Vor 25 Jahren gründete sich der Landfrauen-Ortsverein in Oberharmersbach. Zum Jubiläum stellen wir in einer Serie einige der heutigen Mitglieder vor – mit ihren unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen und Anliegen, die sie im Landfrauenverein vertreten sehen.
Fröhliches Stimmengewirr im Sportraum der Reichtstalhalle. Doch sobald Anna Rombach Musik aus dem Player ertönen lässt, nehmen die rund 20 Gymnastikfrauen im Raum Aufstellung und werden still. So zumindest lief es ab, bevor das Coronavirus unser aller Leben zu bestimmen begann. Denn Anna Rombach leitet den Gymnastikkurs der Oberharmersbacher Landfrauen. Ihre C-Lizenz als Trainerin erwarb die heute 61-Jährige über das Weiterbildungsangebot der Landfrauen. Im Jahre 2005 war das, zwei Jahre später folgte die B-Lizenz, seit 2015 ist die im abgelegenen Zuwäldertal Aufgewachsene zudem Rückentrainerin.
Der von den Landfrauen angebotene Gymnastikkurs läuft jeweils im Frühjahr und Herbst über 10 Wochen hinweg, ist als Präventionskurs vom Deutschen Olympischen Sportbund zertifiziert und somit durch die Krankenkassen erstattungsfähig.
Monika Schnaiter, damals noch als Gründungsvorsitzende des Landfrauen-Ortsvereins aktiv, hatte Anna Rombach auf diesen sportlichen Weg gebracht. Und ein eigenes Gymnastikangebot im Landfrauenverein angeregt – das wider Anna Rombachs Erwarten bestens angenommen wurde und wird. Von jung und alt. Von Landfrauen und von Nicht-Landfrauen.
In den Sommern der Anfangsjahre führte die Sportliche zudem Nordic-Walking-Kurse durch, auch hier besitzt sie eine entsprechende Ausbildung. »Als wir damit angefangen hatten, war das noch was Neues«, erzählt sie, »da gab es hier im Ort zum Teil Gelächter, wenn 20 Landfrauen mit Stöcken durch die Gegend liefen. Da kommen die Stockenten wieder«, habe es dann geheißen. »Gleichzeitig hat dadurch aber auch jeder gesehen, dass Landfrauen noch etwas anderes machen als Kuchenbacken«, greift sie ein Klischee auf, gegen das die Landfrauen vehement vorgehen.
Ständiges Lernen
»Ich sag’ immer: Monika, du hast mein Leben ganz verändert.«, schmunzelt die heutige Altbäuerin des Langenberghofs. Denn bis dato hatte sie noch nie einen Gymnastikkurs besucht. Mangels Zeit zum einen. Vor allem jedoch: »Daheim auf dem Hof hatte ich immer genug Bewegung«, lacht die zweifache Mutter, die bereits mit 19 Jahren auf den landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb mit zunächst Milchviehhaltung eingeheiratet hatte, später wurde auf Mutterkuhhaltung umgestellt.
Bis zu ihrem Eintritt im Landfrauenverein kam Anna Rombach nur selten fort: »Ich war ausschließlich für den Hof und die Kinder da und habe meinem Mann den Rücken freigehalten.« Bei der Gründungsveranstaltung des Vereins war sie jedoch nicht dabei, »ich wusste ja gar nicht, was die Landfrauen sind«, erst zwei Monate später kam sie hinzu.
2002 dann, als die bisherige Schriftführerin ausfiel, sprang Anna Rombach ein. Zudem nutzte sie das Weiterbildungsangebot der Landfrauen, wurde so zur Gäste- sowie zur Agrarbürofachfrau mit fundierten PC-Kenntnissen. Sogar die Ausbildung zur landwirtschaftlichen Hauswirtschafterin konnte sie auf diesem Wege ablegen, »das gilt als regulärer Beruf.« All dies stets komprimiert über die Wintermonate hinweg, zusätzlich zur Hof- und Familienarbeit, „das ging schon an die Substanz.“
Als im Jahr 2008 der Sohn den Hof übernahm und die Viehwirtschaft aufgegeben wurde, »konnte ich mich dann den Sachen, die ich dank der Landfrauen erlernt hatte, richtig widmen«, resümiert Anna Rombach.
Ein Jahr zuvor bereits hatte sie von Monika Schnaiter den Vorsitz der Oberharmersbacher Landfrauen übernommen – mit damals 45 Mitgliedern, »im Jahr 2014 konnte ich das 75. Mitglied begrüßen«, freut sie sich. Zudem war sie von 2004 an auch auf der Bezirksebene aktiv, zuletzt als stellvertretende Vorsitzende.
2016 aber kam auch bei ihr der Entschluss zum Kürzertreten, den Enkelkindern zuliebe. »Da habe ich im Nachhinein die Monika verstanden, als sie ihre Amtsabgabe damals damit begründete, dass Veränderungen immer sein müssen. Weil ein Verein sonst im eigenen Saft zu kochen beginnt.«
Sowohl auf der Bezirks- als auch auf der Ortsebene gab sie ihre Ämter 2016 ab. Der neuen Ortsvorsitzenden Magdalena Armbruster zuliebe übernahm sie jedoch die Stellvertretung in Oberharmersbach, »als Hilfestellung für den Notfall.« Generell habe es sich bewährt, »dass jung und alt im Vorstand gut zusammenschaffen: Ich lasse die Jungen entscheiden, aber wenn die Magdalena mich braucht, bin ich da.« Wobei ihre junge Nachfolgerin das Amt sehr gut und mit sehr viel Herzblut ausfülle.
Neben der Familie widmet sich die Langenberghoferin – wie eingangs beschrieben – der ebenso kundigen wie ehrenamtlichen Leitung von Gymnastikkursen. Nicht nur bei den Landfrauen in Oberharmersbach, sondern auch beim Prinzbacher Ortsverein. Und weil die Gatten der Oberharmersbacher Gymnastikfrauen neidisch waren auf das Tun ihrer Angetrauten, hat sie schon vor 13 Jahren eine Gymnastikgruppe für Männer gegründet. Überdies gibt sie beim örtlichen DJK Gymnastikstunden.
Auf politischem Parkett geschult
Doch nicht nur auf die sportliche Instruktor-Schiene ist Anna Rombach dank des vielseitig aktiven Vereins geraten: Auch Gemeinderätin ist sie durch ihn geworden, dank entsprechender von den Landfrauen angebotener Seminare: »Dem Verband ist es wichtig, dass man sich politisch betätigt«, erklärt die Unermüdliche.
Darüber hinaus ist das mit ihr in Oberharmersbach aufgebaute Soziale Netzwerk mit Cornelia Lehmann als Vorsitzender entstanden, weil ihr das Landfrauenengagement auch hier eine Tür geöffnet hatte. Die Arbeit als Einsatzleiterin in diesem Verein der Nachbarschaftshilfe ist für sie eine »wundervolle Arbeit, hier habe ich meine Berufung gefunden.« Unter anderem auch deshalb, weil sich in diesem Sozialen Netzwerk viele weitere der örtlichen Landfrauen engagieren.
»Das ist so eine schöne Gemeinschaft«, lautet Anna Rombachs abschließendes Fazit, wobei sie den hohen Stellenwert der im Landfrauenverein gepflegten Wertschätzung untereinander betont.