwirtschaftswege bis zu einer zeitgemäßen Ausrüstung der Forstwirte.
Desaströse Entwicklung
»Die Holzerlöse sind in den Hauptsortimenten von 2017 bis 2020 stetig gesunken«, verweist Revierförster Hans Lehmann auf die desaströse Entwicklung der vergangenen Jahre. Während die Gemeinde in der Dekade 2007 bis 2016 jährlich durchschnittlich einen Reinerlös von knapp 200.000 Euro im Haushalt verbucht habe, gingen die Ergebnisse in den Trockenjahren 2018 bis 2020 mit jedem Jahr steil nach unten. Die rückläufigen Einnahmen seien vor allem dem Überangebot an Schadholz (Trockenschäden, Käferholz, Schneebruch und Sturmholz) aus diesen Jahren geschuldet, so Lehmann. Im laufenden Jahr habe der Holzpreis wegen des überörtlichen Rohstoffmangels deutlich angezogen. Aktuell gelte es mit einem Holzeinschlag auf Sicht den Preis nicht zu gefährden. »Man muss die Aufnahmefähigkeit des Marktes im Auge behalten«, mahnte der Revierförster zur Vorsicht. Aktuell werde im Gemeindewald weiter Holz eingeschlagen, solange es die Verhältnisse zuließen.
Mehr verschiedene Arten
»Wir brauchen in den Beständen ein breiteres Baumartenspektrum zur Risikominimierung«, forderte Alexander Wenz, Büroleiter im Forstbezirk Offenburg. Einzelne Baumarten wie die Fichte könnten durch die zunehmende Trockenheit und Erwärmung als Hauptbaumart in vielen Wäldern massiv unter Druck geraten. Mit der Douglasie und Roteiche nannte er zwei Arten, die bisher mit den Veränderungen besser zurecht kamen. Die sogenannten »Artensteckbriefe«, ausgearbeitet von der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg, können bei der Auswahl an möglichen Ausweichbaumarten für Waldbesitzer und Förster hilfreich sein. Sie stellen eine Übersicht über mögliche zum Einsatz kommende Baumarten dar.
Handlungsbedarf wegen sandiger Böden
Man sei, so Wenz, im Gemeindewald wegen der Höhenlage von rund 600 bis 900 Meter weniger dem Druck durch die zunehmenden Erwärmung ausgesetzt als in den Waldungen in tieferen Regionen. Allerdings sei man mit den sandigen Böden über dem Buntsandstein besonders auf regelmäßige Niederschläge angewiesen, könne hier also sehr ernste Probleme mit der zunehmenden Trockenheit bekommen. »Und deswegen besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf«, mahnte Wenz zu raschem Umdenken. Ferner müsse man langfristig beobachten, wie sich die neuen Baumarten am Holzmarkt etablieren und welche Schädlinge oder Krankheiten diesen Hölzern zusetzten.
Es gelte allerdings gezwungenermaßen jährlich aufs Neue abzuwägen, welche Mittel man für die kostenintensiven Maßnahmen einer Pflanzung ausgeben könne, führte Revierleiter Hans Lehmann an. Dazu gehörten natürlich auch die Wegunterhaltungsarbeiten und die Jungbestandspflege, die man keineswegs nicht vernachlässigen dürfe.
Die verschiedenen Waldbilder, welche den Teilnehmern im Laufe des Nachmittags vorgestellt wurden, zeigten insgesamt einen intakten Gemeindewald, dessen »Bewährungsprobe« in den kommenden Jahren allerdings noch ansteht.