Groß war der Zulauf auf dem Platz in der Ortsmitte, als die Bärenzunft mit der Erstellung des Narrenbaumes und der Übergabe des Schlüssels zum Rathaus die Hochzeit der Oberharmersbacher Fasent einläutete.
Den ganzen Tag über trainierten Hemdglunker und Musiker für die kommenden Tage. Die Kondition reichte tatsächlich bis zum traditionellen Aufmarsch zum Narrenbrunnen. Bürgermeister Richard Weith, besorgt um sein frisch renoviertes Rathaus, nahm nochmals eine kurze Auszeit in der benachbarten Mühle, von wo ihn die Zunfträte zur Schlüsselübergabe herbei schleppten, derweilen die Guggenmusik aus Unterharmersbach unter der Regie von Maik Bauer die musikalische Unterhaltung der von Armin Leopold dirigierten Miliz- und Trachtenkapelle ergänzte. Die beiden »Lückenfüller« (Iris Brosamer und Martina Nessler) überbrückten die Pause.
Wer jetzt dachte, die Narren würden dem Bürgermeister die Leviten lesen, war schlichtweg falsch gestrickt. Weil die Bärenzunft voriges Jahr bei eben genau diesem Anlass doch etwas zu lange und zu laut feierte, folgte jetzt die deutliche Ansage: »Der Bürgermeister hat die Pflicht, zu haben stets die Übersicht.«
Eine geharnischte Mail hatte den Zunftrat aufgeschreckt und zu einem klärenden Gespräch war die Bärenzunft aufmarschiert: »Statt der Lothar kam alleine, seh ich noch weitere 14 Beine.« Diesen personellen Aufwand klärte der Gemeindechef: »Acht Personen für wenig Text, des eben über den Verstand wächst. Do liegt’s doch nah, mit klaren Worten, ’s gibt hellere Kerzen auf der Torte.«
Somit war alsbald alles geklärt, und als Lohn für den zusätzliche Verwaltungsaufwand forderte Weith für sein Team »in dieser Narrenschänke die Fasend über Freigetränke«. Sprach’s und reichte Narrenchef Lothar Killig den Schlüssel zum Rathaus, der zuvor dem Bürgermeister eine Bärenkachel umgehängt hatte. Als Mottokönigin wurde Kathrin Lehmann geehrt.
Die Klärung der Lärmfronten beförderte in den folgenden Stunden die Stimmung in den Zelten rund um das Rathaus – bis zur nächsten Mail.