Vor 25 Jahren gründete sich der Landfrauen-Ortsverein in Oberharmersbach. Zum jetzt anstehenden Jubiläum stellen wir in einer Serie einige der heutigen Mitglieder vor – mit ihren unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen und Anliegen, die sie im Landfrauenverein vertreten sehen.
Der Blick aus Elisabeth Wehrles Wohnzimmer, über Oberharmersbach hinweg auf die andere Talseite, ist phänomenal. Vor zwanzig Jahren ist der Uhlenhof hier oben im »Eckle« entstanden, um einen Aussiedlerhof handelt es sich.
»Meine Eltern haben hier gebaut«, erzählt die heute 33-jährige, die ihre Kindheit auf dem ursprünglichen Hof ein kleines Stück neben der Hauptstraße unten im Tal verbracht hat. Platzmangel war der Grund dafür, den landwirtschaftlichen Vollerwerbs-Betrieb an den Rand des Ortes zu verlegen.
Unter dem »Bio«-Gütesiegel wird hier Milch produziert, 40 Milchkühe beherbergt der Laufstall, hinzu kommen 40 Rinder und Kälber. Überdies gilt es 60 Hektar Grünland und 32 Hektar Wald inklusive Christbaumkultur zu bewirtschaften. Teils in steiler Hanglange – was die Kehrseite der so paradiesisch anmutenden Lage zum Vorschein bringt. Denn auf den entsprechenden Wiesen muss der Rechen geschwungen, das Heu also per Hand gemacht werden. »Das machen meistens meine Mutter und ich – und die Kinder«, erklärt die junge Hofbäuerin, selbst Mutter dreier Jungs, mit einem Lachen. »Das ist dann wirklich ein paar Tage lang eine Ausnahmesituation, wo alle ran müssen.« Und zwar je nach Wetterlage alle vier bis fünf Wochen, den ganzen Sommer über.
Elisabeth Wehrle, geborene Lehmann, und ihr Mann haben den Hof 2017 übernommen. Die Hauptaufgabe der gelernten Hauswirtschafterin besteht hauptsächlich im Melken und Versorgen sprich Füttern der Tiere. Aber eigentlich sei sie untertags und am Abend bei jeder Arbeit dabei, betont sie.
Morgens jedoch darf sie für ihre Kinder da sein, sie für die Schule fertig machen, »da erledigen mein Mann und meine Eltern alle anstehenden Arbeiten.« Wofür die junge Frau ihrer Mutter Hedwig Lehmann dankbar ist, denn diese will ihr die eigenen, vor zwei Generationen gemachten Erfahrungen ersparen: »Sie musste früh morgens immer in den Stall zum Melken und konnte sich nicht um uns Kinder kümmern, das war für sie sehr schlimm.«
Ein – im Vergleich zu früheren Hofzeiten – zweites Privileg Elisabeth Wehrles besteht darin, dass sie mit ihrer Familie Urlaub machen kann. Zwei bis drei Tage. Wie oft im Jahr? Die Hofbäuerin lacht herzhaft: »Einmal im Jahr.« Gleich jedoch wird sie wieder ernst: »Ohne meine Eltern ginge das mit dem Hof so nicht. Da würde man an seine Grenzen kommen – schon weil man die Kinder nicht mehr so versorgen könnte, wie es sein soll.« Früher stemmten die Bäuerinnen das zwar, betont sie, doch das Leben damals war ein völlig anderes.
Mutter-Tochter-Gespann
Zu den Landfrauen kam die junge Uhlenhoflerin vor bereits 13 Jahren durch ihre Mutter Hedwig. Die ist als Gründungsmitglied von Anfang an dabei, fungierte als Schriftführerin. »Durch die Landfrauen ist meine Mutter mal aus dem Betrieb rausgekommen«, verdeutlicht Elisabeth Wehrle. Noch vor 25 Jahren habe es für eine Bäuerin »Arbeit, Arbeit, Arbeit« geheißen, da sei man nicht fortgekommen, nicht einmal »einfach so« ins Dorf gegangen.
Sie selbst, die Tochter, schätzt an dem Verein das abwechslungsreiche Angebot. »Wenn’s um den Computer geht, bin ich nicht der Held«, lacht sie wieder. Aber die breite Palette der Vortragsthemen interessiert sie, vor allem jedoch das Kreativangebot. Sei es, dass es um Bastelthemen verschiedenster Art geht oder um das Herstellen jahreszeitgemäßer Kränze und Gestecke. Denn hier – im Handwerklichen und Kreativen – liegen Elisabeth Wehrles Stärken. So also geben ihr die Landfrauen die Möglichkeit einer kleinen Auszeit ab und an.
Als Beisitzerin ist sie für die Hallendekoration der für den Mai geplanten, großen Jubiläumsveranstaltung der Oberharmersbacher Landfrauen zuständig. Mit Vereinsmitgliedern traf sie sich vor wenigen Wochen, um »Nagelbilder« herzustellen. Diese entstehen aus Nägeln, die in Bretter geschlagen und mit farbigen Fäden so untereinander verbunden werden, dass ein Motiv entsteht.
»So was habe ich schon mal irgendwo gesehen«, erklärt die Milchbäuerin, »und ich dachte mir: Wenn die Landfrauen selbst solche Bilder zum Schmücken der Halle herstellen, wäre das schön.« Mit Motiven, die zu den Landfrauen beziehungsweise zum Landleben passen. »Nach der Veranstaltung kann dann ja jede das von ihr gemachte Bild mit nach Hause nehmen.«
Bleibt angesichts der derzeitigen Corona-Situation nur zu hoffen, dass die große Feier am 23. Mai auch tatsächlich stattfinden kann.