Zum 30. November 2019 hat die Volksbank Lahr ihre Filiale in Oberharmersbach geschlossen. Das im Jahre 1972 errichtete Gebäude steht nunmehr zum Verkauf. Die Gemeinde Oberharmersbach hat jüngst auf den Erwerb der Bankimmobilie verzichtet.
Äußerlich zeugt nur noch der Grundstein mit dem Volksbanksymbol an die über 110 Jahre währende Oberharmersbacher Banktradition. Das große Werbeschild ist schon länger abmontiert, der Eingangsbereich ist nicht mehr beleuchtet, die sich vormals automatisch öffnende Tür bewegt sich seit geraumer Zeit keinen Millimeter. Ein großes Loch klafft in der Wand, wo früher der Geldautomat stand und die Wünsche der Kunden erfüllt hatte. Dieser und der Kontoauszugsdrucker sind jetzt in der ehemaligen Geschäftsstelle der Sparkasse Haslach-Zell, bereits seit Mitte 2017 personell nicht mehr besetzt, mit den dortigen Geräten untergebracht.
»Das Gebäude unserer Filiale in Oberharmersbach wird verkauft«, erklärte auf Anfrage Klaus-Peter Obert von der Immobilienabteilung der Volksbank Lahr. Die Vorbereitungen dafür seien abgeschlossen. In den nächsten Tagen stünde das Verkaufsangebot für mögliche Interessenten bereit.
Gemeinderat fasste Beschluss einstimmig
Die Gemeinde Oberharmersbach hatte sich, zumindest kurzfristig, mit dem Gedanken getragen, die ehemalige Bankimmobilie zu erwerben. Wohnnutzung in den ehemaligen Geschäftsräumen und im Obergeschoss war eine Überlegung, dafür wäre auch eine Förderung nach dem Landessanierungsprogramm möglich gewesen. Die andere Alternative beschäftigte sich mit dem Umzug der Tourist-Info von der Reichstalhalle hierher in die Ortsmitte.
»Für beide Projekte hätten wir Geld in die Hand nehmen müssen, das derzeit nicht verfügbar ist«, rechnete Bürgermeister Richard Weith vor. Die weitere Gestaltung der Ortsmitte im direkten Umfeld von Rathaus, Rathausplatz und ehemaligem Feuerwehrhaus harre auf die Umsetzung und bilde den festgelegten Schwerpunkt des mehrjährigen städtebaulichen Sanierungskonzepts, daher dürfe man sich finanziell nun nicht andernorts verzetteln. Außerdem habe die Gemeinde schon einen relativ großen Bestand an Immobilien, deren Sanierungsstau es vorrangig abzuarbeiten gelte. «Der Erwerb ist also unter anderem an fehlenden Finanzierungsmitteln und einer anderen Prioritätensetzung gescheitert«, erklärt Weith den Beschluss des Gemeinderates, der nach eingehender Beratung und einem anfangs uneinheitlichen Meinungsbild schließlich doch einstimmig gefasst worden war.
»Am Startpunkt des viel frequentierten Harmersbacher Vesperwegs sowie des Hademar-Naturerlebnispfades und ausgestattet mit einem guten Parkplatzangebot ist der jetzige Standort der Tourist-Info außerdem sinnvoll und gut, sodass eine Verlagerung in die Ortsmitte eine mögliche Option, aber keine Notwendigkeit bedeutete«, so der Bürgermeister.
Kein »Kreisgeschäft«
Dabei hätte sich bei einem Kauf eine seltsame Konstellation des Eigentumswechsel ergeben.
1906 haben Xaver Bart und Albert Haaser nach der Idee von Hermann Schulze Delitzsch eine »Spar- und Darlehenskasse eGmuH« gegründet. 64 Mitglieder zählte die Genossenschaftsbank, die im Rathaus einen 20 Quadratmeter großen Raum bezog.
Mit dem wirtschaftlichen Neubeginn nach der verheerenden Inflation eröffnete die Volksbank Mitte der 1920er Jahre ihre neuen Geschäftsräume in einem gemeindeeigenen Gebäude gegenüber der Kirche (ehemalige Pfarrscheuer). Seit 1934 firmierte sie unter dem Namen »Volksbank Oberharmersbach eGmbH«.
Die Fusion mit der Volksbank Zell a.H. 1972 zur »Volksbank Zell-Oberharmersbach« zog auch bauliche Veränderungen nach sich. Die Gemeinde Oberharmersbach bot der Bank an, das ehemalige Pfarrhaus unmittelbar neben der Kirche zu erwerben. Hier richtete die Volksbank nach dem Abriss dieses Gebäudes ihre neuen Geschäftsräume ein, die 1994 zeitgemäß und kundenfreundlich umgebaut wurden.
Das ehemalige Pfarrhaus, 1571 errichtet und 1643 während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden abgefackelt, hatte die Gemeinde 1921 mit der Auflage übernommen, ein neues Pfarrhaus zu bauen, da das bisherige zur Linderung der Wohnungsnot dringend benötigt wurde. Der Bau des Bankgebäudes führte zu Beginn der 1970er Jahre das Areal von der Gemeinde in das Eigentum der Volksbank und die Gemeinde hätte jetzt wieder als Eigentümerin auftreten können, wenn der Kauf der Bankimmobilie möglich gewesen wäre. Fehlendes Geld und andere Gründe sprachen nun gegen das eigenartige »Kreisgeschäft«.