Der Zeitplan steht – wenn das Wetter mitspielt. Bis zum Sommeranfang spätestens soll das Schwerlastgerüst an der Giebelfassade des Rathauses abgebaut werden. Dann werden die sanierten Sandsteine der Fenstergewänder und vor allem des geschwungenen Giebels erneuert bzw. an ihren angestammten Platz zurückgekehrt sein.
Den Umfang der Sanierung genau zu taxieren, war erst nach einer eingehenden Untersuchung vor nunmehr anderthalb Jahren möglich. Erst dann wurde exakt aufgelistet, welche Teile saniert oder komplett ausgetauscht werden mussten. Alle Abdeckplatten des prächtig geschwungenen Giebels muss ten, wie schon die Abdeckplatten des getreppten Giebels an der Rückseite, komplett demontiert und überwiegend ersetzt werden. Nur der weit geringere Teil der rund zwei Dutzend Teile fand mit Nachbearbeitung wieder Verwendung.
Es galt, die frostfreien Tage – und Nächte – abzuwarten, ehe die Arbeiten wieder anliefen. Der auffällig kalte April bremste den Fortgang der Sanierung. Am Dienstagmorgen lieferte ein Tieflader den Großteil der Fassadensteine für den Giebel. Für die Schlussarbeiten zeichnet die Mannschaft verantwortlich, die im September des vergangenen Jahres auch die Abdeckplatten abgenommen hatte. Wer abbaut, muss auch wieder aufbauen, könnte die Devise lauten.
Während unten am Tieflader Marc Gauthis die zum Teil mehrere hundert Kilogramm schweren Teile sicher an den Haken bringt, leistet Kranführer Stefan Vanderlieb Millimeterarbeit, um die Steine möglichst exakt in rund 10 Meter Höhe »abzuliefern«. Dort haben Stefan Schnakenwinkel und Ulrich Sälzle schon alles vorbereitet, um die Fassade wie das demontierte Original in die Höbe wachsen zu lassen.
»Wir können die Abschluss arbeiten nur in Etappen voranbringen, weil nach und nach ein Teil des Mauerwerk ersetzt werden muss«, erklärt Marcel Ohnesorge, der als staatlich geprüfter Restaurator verantwortlich den Bereich Restaurierung der Oberkircher Firma »Jogerst Steintechnologie« leitet und bei dem auch die Fäden der Außensanierung des Oberharmersbacher Rathauses zusammenlaufen. Der letzte Abschnitt der Rathaussanierung werde wegen der aufwendigen Vorbereitungen vor Ort noch rund vier Wochen dauern. »Das Wetter diktiert uns dabei den Takt der Arbeiten«, gibt er zu bedenken.
So können sich die Oberharmersbacher allmählich vom Gerüstbild in der Ortsmitte verabschieden. Der ungestörte Blick auf die neue Fassade wird sicher alle Bürger freuen, wenn die noch ungezählten Wermutstropfen der Kosten diesen Eindruck nicht allzusehr trüben.