Die bekannte und geschätze Oberharmersbacher Geschäftsfrau Lotte Haubold ist im Alter vom 85 Jahren verstorben. Im Alter von 21 Jahren hat sie ihr »Lädele« eröffnet, das zu ihrem Lebensinhalt wurde. Auch in der Dorfgemeinschaft war die »Lotti« engagiert und gehörte nahezu allen örtlichen Vereinen an.
Am 20. Dezember 1956 hatte Lotte Haubold in der Nockenstadt ihr Tante-Emma-Laden eröffnet. Auf 30 Quadratmetern bot sie alles, was auch heute noch zu einem Nahversorger dazugehört. Morgens gab es frische Weckle und Brezeln vom Dörlfebeck. Es gab damals schon eine Wurst- und Käsetheke und Schreibwaren für die Kinder. Obst und Gemüse wurden von der Firma Edeka zweimal in der Woche geliefert. Auf der Theke standen offene »Gutzili« für zehn Pfennig.
Lotte Haubold hat zeitlebens ihre Erlebnisse aufgeschrieben. Ihre Erinnerungen an die Anfänge des kleinen Lädeles sind auch ein lebendiges Kapitel Oberharmersbacher Ortsgschichte. Die Marktlage war nicht schlecht. Gleich nebenan befand sich die damalige Schule Hub. Vor dem Haus war ein großer Garten und der Pausenhof der Hubacher Schüler, die vom Angebot der Lotte gerne Gebrauch machten. Auch die Firma Holzer mit damals 30 Mitarbeitern war ganz in der Nähe. Die Brugässler und Nockenstädtler waren von Anfang an gute Kunden. Dennoch musste sich Lotte Haubold mit ihrem Laden behaupten, denn es gab noch etliche alteingesessen Geschäfte in Oberharmersbach.
Die Geschäfte liefen gut und bereits im Jahr 1966 erfolgte die erste Erweiterung. Wiederum zehn Jahre später im Jahr 1976 vergrößerte Lotte Haubold erneut und erweiterte den Lebensmittelhandel um eine Textilabteilung. Mit einem weiteren Umbau im Jahr 1984 erreichte der Einkaufsmarkt seine heutige Größe mit 360 Quadratmetern Verkaufsfläche. Drei Jahre später trat ihr Sohn Heinz Haubold jun. die Nachfolge an. Lotte Haubold blieb mit ihrer Schaffenskraft dem Familienunternehmen erhalten und saß auch im Jahr 2010 mit inzwischen 75 Jahren immer noch an der Kasse. Erst als ihr Sohn den Frischemarkt verpachtet hat, endete auch die berufliche Laufbahn von Lotte Haubold.
Die Wiege von Lieselotte Haubold stand am 4. Februar 1935 in Zürich, wo ihr Vater, Küfermeister Leonhard Isenmann, zu dieser Zeit ein Anstellung hatte. Er ist im Jahr 1945 im Krieg gefallen. Ihre Mutter Cäcilia, in zweiter Ehe mit August Acker verheiratet, betrieben die Küferwerkstatt und eine kleine Landwirtschaft. Sie ermöglichten es ihrer 21-jährigen Tochter im Jahr 1956, auf 30 Quadratmetern ein kleines Lädele zu eröffnen.
Ihr zukünftiger Mann Heinz Haubold sen. war als Metallarbeiter bei der Firma Holzer in der Nachbarschaft beschäftigt. Bei der Familie Acker konnte er ein Zimmer anmieten und wohnte damit Tür an Tür mit seiner späteren Frau Lieselotte. Schon im Jahr 1957 läuteten für sie die Hochzeitsglocken. Aus ihrer Ehe gingen die Kinder Petra, Wilfried und Heinz hervor. Heute trauern mit ihren Familien auch zehn Enkelkinder und elf Urenkelkinder um ihre Oma und Uroma. Ein schwerer Schicksalsschlag war für Lotte Haubold der Tod ihres Mannes im Jahr 2006 und damit nur ein Jahr vor der goldenen Hochzeit.
Die Oberharmersbacher Vereinsgemeinschaft hatte in Lotte Haubold eine aktive Förderin. Sie gehörte aktiv dem VdK und dem Sportverein Oberharmersbach an, stand beim Rentnerball aktiv auf der Fasentbühne und besuchte gerne die Treffen des Volksliedersingkreises. Der Kegelclub »Die Holzfäller« war für Heinz und Lotte Haubold wie eine zweite Familie und sie pflegten in diesem Kreis viele schöne Freundschaften. Beim Tourimusverein engagierte sie sich für den Fremdenverkehr in Oberharmersbach.
Lotte Haubold war weltoffen, hielt gerne ein Schwätzle mit den Nachbarn, war immer für ihre Kunden da und Einheimische und Gäste waren bei ihr stets herzlich willkommen.
Seit etwa fünf Jahren litt Lotte Haubold unter gesundheitlichen Einschränkungen und war zuletzt auf die Pflege ihrer Familie angewiesen. Zuhause ist sie nun nach einem ausgefüllten Leben friedlich eingeschlafen. Zweilfelsfrei hätte die geschätzte Geschäftsfrau und vielseitig engagierte Mitbürgerin ein größeres Trauergeleit verdient, als es derzeit wegen der Pandemie möglich ist. Im engsten Kreis ihrer Familie wird Lieselotte Haubold am morgigen Donnerstag zu Grabe getragen. Allen Angehörigen gilt die herzliche Anteilnahme.