Die aufwändige und kostenintensive Sanierung der denkmalgeschützten Rathausfassade hat ein weiteres wichtiges Etappenziel geschafft. Seit Montagnachmittag ist das Ornament der Sonne wieder an seinem angestammten Platz.
In gut 16 Meter Höhe über dem Sturz des Giebelfensters haben die Bauherren vor gut 120 Jahren sich den Luxus erlaubt und die Verzierung platziert. Jetzt bleiben dem Forchheimer Bildhauer Ulrich Sälzle noch ein paar
Augenblicke, sein Werk ein letztes Mal auf dem Anhänger in der Horizontalen zu betrachten. In seiner Werkstatt hat er aus dem gut eine halbe Tonne schweren Sandsteinblock das filigrane Ornament originalgetreu herausmodelliert, eingerahmt von Sandsteinblumen und mit demselben grimmigen Blick, mit dem das Gesicht des Sonnengottes seit 1901 aus luftiger Höhe auf den Rathausplatz hinunter schaut.
»Bei der Komplexität dieser Arbeit spielt die Zeit eine untergeordnete Rolle«, hält Sälzle sich bedeckt, wie lange er in seiner Werkstatt an diesem Stein gearbeitet hat. Vielmehr zollt er den Handwerkern Respekt, die vor über einem Jahrhundert derartig verzierte Steine ohne die heutigen modernen Hilfsmittel angefertigt haben.
Die Montage läuft wie am Schnürchen. Ulrich Sälzle und Marc Gauthis sichern das Kunstwerk mit Gurten, Kranführer Stefan Vanderlieb nimmt den Koloss an den Haken. Dann schwebt der Stein, von sicherer Hand geführt, zu Stefan Schnakenwinkel, der in luftiger Höhe die kostbare Fracht entgegen nimmt. Das eingespielte Team dirigiert den Stein millimetergenau an den Platz, wo zuletzt das angegriffene Original demontiert worden war.
Jetzt sind zuerst wieder die Maurer gefragt, denen die Vorbereitungen für das Aufsetzen der restlichen Teile des Sandsteingiebels obliegen. Mag es auch noch so zügig voran gehen, wie bisher, der grimmige Blick der Sonne ist für die nächste Zeit im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gehauen, möglicherweise zurecht, wenn dann mal die Abschlussrechnungen der Sanierung auf den Tisch flattern…