Mit der sicheren Verankerung der Kreuzblume ist die Sanierung der Sandsteinfassade abgeschlossen. Putz- und Malerarbeiten folgen in den nächsten Tagen, ehe das Schwerlastgerüst abgebaut wird und somit den gewohnten Blick auf das Rathaus freigibt.
Seit Januar 2020 steht das Schwerlastgerüst an der vorderen Giebelseite des Rathauses. Ungezählte Male sind die Beschäftigten der Firma Jogerst Sandsteintechnologie die Stufen rauf und runter gegangen, um nach und nach die Narben der Sanierung zu verschließen. Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten, witterungsbedingt und wegen Lieferschwierigkeiten, erhebliche Verzögerungen.
Marc Gauthis und Gerhard Rettinger kamen bei diesen Ausbesserungsarbeiten ein letztes Mal kräftig ins Schwitzen. 75 Kilogramm wiegt das letzte Teilstück, das die beiden die 200 Stufen bis auf die letzte Etage des Gerüsts hoch schleppen mussten. Fachgerecht verankert, ziert die Kreuzblume den höchsten Punkt des Giebels in rund 21 Meter Höhe.
Klotz am Haken
Vier Tage zuvor wäre man allein mit Muskelkraft nicht weit gekommen. Neben anderen Teilen der geschwungenen Fassade fand auch der Abschlussstein seinen angestammten Platz. Martin Schmieder von der Oberharmersbacher Firma Schnurr nahm den 1,1 Tonnen schweren Klotz an den Haken. Mit einem Flaschenzug wurde der Schluss-Stein Millimeter für Millimeter abgesenkt und exakt positioniert.
Ganzes Ausmaß nach Reinigung deutlich
Ein langer und beschwerlicher Weg, der auch nicht ganz billig ist, führte jetzt zum absehbaren Ende der Rathaussanierung. Das ganze Ausmaß der Schäden an der Außenhaut des Gebäudes zeigte sich erst nach einer eingehende Inspizierung mit einem Hubsteiger und nach einer gründlichen Reinigung des Sandsteins.
Der Einfassung der Fenster mit ihren Sandsteingewändern, den aufwendigen Ornamente mit neugotischen Stilelementen wie Krabbe und Knauf, Nonnenköpfe und andere filigranen Schnörkeln hatte in den vergangenen 120 Jahren die Verwitterung teilweise arg zugesetzt. Obwohl man von vorneherein sich auf das Erforderliche beschränkte, war an nicht wenigen Stellen ein Massivaustausch angesagt. Exakte Kopien zieren jetzt an vielen Stellen die Fassade und Außenwände der Oberharmersbacher Verwaltungszentrale.
Bevor die Tinte trocken war
Der ursprünglich veranschlagte Betrag für die Sandsteinsanierung mit nur einem kleinen Bruchteil der jetzt anstehenden Kosten hatte von seiner Größenordnung her kaum symbolischen Wert. Diese Zahl war Makulatur, bevor die Tinte trocken war und hatte nicht einmal den Wert des Papiers, auf dem sie stand. Was sich die Ratsherren bei der Errichtung des Rathauses 1902 an Verzierungen gönnten, belastet heuer die finanziell klamme Gemeinde. Insgesamt dürfte nur für die Außenhaut rund eine halbe Million Euro zu Buche schlagen. Was letztlich die Gemeinde nach Abzug von Zuschüssen und Fördermitteln zu berappen hat, wird die Schlussrechnung zeigen.