Gastronomen und Hoteliers dürfen für weitere zwei Wochen in ihren Räumlichkeiten keine Gäste bewirten. Nach dem Ostergeschäft geht diesem in nicht wenigen Orten wichtigen Wirtschaftszweig auch das umsatzstarke verlängerte Wochenende über den 1. Mai verloren. Die Betriebe, die als erste schließen mussten, hängen nunmehr erneut in der Warteschleife.
Keine Sonnenschirme auf der großen Terrasse, keine verlockenden Düfte aus der Küche, die Räume aufgestuhlt. Erwin und Marianne Hug vom Harkhof, einem beliebten ganzjährigen Wanderziel am Westweg, müssen die Entscheidung in 14 Tagen abwarten, ohne etwas tun zu können. Einzig ihre Enkelkinder Leon, Jonas und Selina dürften sich zumindest noch in den nächsten Tagen über die momentane Lage freuen. Sie haben in der leeren Gaststube Platz für ihre Autorennbahn.
»Wir sind jetzt in der fünften Woche ohne Einnahmen aus unserer Vesperstube, aber die finanziellen Verpflichtungen laufen weiter«, bricht aus Erwin Hug die ganze Enttäuschung heraus. Der Familienbetrieb hat vor zwei Jahren kräftig investiert und den Harkhof um einen Frühstücksraum und Übernachtungsmöglichkeiten erweitert. »Die Entscheidung war richtig, wie das gute vergangene Jahr zeigte«, schildert Marianne Hug. Auch 2020 sei gut angelaufen. Dann habe man am 21. März von heute auf morgen Gäste abweisen müssen.
Abhol- und Lieferservice keine Alternative
»Seither steht auf unserer Terrasse ein Kühlschrank mit Getränken und kleinen selbst gemachten abgepackten Vesperangeboten«, verweist Harkbauer Erwin Hug auf den einzig möglichen und bescheidenen Service für Wanderer. Wegen der Abgeschiedenheit des Harkhofes ist der Abhol- und Lieferservice keine erfolgsversprechende Alternative.
Erwin Hug, der für seine fünf Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden musste, zeigt absolut kein Verständnis für die Verlängerung der Schließung gastronomischer Betriebe. »Das Gebot der Solidarität gilt auch für uns, aber wir haben drei Räume und eine große Terrasse – Möglichkeiten genug, um Abstand zu halten, wie man diese auch in anderen Lokalitäten einrichten könnte«, kritisiert er die neuerlichen Vorgaben der Politiker. Es sei sehr schade, dass die Gastronomie in diesem Fall an letzter Stelle stünde. Für viele seiner Kolleginnen und Kollegen sei der momentane Zustand existenzbedrohend.
Seit 1973 finden Wanderer auf dem Harkhof die weithin bekannte Gastfreundschaft. 1993 übernahm Erwin Hug mit seiner Frau Marianne den Harkhof von seinen Eltern, und er denkt über den Tag hinaus. »Natürlich wollen wir die Vesperstube mit einer vernünftigen Perspektive übergeben, und ich hoffe, dass eine derart existenzbedrohende Phase Interessenten nicht abschreckt«, plant er für die Fortführung der Familientradition.
Die Gäste sind verunsichert
So bleibt der Familie Hug, wie vielen anderen auch, nur die Hoffnung auf den 4. Mai, der nächsten Runde im Corona-Entscheidungsprozess. »Wir werden die Folgen sowieso noch länger spüren«, klagt Marianne Hug. Ihr sei immer flau im Magen, wenn sie die Mails prüft und die vielen Stornierungen sehe. »Die Gäste sind verunsichert und werden nach Aufhebung des Bewirtungsverbotes möglicherweise aus Angst vor einer Infizierung nicht sofort wieder in die Gaststätten strömen und das nachholen, worauf sie in den letzten Wochen verzichten mussten«, sieht Erwin Hug die weitere Entwicklung skeptisch. »Bis alles wieder einigermaßen in sicheren Bahnen läuft, wird es wohl noch Monate dauern«, pflichtet Marianne Hug ihrem Mann bei.