Rund zwei Jahre dauert nunmehr die Sanierung des Oberharmersbacher Rathauses. Während in den neuen Räumen schon seit einem halben Jahr wie üblich gearbeitet wird, sieht allmählich auch das Äußere seiner Vollendung entgegen. Nach einem weiteren Baufortschritt wurde jetzt das Gerüst zumindest an drei Seiten abgebaut.
Mit dem Gerüst war das so eine Sache. Erstmals im September 2018 wuchsen auf den Spindelfüßen die Gerüstfelder mit Vertikalrahmen und Belagtafeln in die Höhe. Rund 1.000 Quadratmeter umhüllten das Rathaus, an den beiden Giebelseiten bis zu zehn Etagen hoch.
Jetzt war es auch möglich, einzelne Teile der Sandsteinfassade genauer unter die Lupe zu nehmen. Eher unzulänglich war man ursprünglich von einem verschwindend geringen Betrag ausgegangen, um Fenstergewänder und die kunstvoll geschwungenen Ornamente zu sanieren, die sich die Ratsherren vor 120 Jahren beim Bau des Rathauses als Statussymbol gegönnt hatten.
Der Zahn der Zeit hatte ordentlich genagt. Nach einer intensiven Begehung und einem zusätzlich in Auftrag gegebenen mineralogischen Gutachten wusste man verlässlicher um die finanzielle Dimension der Sanierung. Eine sechsstellige Summe im mittleren Bereich wird bis zum finalen Abschluss nur für die Sandsteinpositionen anfallen. »Wir hoffen, über Fördermittel einen Teil davon kompensieren zu können«, hofft Bürgermeister Richard Weith mit Blick auf die klamme Finanzsituation der Gemeinde.
So verschwand im April 2019 das Gerüst nach Abschluss der Sanierung des Daches. Und während in den Räumlichkeiten die Feinarbeiten anstanden, wurden draußen die Vorbereitungen für den Fortgang der Sanierung getroffen. Da die auszuwechselnden Sandsteinteile bis zu 400 Kilogramm schwer sind, wurde im August 2019 ein spezielles Schwerlastgerüst mit breiteren Arbeitsflächen errichtet. Nachdem ein Teil der Möbel mit einem Hubsteiger über die Giebelsteige zum Rathausplatz hin im Gebäude untergebracht war, war im Dezember das Gebäude gänzlich mit dem Schwerlastgerüst umhüllt.
Seither wurden an der Ost-, Süd- und Westseite sämtliche Fugen geschlossen sowie 13 Fensterbänke, rund 10 laufende Meter Sockel und Gurtgesims sowie 11 laufende Meter »Nonnenköpfe«, filigrane Verzierungen am oberen Rand des Mauerwerks unter dem Dachvorsprung, ausgewechselt.
Jetzt war die Stukkateur-Firma Xhoxhaj aus Lahr an der Reihe. Es galt, die Fassade zu reinigen, lose Teile zu entfernen und Öffnungen entlang der ausgewechselten Sandsteinteile zu schließen. Nach Grundierungsarbeiten folgte der Anstrich mit einer atmungsaktiven, auf Mineralbasis aufgebauten Keimfarbe. Kleinere Risse wurden verschlämmt.
Nachdem die Fenster gründlich gereinigt waren und es durch den Wegfall der Abklebungen in den Räumen sichtlich heller wurde, verstaute die auf dieser Baustelle nunmehr bestens eingespielte Mannschaft der Hausacher Firma Baumann an einem Vormittag über 600 Quadratmeter Gerüst auf ihren Fahrzeugen.
»Entrüstet« sind derzeit drei Seiten des Rathauses. »Die Nordseite wird wohl erst im Spätsommer ohne Gerüst zu sehen sein«, wagt Bürgermeister Richard Weith eine vorsichtige Prognose. Obwohl bis dahin im Rathaus schon längst Alltag herrscht, darf dann die Planung für eine offizielle Einweihung und einen »Tag der offenen Tür« anlaufen.