Nach 47 Jahren endet für Anna Kasper und Ursula Kasper eine unfallfreie Zeit hinter dem Steuer. Mit Taxi und später mit dem Bus haben sie mehrfach den Erdball umrundet und ihre Fahrgäste immer wieder sicher an ihr Ziel gebracht.
Firmenchef Frank Kasper überreichte den beiden Damen zum gemeinsamen Abschied aus dem Erwerbsleben die entsprechende Urkunde des Verbandes Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO). »Mir bleibt zum Abschied nicht nur ein herzliches Dankeswort für Euren unermüdlichen Einsatz in unserer Firma«, lobte er seine Mutter Anna und Tante Ursula. Zur Urkunde überreichte er auch einen Blumenstrauß und ein Geldpräsent.
Die Karriere hinterm Steuer begann für Ursula Kasper 1961. Taxifahrten waren die ersten Aufträge. Weniger Jahre später stieß Anna Kasper dazu, die Frauen der beiden Brüder Robert als Firmeninhaber und Artur als ständiger Mitarbeiter waren ein wichtige Stütze in dem Familienbetrieb. Mit der Zunahme der Busfahrten zu Beginn der 1970er Jahre erweiterten die beiden Damen 1973 ihre Fahrlizenz um den Busführerschein für 25 Personen. Ab diesem Zeitpunkt waren sie zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten auf Achse. Auch nach dem frühen Tod ihres Mannes Artur im Jahre 1988 hielt Ursula der Firma Kasper die Treue und unterstützte ihre Schwägerin Anna und Schwager Robert.
Jetzt ist die Fahrerlaubnis der beiden routinierten Chauffeurinnen ausgelaufen und hätte erneuert werden müssen. »Mit 80 kann man mal ans Aufhören denken«, meinte Ursula und Anna, zwei Lenze jünger, stimmte ihr zu. Was die beiden so alles zu erzählen wissen, gäbe bei Vollständigkeit ein abendfüllendes Programm.
Fast nicht mehr vorstellbar sind die regelmäßigen Touren von Oberharmersbach auf den Haslacher »Soumärkt«: VW Cabrio, hinten auf der Motorhaube ein Ständer mit dem geflochteten Korb für die Ferkel, meist als »Doppeldecker« geladen. Nicht minder legendär waren die alljährlichen Fahrten bei der Waldbegehung, wobei Ursula Kasper in Doppelfunktion als Busfahrerin und Gemeinderätin die Ratsmitglieder, die mitunter an Steigungen über die geringe PS-Zahl des Busses spöttelten, immer wieder sicher aus dem Wald herausbrachte.
Ein Erlebnis sucht allerdings seinesgleichen. Als zu Beginn der 1970er Jahre die Firma Kasper Betriebsangehörige der damaligen Firma Holzer fuhr, lief die letzte Fahrt nachts nach der Spätschicht um 11 Uhr. Wegen widriger Umstände kam es in all den Jahren mal vor, dass der Bus nicht rechtzeitig vor dem Werkstor stand. Die wartenden Arbeiter griffen zu einer erzieherischen Maßnahme. Sie standen sich nicht die Beine in den Bauch, sondern zogen rasch zum nahen Gasthaus »Ochsen«. Dort war die Warterei wesentlich einfach zu ertragen. »Und das Ende vom Lied: der Busfahrer musste schließlich jeweils die Zeche der Wartenden bezahlen« lacht Anna Kasper heute noch über die Reaktion ihrer Fahrgäste.





