Das Reetdach des Historischen Speichers in der Ortsmitte gehört der Vergangenheit an. Der Gemeinderat hat sich, nicht zuletzt aus Kostengründen, bereits im vergangenen Jahr für ein Ziegeldach entschieden. Jetzt vergab der Rat entsprechend dem Submissionsergebnis die notwendigen Arbeiten für die Sanierung.
Bei der beschränkten Ausschreibung gingen insgesamt vier Angebote ein. Für die Zimmerei- und Dachdeckerarbeiten gab die Firma »Holzbau Schnaitter« aus Hofstetten mit 45.610,96 Euro das günstigste Angebot ab, nur geringfügig niedriger als der nächste Bieter. Für die Blechnerarbeiten wurden zwei Angebote eingereicht. Hier lag die Firma Alfred Brucher/Rolf Rombach mit 7.322,55 Euro etwas günstiger als der zweite Bieter. Die Ausführung dieser Arbeiten erfolgt in Kupfer.
Die jetzt anstehende Neueindeckung mit Ziegeln war nicht unumstritten. Beim Wiederaufbau des Speichers von 1985 bis 1988 in der Ortsmitte wurde das Dach mit Reet eingedeckt, obwohl das Gebäude aus dem Jahre 1761, das früher beim »Schwobelenzehof« im Holdersbach stand, zuletzt ein Ziegeldach trug.
Aufgrund seines Alters hatte der Speicher anfangs sicher ein Strohdach getragen. Damals war das handgedroschene, meist aus der »Rütte« stammende langhalmige Roggenstroh das ideale Deckmaterial, zumal es als besonders zäh und widerstandsfähig galt. Das Strohdach war auch noch vor rund 150 Jahren allgemein üblich. Erst feuerpolizeiliche Auflagen in der Mitte des 19. Jahrhunderts haben Strohdächer bei Neubauten oder Neueindeckungen allmählich verdrängt.
So hatte auch der Speicher im Laufe der Zeit sein Ziegeldach erhalten, da die Strohdächer sehr reparaturanfällig waren. Für das äußere Ansehen des Speichers in der Ortsmitte schien vor über 30 Jahren ein Reetdach den geschichtlichen Charakter zu verstärken. Doch die Eindeckung mit Schilf ist nicht nur zeit- und arbeitsintensiv, sie verursacht auch höhere Kosten und zieht einen höheren Unterhaltungsaufwand nach sich. Der First, die empfindliche Schwachstelle beim Reetdach, muss in regelmäßigen Abständen neu eingebunden werden und jetzt zeigt sich eben nach gerade mal drei Jahrzehnten, dass das Reetdach erhebliche Schäden aufweist, ganz zu schweigen von der Unansehnlichkeit durch Moosbewuchs, unter anderem bedingt durch die Ausrichtung des Firstes, da eine Dachhälfte nur wenige Wochen im Sommer von der Sonne angestrahlt wird.
Eine Totalsanierung, die schon hätte vor Jahren erfolgen sollen, war nicht mehr aufzuschieben. »Die neuerliche Eindeckung mit Reet hätte nahezu das Doppelte gekostet, und das bei einem entsprechend höheren Unterhaltungs- und Sanierungsaufwand«, verweist Bürgermeister Richard Weith auf die momentan angespannte Haushaltslage der Gemeinde. Schließlich hat auch das Denkmalamt gegen eine neuerliche Eindeckung mit Ziegeln keine Einwände geltend gemacht, da nunmehr der Speicher wieder sein Aussehen wie zuletzt an seinem früheren Standort erfährt.
Die Sanierung des Daches soll so rasch wie möglich erfolgen, um mögliche zusätzliche Schäden am Gebäude zu vermeiden.