Vor 25 Jahren gründete sich der Landfrauen-Ortsverein in Oberharmersbach. Zum jetzt anstehenden Jubiläum haben wir in den vergangenen Wochen einige der heutigen Mitglieder vorgestellt – mit ihren unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen und Anliegen, die sie im Landfrauenverein vertreten sehen. Mit Irmgard Lehmann beenden wir heute die Serie.
Eines schon mal vorweg: Irmgard Lehmann ist keine typische Bäuerin. „Von außen gesehen bin ich die Gallusbäuerin“, erklärt die vom nahe gelegenen Langhärdle Stammende, die 2001 ins Zuwälder Tal eingeheiratet hat, auf den Gallushof mit seinen 100 Hektar Wald- und Grünland.
Sie selber sehe sich mittlerweile jedoch als Hofmanagerin, ein langer Prozess sei das gewesen, „ich finde, für manche Frauen passt dieser Begriff für das, was sie machen, sehr gut.“
Wobei die gelernte Bankkauffrau betont: Ganz viele tolle, „wirklich richtige“ Bäuerinnen gebe es im Ort, „die ganz viel im Stall und auf den Feldern und hier und dort machen.“ Sie selber aber sei eher der Typ, der organisiert, der plant, der das Management mit den Feriengästen obliegt sowie die Gestaltung der Internetseite. Außerdem führe sie mit den Gästen die Erlebnisfütterungen der Hoftiere durch: „Das ist meins. Aber das hat mit typischer Landwirtschaft nichts mehr zu tun.“
Zum Ortsverein der Landfrauen stieß Irmgard Lehmann im Jahre 2004. Denn: Ein Jahr zuvor war das erste ihrer beiden Kinder zur Welt gekommen und sie hatte ihren Beruf aufgegeben. Zwar fing der Hof damals mit dem Betreiben von Ferienwohnungen an, doch das Hofleben und ihre Rolle als Mutter füllte die heute 42-Jährige nicht vollständig aus, „Ich war auf der Suche nach Herausforderungen.“
Eine solche stellte der Landfrauenverein für sie dar, im wahrsten Sinne des Wortes: „Vor den gestandenen Landfrauen hat man schon Respekt – vor dem, was sie leisten, was sie können“, gesteht Irmgard Lehmann unumwunden.
Für sie als damals sehr Zurückhaltende, eher Introvertierte seien die ersten Jahre in dem Zusammenschluss daher schwierig gewesen. Obwohl sie bereits wenige Wochen nach ihrem Vereinsbeitritt die Funktion der Beisitzerin übernahm. Bei Großveranstaltungen sei sie dann auch gleich ins kalte Wasser geschmissen worden, lächelt sie mit Blick auf Bewirtungsaufgaben „wie zum Beispiel Kaffeekochen in rauen Mengen – so etwas unterschätzt man als Außenstehender völlig.“
Geschützter Rahmen
„Die Landfrauen bieten einen geschützten Rahmen, in denen sich eine Persönlichkeit entwickeln kann“, hebt sie dankbar hervor. Unbedingt dazu gehören die vielfältigen Möglichkeiten der Weiterbildung. Von den Landfrauen angebotene Seminare zur Teambildung und Gästebetreuung sowie Rhetorikschulungen beispielsweise waren für sie persönlich besonders wichtig, „aber ich bin auch Botschafterin für regionale Genüsse.“ All dies aber war ihr nur möglich durch den Rückhalt ihres Mannes sowie dank der Unterstützung seitens der Schwiegermutter, die während der Seminarzeiten die Kinder betreute.
Im nächsten Schritt übernahm die Gallushof-Managerin die organisatorische Leitung solcher von externen Referenten durchgeführten Landfrauenseminare. „Da muss man sich um alles Mögliche kümmern, vom Ausfüllen der Formulare bis darum, dass der Kaffee da ist“, lacht sie und resümiert: „Das war alles ein Entwicklungsprozess.“
Auch in ihre Zuständigkeit für den Social-Media-Bereich bei den Landfrauen wuchs sie peu á peu hinein. „Das begann, als der Oberharmersbacher Ortsverein feststellte: Wir brauchen eine Homepage“, erzählt sie, wie sie sich bereit erklärte, „das mal zu probieren.“ Und zwar in Form eines von Erfolg gekrönten „Learning by doing“: Als die Homepage stand, „waren wir Oberharmersbacher Landfrauen von den Vereinen im Kinzigtal relativ die ersten“, freut sie sich im Nachhinein noch immer.
Inzwischen hat Irmgard Lehmann eine zweite Homepage „gebaut“, mit über 13.000 Besuchern im letzten Jahr, „das sind unheimlich viele für diesen kleinen Ortsverein mit seinen 75 Mitgliedern.“
Zwar hat sie ihren Zeitaufwand für Erstellung und Betreuung der örtlichen Landfrauen-Homepage noch nie gemessen. Doch eines weiß sie: „Es ist sehr viel Zeit, was man da investiert.“ Was auch das Hochladen beispielsweise von Fotos betrifft. Umso mehr, als sie unter regulären Bedingungen (also zu Vor-Corona-Zeiten) „hier hinten im Zuwäldertal nur vormittags arbeiten kann, weil das Internet um diese Zeit noch ein bisschen was hergibt.“ Nachmittags hingegen, wenn die Schüler zuhause sind, ist die Netzgeschwindigkeit für Irmgard Lehmanns Zwecke zu langsam.
Doch sich auf die besonderen Gegebenheiten der Abgelegenheit des Tals einzustellen, gehört für die Gallushoferin zum tagtäglichen Leben. Man nehme nur die ungezählten Fahrten, die für sie häufig genug mehrmals täglich anstanden und anstehen, um Sohn und Tochter früher zum Kindergarten, später zu Bahnhof, Freunden, Hobby ecetera zu fahren und wieder abzuholen Zusätzlich zum Internetauftritt des Landfrauen Ortsvereins kümmert sie sich inzwischen auch um den des Landfrauenbezirks Haslach – der übergeordneten Organisation für alle Landfrauenvereine im Kinzigtal -, baut hier überdies einen Instagram-Kanal auf. Was dazu geführt hat, dass sie im letzten Jahr über die IHK Freudenstadt eine Zusatzausbildung zum Digitalcoach ablegte.
Selbstredend befindet sich zudem der Facebook-Auftritt der Oberharmersbacher Landfrauen unter Irmgard Lehmanns Fittichen. „Das ist eine Plattform, über die wir ganz schnell viele Menschen erreichen können“, erklärt sie und berichtet von 150 Abonnenten. Binnen Kurzem gar 500 Personen haben die von den Landfrauen kreierten Fadenbilder gesehen, die zur Jubiläumsfeier im Mai die Festhalle schmücken sollten, „diese Bilder sind super angekommen, sobald ich sie hochgeladen hatte.“