Mit den neuen Corona-Lockerungen entfällt das Fahrverbot für Busse. Zum 15. Juni sollen Busreisen unter Hygieneauflagen wieder möglich sein. Doch an eine unbeschwerte Planung und Ausführung von Busreisen wie zuvor ist noch lange nicht zu denken.
Seit dem 16. März steht nicht nur beim Busunternehmen Frank Kasper alles still. Von einem Tag auf den anderen wurden sämtliche Fahrten auf unbestimmte Zeit untersagt. »Mir blieb nichts anderes übrig, als unsere fünf Busse abzumelden und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kurzarbeit anzumelden.« beschreibt Frank Kasper den Shutdown für diesen wichtigen Bereich der Tourismus-Branche.
Die Folge: Seit Mitte März haben die Busunternehmen keine Einnahmen. Frank Kasper kann es rot auf weiß belegen: alle vorhandenen Buchungen wurden storniert, und die folgenden Monate fallen durch unbeschriebene Blätter auf. Klassenfahrten, Vereinsausflüge, Gruppenreisen – die Reisesaison 2020 ist wohl weitgehend gelaufen. »Wir verzeichnen schon jetzt eine Umsatzeinbuße im sechsstelligen Bereich,« klagt der 52-jährige Unternehmer, dessen Geschäft seit über achtzig Jahren am Markt besteht. Dabei sei er für bestimmte Reiseziele, die Kunden aus seinem Angebot gebucht hatten, finanziell in Vorleistung getreten, unter anderem für Reisen nach Italien.
Flickenteppich der Auflagen
Auf dem Schreibtisch liegt ein Informationsschreiben des Verbandes der Ortenauer Busunternehmen. Detailliert sind die Auflagen der Bundesländer gelistet, unter welchen diese Busreisen erlauben.
Ein schier unüberschaubarer Flickenteppich von Auflagen und in dieser Rubrik glänzt Baden-Württemberg mit der Aussage: »noch unklar«.
»Wie soll ich planen, wenn ich die Rahmenbedingungen nicht kenne« bricht zumindest hier der Frust aus ihm heraus, der sich in den letzten Tagen und Wochen aufgestaut hat. Keiner wisse Bescheid, weder über die Bestimmungen im Lande noch welche Auflagen Anwendung fänden, wenn man durch andere Bundesländer fährt und dort Rast mache oder sich aufhalte. Und niemand könne Auskunft geben, in welchem Umfang ein Reisebus desinfiziert werden müsse und was das letztendlich koste.
»Wir haben keine Perspektive« spricht er für seine Branche. Man zehre von den Rücklagen, die notwendig seien, um im kommenden Jahr wieder investieren zu können. Für viele Mitbewerber sei die momentane Situation eine Katastrophe. Man müsse befürchten, dass Existenzen nicht nur gefährdet, sondern vernichtet würden.
Saison retten
Unmut macht sich nicht nur bei ihm breit, dass der Bund anscheinend nicht bereit sei, die Bustouristik aus der Krise zu führen. Zumindest sei diese Branche im Konjunkturprogramm nicht explizit erwähnt. »Wann und wie die 40 Millionen Euro des Landes Baden-Württemberg verteilt werden sollen, steht auch noch in den Sternen«, klagt Frank Kasper über die mangelnde Solidarität. Diese hat er zumindest von den Banken erfahren. »Unbürokratisch erklärten sich die zuständigen Sachbearbeiter bereit, die Stundung der Tilgungsraten für die nächsten Monate auszusetzen«, bedankte er sich für dieses solidarische Entgegenkommen.
Jetzt plant Frank Kasper für den Rest der Saison, um zu retten, was zu retten ist. »Ideen für Fahrten hab ich, aber ich weiß nicht, ob wir diese umsetzen können oder dürfen«, klagt er über die bestehende Unsicherheit. Er werde demnächst wohl einen Bus wieder anmelden und testen, wie der Zuspruch für Fahrten aussieht. Obwohl Busse vermutlich nicht voll besetzt werden könnten, kalkuliere er wie bisher. Ziele im ländlichen oder grenznahen Raum stünden für ihn an vorderster Stelle. »Wichtig ist, dass wir unseren Kunden das Reisen im Bus wieder näher bringen und sie sicher, gesund und umweltfreundlich wieder nach Hause bringen«, hofft Frank Kasper auf eine Wiederbelebung der Busreisen.