Mit viel Glück wird die Gemeinde Oberharmersbach aus dem rund 1.000 Hektar großen Gemeindewald 2019 ein ausgeglichenes wirtschaftliches Ergebnis erreichen. Schneebruch, Sturm und Käferbefall haben im laufenden Forstwirtschaftsjahr dem Wald schwer zugesetzt und Hoffnungen auf einen Gewinn immer mehr schrumpfen lassen.
Die jährliche Waldbegehung des Oberharmersbacher Gemeinderats bot einmal mehr Licht und Schatten des Gemeindeforstes. Insgesamt zeigt der Wald ein gepflegtes Bild und trotzdem sind die Spuren der Schneekatastrophe und der Käferkalamität unübersehbar und werden sich auch weiterhin spürbar auswirken.
»Wir haben im laufenden Jahr zuerst die schweren Schneebruchschäden aufgearbeitet und sind dann übergangslos Käfer- und Trockenschäden hinterher gelaufen«, schilderte Revierförster Hans Lehmann den Jahresablauf im Gemeindewald. Dadurch habe man höhere Kosten bei der Holzernte, gleichzeitig einen Preisverfall wegen des Überangebots auf dem Holzmarkt. Im gesamten Wald von Oberharmersbach sei das Ausmaß der Schadhölzer allerdings geringer als im Jahr davor.
Rund 7.000 Festmeter sind in den vergangenen Monaten im Gemeindewald eingeschlagen worden, ein Großteil davon wegen Schneebruch und Käferbefall. 8600 Festmeter sind planmäßig veranschlagt. Hans Lehmann hofft diese Masse mit seinen Forstwirten insgesamt auch einschlagen zu können, wenn es die Witterungsverhältnisse noch zuließen. Ob man ein ausgeglichenes Wirtschaftsergebnis erreiche, hänge einerseits davon ab, welche Masse zu welchem Preis verkauft werden kann und andererseits welche Ausgaben sich noch streichen oder verschieben ließen. »Finanziell ist derzeit die Lage noch schlechter als nach dem Jahrhundertsturm ›Lothar‹ im Dezember 1999«, schenkte der Revierförster dem Gemeinderat reinen Wein ein.
Hoher Anteil an Weißtanne
Trotz dieser wenig erfreulichen wirtschaftlichen Situation gab es auch einen Hoffnungsschimmer. »Der Oberharmersbacher Gemeindewald ist für die Zukunft gerüstet«, fasste Simeon Springmann seine Eindrücke zusammen. Der Leiter des Forstbezirkes Offenburg wertete vor allem die Vielfalt der Baumarten und deren Verteilung als entscheidenden Vorteil hinsichtlich des Klimawandels. Dies erhöhe die Betriebssicherheit. Der hohe Anteil der Weißtanne in Oberharmersbach sei ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Verschiedene Haltepunkte zeigten den Exkursionsteilnehmern punktuell die Probleme des Gemeindewaldes. Auf einer Hochfläche beim Rothmannseckle an der Gemarkungsgrenze zu Nordrach zeigte Revierförster Hans Lehmann eine größere nach Käferbefall geräumte Fläche. »Wir werden hier, wie auch nach dem Sturm Lothar, zunächst beobachten, was sich an Naturverjüngung entwickelt und danach passende Holzarten ergänzen«, erläuterte Lehmann die Strategie.
Ein besonderer Augenmerk legt man vor allem auf die Entwicklung der Weißtanne. Da sie gerne vom Rehwild verbissen wird ist hier jagdliches Eingreifen und Verbissschutz notwendig. Er bedankte sich in diesem Zusammenhang beim anwesenden Jagdpächter Eugen Lehmann für sein großes Engagement in diesem Bereich. Die Buche gelte es ebenfalls im Auge zu behalten. »Laub ist in dieser Höhenlage auf sandigen Böden ganz wichtig« ergänzte Simeon Springmann. Es verbessere die Bodenqualität und lasse vor allem den Boden nicht so schnell austrocknen.
Trinkwasserproblematik angesprochen
Im hinteren Zuwald ging vermutlich dem einen oder anderen Ratsherrn das Herz auf. Hier wird momentan Douglasienholz eingeschlagen. »Dies ist derzeit sehr gefragt und lässt sich daher preislich besser verkaufen«, verkündete der Revierförster eine positive Seite der aktuellen Holzmarktlage. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass die Fichten, die jetzt als Käferholz gefällt werden müssten, irgendwann fehlten und die Nachfragesituation eine ganze andere sein werde.
Hoch oben im Gewann Schereckle an der Grenze zum Renchtal wurde auch die Trinkwasserproblematik angesprochen. Hier sollten Probebohrungen für die Erschließung weiterer Mineralquellen niedergebracht werden. Da durch solch eine Bohrung und Wasserentnahme die Druckverhältnisse und das Fließverhalten des unterirdisch fließenden Wassers verändert werden können, müsse man hier größte Sorgfalt walten lassen, um nicht möglicherweise abseits gelegene Höfe mit eigener Quellwasserversorgung von der Wasserzufuhr abzuschneiden und die Trinkwasserversorgung insgesamt zu gefährden.
Ein letzter Blick vom Täfeleweg hinunter ins Tal zeigte dem Gemeinderat abschließend die Bedeutung des Waldes für den Tourismus. An einem Aussichtspunkt, der speziell für den Renchtalsteig angelegt wurde, erklärte Förster Hans Lehmann wie man mit gezielter Besucherlenkung die verschiedenen Interessen am Wald sinnvoll steuern kann. »Unser Wald ist insgesamt gut aufgestellt, wenn auch punktuell Probleme auftreten«, zog er Bilanz.