Fast 150 Jahre musste die Freiwillige Feuerwehr Oberharmersbach alt werden, um endlich ein Feuerwehrhaus zu erhalten, das dem Namen auch gerecht wird. In den nächsten Wochen soll es eingeweiht und der Öffentlichkeit vorgestellt werden – wenn nicht die Corona-Krise der Planung einen Strich durch die Rechnung macht.
Bei der Teilung des Reichstals Harmersbach 1812 behielt das Obertal »Feuerspritze samt Gerätschaften und Häuschen«. Letzteres ist der erste Hinweis auf ein Feuerwehrhaus im Harmersbachtal. Groß dürfte es damals wirklich nicht gewesen sein, zumal nur sogenannte »Rotten« zum Löschen ausrückten. Zur Finanzierung erhob die neue Gemeinde Oberharmersbach ein »Feuereimergeld«, um die Gerätschaften zu finanzieren.
Von einem effektiven Einsatz war man mangels regelmäßiger Übung noch weit entfernt. Abhilfe schuf die badische Regierung erst 1847 mit einer einheitlichen Feuerwehrordnung. So entstanden nach und nach die »Freiwilligen Feuerwehren«.
Ortsteile Dorf und Riersbach im Wettstreit
Zwar gehörte mit der Teilung des Harmersbachtals 1812 in zwei Gemeinden die frühere Rivalität Unter- und Obertal der Vergangenheit an, dafür lieferten sich die Ortsteile Dorf und Riersbach einen vielschichtigen Wettstreit. Vorläufiger Gewinner war Riersbach, wo 1871 zuerst eine Wehr gegründet wurde. Die Frage war nur, wo man mit Geräten und Ausrüstung Unterschupf finden könnte. Die Lösung bot sich im dortigen Schulhaus an. Der letzte Reichsvogt, Hansjörg Bruder, ließ 1809 jenes Gebäude errichten, in dem die neu gegründete Riersbacher Feuerwehr 1876 einen Raum zugeteilt bekam. Mehr schlecht als recht, denn den gesagten Kellerraum bauten die Feuerwehrleute selbst um. Immerhin fand hier das 1971 beschaffte Fahrzeug (Ford Transit) Platz.
Doch an diesem Gebäude bröckelte nicht nur der Putz. Der Schlauchturm verschwand zu Beginn der 1970er Jahre aus dem Ortsbild. Das Haus fiel 1990 der Spitzhacke zum Opfer. Eine neuen Bleibe fand die Feuerwehr mit ihrem Fahrzeug in einer ehemaligen Kfz-Werkstatt.
Im Ortsteil Dorf hatte man zumindest besagtes »Häuschen«, als 1883 hier ebenfalls eine Freiwillige Feuerwehrabteilung entstand. Zwei Abteilungen waren bei der weit verzweigten Gemeinde mit über 4.000 Hektar nicht unbedingt von Nachteil, aber die Verwaltung stand jeweils vor der Entscheidung, wer bei Neunanschaffung von Gerätschaften und Ausrüstung den Zuschlag erhalten sollte, was natürlich die Rivalität jedes Mal aufs Neue schürte. Zwar hatten die Nationalsozialisten 1936 die Zwangsvereinigung verfügt und zwei Jahre später den Vereinscharakter der Feuerwehren aufgehoben, aber die »doppelte Feuerwehr« wirkte noch Jahre nach.
Bauliche Veränderungen erst Mitte der 1950er Jahre
Einschneidende bauliche Veränderungen ergriff die Gemeinde erst Mitte der 1950er Jahre. Das »Feuerspritzenhaus«, mitten im Dorf gelegen, schien schon längst aus der Zeit gefallen. Weder der bauliche Zustand noch der Platz für die steigenden Anforderungen an die Feuerwehr bezüglich Ausrüstung und Mobilität reichte nicht mehr aus. 1956 wurde das Feuerwehrhaus gebaut, um zumindest das Notwendigste unterzubringen. 1962 übernahm die Feuerwehr ihr erstes reguläres Einsatzfahrzeug, ein LF (Borgward). Weitere Fahrzeuge folgten, und der »Borgward.Oldtimer« musste schließlich seinen angestammten Platz räumen, um den Neuankömmlingen Platz zu machen.
Ein Feuerwehrhaus im Dorf, eine Unterstellmöglichkeit in Riersbach, keine Mannschaftsräume – das Flickwerk blieb bestehen. Eine Zäsur sollte 1990 die Planung für das Feuerwehrhaus bringen, das beim neuen Sportplatz seinen Standort finden sollte. Die Abstimmung im Gemeinderat kippte das ganze Projekt. Die Suche nach einem Standort und vor allem Platz und Räumlichkeiten – zwischenzeitlich gab es sogar Feuerwehrdamen – die es der Feuerwehr ermöglicht, ihre stets gewachsenen Einsatzanforderungen auch sinnvoll und effektiv ausüben zu können, gewannen erst vor einem halben Jahrzehnt konkrete Formen.
Hin und wieder soll sich die Geschichte wiederholen. Nach langen Jahren des Wartens hat endlich der Ortsteil Riersbach wieder die Nase vorn. Gegenüber der Endstation der Nebenbahn Biberach-Oberharmersbach fand das Feuerwehrhaus seinen endgültigen Platz, in der weitläufigen Gemeinde Oberharmersbach sogar etwas günstiger gelegen.
Die Räumlichkeiten fassen nach fast 150 Jahren Oberharmersbacher Feuerwehrgeschichte endlich alles unter einem Dach zusammen: Ausrüstung, Geräte, Fahrzeuge – und der »Oldtimer-Borgward« wird im neuen Feuerwehrhaus mit einem entsprechenden Platz auch sein verdientes »Gnadenbrot« erhalten.