Ein halbes Jahr ist vergangen, seit das Rathaus-Personal mitsamt Akten, Unterlagen und Mobiliar umgezogen ist. In der ehemaligen Schule Riersbach am Eingang des Jauschbachtales läuft nach geringen Startschwierigkeiten seither alles in geregelten Bahnen. Das Personal hat sich eingelebt.
Der Gang zum Dienst in den Ortsteil Riersbach ist längst Gewohnheit. Während der eine jetzt mit dem Auto fahren muss, während er zuvor das Rathaus zu Fuß erreichen konnte, muss die andere nur ein paar Schritte gehen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Bis jetzt hat aber jeder immer das »richtige« Rathaus erreicht. Allerdings soll unmittelbar nach dem Umzug, so wird in den Diensträumen gemunkelt, schon mal dieser oder jener Bürger zuerst ins Dorf gefahren sein, um das Rathaus aufzusuchen.
Es ist hier einiges anders. Corinna Kornmayer, Sekretärin des Bürgermeisters, hat im Provisorium deutlich mehr Platz zur Verfügung als vor dem Umzug. »Und wir haben jetzt wenigstens einen Sozialraum« gewinnt ihre Kollegin im Raum, Hauptamtsleiterin Dominika Hättig, dem neuen Domizil eine positive Seite ab. Das ehemalige Lehrerzimmer ist entsprechend häuslich eingerichtet. »Die Übergangslösung passt und trotzdem freut sich wohl jeder auf die neuen Räume«, blickt sie in die nahe Zukunft. Den Umzug zurück ins Dorf scheue sie kaum. Schließlich, so rechnet sie vor, seien rund zehn Tonnen Akten und Unterlagen vernichtet worden und rund acht Tonnen habe der Sportverein anlässlich seiner Altpapiersammlung mitgenommen. Um diesen Ballast müsse man sich jetzt nicht mehr kümmern.
»Im Sommer war es schon manchmal unangenehm«, schildert Simone Faist die heißen Tage, als die Sonne durch die großen Fenster die Räume aufheizte. Doch jetzt spürt man im Bürgerbüro eine angenehme Temperatur, Pflanzen ergänzen das angenehme Raumklima. Martha Weiß und Theresia Armbruster fühlen sich mit ihrer Kollegin Simone Faist offenkundig wohl in dem übersichtlichen Raum, den sie für sich und die Bürgerinnen und Bürger angenehm eingerichtet haben.
»Wir können mit der Übergangslösung gut leben«, zeigt sich Bürgermeister Richard Weith zufrieden, obwohl ihm nur das kleinste Zimmer im Erdgeschoss zur Verfügung steht. Die Umgebung hier sei auf jeden Fall idyllischer als im Dorf. »Überraschend sind für mich auch die Gedankenspiele, die manche Bürger anstellen, was die künftige Nutzung des Gebäudes nach unserem Auszug angeht«, verweist der Bürgermeister auf allerlei Anregungen. Hier müsse der Gemeinderat realistische Möglichkeiten ausloten und darüber entscheiden. »Nur energetisch ist das Gebäude eine Zumutung«, musste der Bürgermeister schon feststellen.
Davon kann die Rathaus-Belegschaft im Obergeschoss ein Lied singen. Problematisch wurde es dort mit den ersten frostigen Temperaturen. Auf der Gemeindekasse waren die Finger so klamm, wie die finanzielle Lage der Gemeinde. Anfang Januar wurden die zu klein dimensionierten Heizplatten durch einen großen Heizkörper nachgerüstet. Seither scheint die winterliche Starre wie verflogen. Johannes Lehmann freut sich ob der Wärme und kann sich sogar ab und an mit einem Blick durch die großen Fenster über das winterliche Panorama freuen. Außer dem »Logenblick« ins Riersbachtal befördert die Ruhe den Fortgang der laufenden Arbeit. »Kein Verkehrslärm, fast himmlisch«, stimmt Heike Lehmann vom Bauamt in die allgemeine Lagebeurteilung ein. Und Viktoria Dold ergänzt, dass nur ab und an mal ein Traktor vorbeifahre, aber keinesfalls zu vergleichen mit dem Durchgangsverkehr in der Ortsmitte.
Im Rechnungsamt hat sich Bärbel Roser-Pirk für eine individuelle Lösung entschieden, um die kalte Jahreszeit zu überbrücken. Ein Gebläse wärmt die kleine Räumlichkeit über dem Bürgermeister-Zimmer. Wohl kaum einer will hier noch einmal überwintern, obwohl niemand den Umzug in der kalten Jahreszeit unbedingt favorisiert, denn über die Fertigstellung der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen im Rathaus ist eine verlässliche Prognose noch nicht möglich. Wegen der Kälte im Gebäude laufen die Arbeiten momentan auf »Sparflamme«.
Der Gemeinderat wird sich einem baldigen Umzug auch nicht verschließen. Das Sitzungszimmer, ebenfalls im Obergeschoss angesiedelt, gilt als der kälteste Raum im ganzen Gebäude. Hitzige Debatten während der Sitzung treiben die Raumtemperatur um kein einziges Grad nach oben, und für ein frostiges Klima bedarf es keiner weiteren Anstrengungen, weil dafür bereits die geringe Leistung der Heizung zuständig ist. Die positive Seite der Medaille: Vielleicht wird dadurch der Sitzungsablauf beschleunigt…