Das größte Volksfest im Ort findet dieses Jahr nicht statt. Der Gemeinderat folgte der Vorgabe des Gesundheitsamtes, den Kilwi-Markt nicht abzuhalten. Damit wurde auch dem Antrag der Historischen Bürgerwehr für den Festbetrieb über das erste Septemberwochenende nicht entsprochen.
Am Eingang zur Reichstalhalle, wo der Gemeinderat wegen der Pandemie zum wiederholten Mal tagte, hängt das große Plakat für den Unterhaltungsabend der Oberharmersbacher Kilwi. Roland Wolfart wäre am Samstagabend mit seiner »Alpin KG« (Klostertaler Generation) Garant für die große Party im Festzelt gewesen. Die Vorbereitungen für das Unterhaltungsprogramm über die vier Tage, für dessen Organisation die Historische Bürgerwehr seit über einem Jahr viel Arbeit investiert hat, sind nunmehr vergeblich.
Deren Kommandant Klaus Laifer zeigte sich über die Entscheidung des Gesundheitsamtes beziehungweise des Gemeinderats weder erleichtert noch enttäuscht. »Wir wissen jetzt, woran wir sind,« stellte Kommandant Klaus Laifer nüchtern fest. Mit der Situation müsse man leben, andere Bereiche seien von der Pandemie mitunter viel härter betroffen.
Wegen Corona alles anders
Die Oberharmersbacher Kilwi fährt seit über 50 Jahren »zweigleisig«. Zum einen ist die Gemeinde für den Jahrmarkt zuständig, während zum anderen drei Vereine im Wechsel – Sportverein Oberharmersbach, Miliz- und Trachtenkapelle/Gesangverein »Frohsinn« sowie die Historische Bürgerwehr – sich für den Festbetrieb verantwortlich zeichnen. Eben diesen Antrag auf Bewirtung des Festzeltes im Jahr 2020 stellte jetzt die Historische Bürgerwehr.
Seit langem sind die Vorstandschaft und die Gemeinde in einem intensiven Erfahrungsaustausch, wie man mit dem anstehenden Termin umgehen solle. Man sei sich darüber im Klaren gewesen, so Bürgermeister Richard Weith in der Sitzung, dass auch »über den 31.08.2020 hinaus strenge Vorgaben hinsichtlich Hygiene und Abstandsregelungen gelten werden«. Bei einer zahlenmäßigen Begrenzung der Personenzahl im Zelt sei aber nicht nur die »betriebswirtschaftliche Auskömmlichkeit in Frage gestellt«, vor viel größeren Herausforderungen hätte der austragende Verein mit der Einhaltung aller Vorschriften und Regeln gestanden. Nicht minder schwierig wäre es für die Gemeinde geworden, dies auch für das Marktgeschehen zu gewährleisten.
Eine Anfrage beim Gesundheitsamt sorgte für widerspruchslose Klarheit. Es könne »aus infektiologischer und epidemiologischer Sicht der Veranstaltung aktuell aufgrund des hohen Infektionsrisikos nicht zustimmen.« Die Erfahrung der Vergangenheit habe gezeigt, dass von derartigen Veranstaltungen »eine besonders hohe Infektionsgefahr ausgeht.«
Einstimmig folgte der Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung, wegen dieser behördlichen Weisung den Markt abzusagen und den Antrag der Historischen Bürgerwehr zur Bewirtung im Festzelt abzulehnen.
Absage reißt Loch in Finanzen
Für die Historische Bürgerwehr wiegt der finanzielle Verlust schwer. »Die Einnahmen sollten auf die nächsten drei Jahre verteilt werden, bis wir wieder mit der Bewirtung des Zeltes an der Reihe gewesen wären,« sorgt sich Klaus Laifer. Da die Vorbereitungen für die nächste Kilwi schon angelaufen seien, könne man auch den Austragungsmodus nicht einfach um ein Jahr verschieben. »Die Kilwi-Vereine werden sich in nächster Zeit grundsätzlich überlegen müssen, wie man mit solchen Unwägbarkeiten und Risiken künftig umgeht,« appelliert der Bürgerwehr-Chef an die Solidarität der Vereinsgemeinschaft. Es könne in einem anderen Jahr jeden aus einem anderen Grund treffen. Das größte Volksfest im Dorf solle dabei in seinem Bestand oder seiner Attraktivität möglichst nicht gefährdet werden.