Seit Mitte Juli 2018 ist das Rathaus geräumt. Die grundlegenden Sanierungsarbeiten, die seither das 120 Jahre alte Gebäude vom Keller bis zum Dachgeschoss auf den neuesten Stand bringen, energetisch sanieren und gleichzeitig einen barrierefreien Zugang zu den bisherigen und neuen Räumen ermöglichen, liegen trotz einiger zusätzlicher Arbeiten weitgehend im Zeitplan.



Die Baustelle mitten im Dorf verändert, momentan äußerlich kaum wahrnehmbar, tagtäglich ihr Gesicht. Mitunter waren gleichzeitig drei, vier verschiedene Firmen auf der Baustelle zugange, manchmal schön verteilt auf die einzelnen Stockwerke, deutlich zu vernehmen an der unterschiedlichen Beschallung mit Musik auf den einzelnen Etagen.
Staub auf Simsen und Böden belegen die intensiven Umbauten. Nach wie vor mit OSB-Platten abgedeckt ist die Treppe mit ihrem schmiedeeisernen Geländer, wohl der einzig größere Gebäudeteil, an dem die Sanierungsarbeiten bisher spurlos vorübergegangen sind. Keine Wand ist heil geblieben, weil Kabel eingezogen und Dosen sowie Schalter gesetzt wurden oder Durchbrüche für eine neue Raumeinteilung erforderlich waren.
Neuer Fahrstuhl erschließt das Gebäude barrierefrei
Im Eingangsbereich wurde die bisherige Treppe zurückversetzt. Den künftigen barrierefreien Zugang ermöglicht der schon im April fertig montierte Fahrstuhl, der in dem Schacht mit einer Höhe von 13 Meter über vier Zugänge alle Ebenen verbindet.
Dicke Kabelbündel ragen aus den Wänden, überall hängen von den Decken einzelne Kabel herunter. Jedes einzelne ist beschriftet, um die diffizile Arbeit zu erleichtern, die Erfahrung und Übersicht verlangt. 2.800 Meter Netzwerkleitung, 3.500 Meter Stromleitung, 1.500 Meter Schwachstromleitungen mit den dazugehörenden Schaltern sowie 200 Steckdosen und 72 Doppelnetzwerksteckdosen umfasst die umfangreiche Elektroinstallation vom Keller bis zum künftig genutzten Dachgeschoss. In Kabelschienen führen sie entlang der Decke von Raum zu Raum.
Die komplett neue Verlegung der Sanitär- und Heizungsleitungen sowie für die 13 Klimageräte ist soweit abgeschlossen. 170 Meter isolierte Heizungs- und 70 Meter Sanitärrohre sowie 120 Meter Leitungen für die Klimageräte durchziehen die Räume. Abluft- und Kondensatrohre sind in ehemaligen Schornsteinen verlegt, die wegen des Anschlusses an die Fernwärme nicht mehr benötigt werden.
Alle Versorgungsleitungen verschwinden demnächst hinter den abgehängten Decken, die von den Trockenbauern, ebenso wie die vor allem im Dachgeschoss neu eingezogenen Wände, weitgehend montiert sind. Die im Rohbaumaß rund 4,60 Meter hohen Räume werden im fertigen Zustand noch knapp vier Meter erreichen.
Komplett ersetzt sind auch die 55 Fenster mit einer Fläche von 120 Quadratmeter. Eine besondere Herausforderung war das größte Fenster in der Mitte der Fassade mit den gotischen Stichbögen.
Ursprünglich sollte der Sitzungssaal unverändert bleiben. Die aufwändige Verkabelung wäre mit der bisherigen Holzverkleidung nicht möglich gewesen, zudem musste der Putz, wie auch im Treppenhaus und auf etlichen anderen Flächen, entfernt werden, da er nur noch unzulänglich haftete. Wie diese zusätzlichen Arbeiten die Fertigstellung möglicherweise verzögern, bleibt abzuwarten.
Aufwendige Instandsetzung der Fassade
Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte sollen die Sanierungsarbeiten der Sandsteinfassade beginnen. Dazu muss ein spezielles Schwerlastgerüst errichtet werden. Die aufwendige Instandsetzung der Fassade, deren Kosten sich voraussichtlich auf einen sechsstelligen Betrag im unteren Bereich belaufen, wird mit der grundlegenden Rundumerneuerung des Außenputzes abgeschlossen.
Nach dem jetzigen Stand sind die Kosten um mehr als ein Drittel höher, als die anfängliche Kostenschätzung vorgesehen hatte. Dabei ist die Sanierung der Sandsteinfassade noch nicht mit eingerechnet. »Wir können jedoch der Bevölkerung kein halbherzig renoviertes Rathaus hinstellen, das in einigen Jahren möglicherweise wiederum Sanierungsbedarf aufweist«, begründet Bürgermeister Richard Weith unter anderem die Kostensteigerung für unvorhergesehene Arbeiten. Bei einer Sanierung müsse man immer mit Überraschungen rechnen. Aber man hätte, so ergänzt er, von vorneherein mit realistischeren Zahlen arbeiten müssen.
Es ist zumindest fraglich, ob der Umzugstermin, der für den November dieses Jahres vorgesehen war, eingehalten werden kann. Notfalls bleibt das Jahr 2020.