Die Jahre 2018 und 2019 mit ihren niederschlagsarmen Sommermonaten erinnerten an eine mögliche Wasserknappheit auch in unseren Breiten. Einzelne »Ausreißer« beim Niederschlag oder auch der Temperatur hatte es immer wieder gegeben, sowohl nach oben wie nach unten. Jetzt aber droht das dritte Extremjahr in Folge mit höheren Temperaturen und gleichzeitig längeren Perioden ohne Niederschlag.
Der niederschlagsreiche Februar 2020 mit der zweieinhalbfachen Menge über dem langjährigen Mittel schien das Defizit der vergangenen Monate auszugleichen und die Grundwasservorräte zu ergänzen. Aber ein Großteil des Niederschlags ist im Oberflächenwasser abgeflossen. Es fehlen hingegen in den Wintermonaten auf den Höhen die früher üblichen Schneemassen, die langsam abtauten und bis ins Frühjahr hinein die Reserven der Quellen auffüllten.Schon jetzt sind die Auswirkungen der zurückliegenden niederschlagsarmen Wochen zu spüren. Nur ein Prozent des April-Jahresmittels sind über dem Harmersbachtal niedergegangen. Der immer wieder auffrischende Ostwind der vergangenen Tage hat die Oberfläche zusätzlich ausgetrocknet. Landwirte berichten schon jetzt von einer empfindlichen Einbuße beim ersten Grünschnitt – Fehlbeträge, die bei der zu befürchtenden anhaltenden Trockenheit nicht mehr ausgeglichen werden können.
Quellen verlieren jetzt schon an Schüttung
Rund 100 Haushaltungen bestreiten ihre Wasserversorgung ausschließlich aus eigenen, meist gut schüttenden Quellen. Allerdings sprechen viele bereits jetzt mit einer verringerten Wassermenge auf die anhaltende Trockenheit an. Davon ist auch die öffentliche Wasserversorgung betroffen. »Die vor Jahresfrist neugefasste Quelle im Gewann Kornjörgle ist mit ihrer Schüttung von 2,2 Sekundenliter auf 1,7 zurückgegangen« berichtet der Oberharmersbacher Wassermeister Stefan Lehmann über aktuelle Messungen. Bedrohlich sei dies für die Trinkwasserversorgung der Gemeinde noch nicht, da man von den Quellen im Lindenbach nach 5,5 Sekundenliter zu beanspruchen habe. Dennoch seien Veränderungen zu spüren.
Bedrohlicher ist die Folge der Niederschlagsarmut für den Wald. Die Bäume, die gerade jetzt in der Zeit der Triebbildung viel Wasser brauchen, sind vor allem auf flachgründigen Böden in Südhanglage am ehesten von der Dürre bedroht. »Trockenstress macht die Bäume auch anfälliger für Borkenkäferbefall«, verweist Förster Hans Lehmann auf die Auswirkungen der beiden vergangenen Jahre. Die gefährlichsten Borkenkäferarten seien wegen der hohen Temperaturen schon jetzt am Schwärmen. Je früher der Schwärmflug beginne, umso höher sei die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung zusätzlicher Käfergenerationen, womit ein Befallsdruck massiv im Jahresverlauf zunehmen könne.
Bäche in den Seitentälern sind nur noch Rinnsale.
»Es wird sich außerdem zeigen, inwieweit der für die Wasseraufnahme im Baum dringend notwendige Feinwurzelbereich durch die vergangenen Trockenperioden geschädigt wurde«, stellte er nüchtern fest. Davon hänge entscheidend ab, ob sich ein Baum erholen könne. Die nächste Kalamität im Wald scheint vorprogrammiert.
Nicht minder groß sind die Probleme der Feuerwehr. Kommandant Dietmar Lehmann hat ganz andere Sorgen als die auf unbestimmte Zeit verschobene Einweihung des neuen Feuerwehrhauses. »Die Bäche in den Seitentälern sind nur noch Rinnsale«, beschreibt er die kritische Löschwasserlage.
Positiv zu bewerten sei, dass einige abgelegene Hofbesitzer schon reagiert und Löschteiche angelegt hätten. Für den Ernstfall bestünde schon länger eine Alarmierungskette, um Tanklöschfahrzeuge der benachbarten Wehren anzufordern. »Nach Rücksprache mit dem Förster und den Landwirten haben wir eine zusätzliche Reserve«, lobt Kommandant Lehmann die innerörtliche Kooperation. Pumpfahrzeuge böten im Ernstfall am Brandort eine zusätzliche Wasserversorgung.