Nur wenig Raum blieb Bürgermeister Richard Weith am Ende seiner ersten Einwohnerversammlung am Freitagabend in der Reichstalhalle, um Bilanz der vergangenen elf Monate zu ziehen und einen Ausblick zu wagen. Dieser allerdings hatte es in sich: Bevor der Gemeinde Oberharmersbach in nächster Zeit die Arbeit ausgeht, wird eher das Geld ausgehen.


Bürgermeister Richard Weith hat Wort gehalten. Bei seinem Amtsantritt vor elf Monaten versprach er Transparenz und Information, um die Bevölkerung in die Gemeindepolitik einzubinden und auf dem Laufenden zu halten. An die 300 Bürgerinnen und Bürger waren dieser Einladung gefolgt. Der eine oder andere auch unvoreingenommene Besucher musste bei der Aufzählung der unmittelbar anstehenden Herausforderungen den Eindruck gewinnen, dass in den letzten Jahren etliches liegengeblieben ist oder einfach weggeschoben wurde.
Marode Straßen, Investitionsrückstand bei den Gemeindewohnungen, beanstandete Brücken, dringend erforderliche energetische Sanierung der Reichstalhalle – die Liste der »offenen Baustellen« ließe sich noch um etliche Punkte erweitern, zumal diese Mängelliste schon länger bekannt ist. »Wir brauchen beispielsweise für die Straßen ein mehrjähriges Sanierungskonzept, um den finanziellen Aufwand zu bewältigen«, stellte sich Weith dieser Herkulesaufgabe, zumal auch bei Straßen im Außenbereich Handlungsbedarf bestehe. »Die Sanierung der Ortsmitte läuft weiter«, zeigte er sich zufrieden und wagte die Prognose, dass das Feuerwehrhaus im kommenden Jahr fertiggestellt sein dürfte. Diese Erwartung sei auch für das Rathaus realistisch, zumal man im Zeitplan liege. »Allerdings werden hier erhebliche Mehrkosten wegen der Sanierung der Sandsteinfassaden anfallen«, rechnete der Bürgermeister vor. Förderanträge – Landessanierungsprogramm und Fachförderung aus dem Denkmalschutz – seien gestellt.
Prioritäten setzen
Wie mit dem alten Feuerwehrhaus zu verfahren sei, bei dem bereits in der Voruntersuchung zum städtebaulichen Sanierungsprogramm »erhebliche bauliche Mängel« festgestellt worden waren, wann und wie die Verlagerung des Bauhofs und mit der Nachnutzung der ehemaligen Schule Jauschbach zu verfahren sei, müsse vorerst offen bleiben, Es hänge letztendlich von den finanziellen Möglichkeiten ab. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als Prioritäten zu setzen«, gab er sich realistisch.
Zu den unerledigten Aufgaben im Grundlagenbereich, die kostenmäßig allerdings nicht zu sehr ins Gewicht fielen, aber zeitintensiv und wichtig seien, zählte Weith auch die Aufstellung einer seit Jahren überfälligen Polizeiverordnung, die Neuregelung der seit über 30 Jahren unveränderten ehrenamtlichen Entschädigung, die Überarbeitung der ebenso alten Globalberechnung für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung sowie die Umsetzung der Gemeindenovelle im örtlichen Regelwerk aus dem Jahre 2015. Die systematische und regelmäßige Kanaluntersuchung nach der Eigenkontrollverordnung müsse wieder aufgenommen werden. »Und darüber hinaus liegen wir bei der Digitalisierung der Leitungsnetze vergleichsweise weit hinten«, ergänzte er.
Zukunft des Tourismus
Bürgermeister Richard Weith verwies darauf, dass aber auch einiges vollendet sei. Die »Mammutaufgabe Rathausumzug« sei reibungslos verlaufen. Eine Brücke und vier Durchlässe seien saniert, vier Brücken im Gewölbereich teilsaniert. Mit weiteren Investitionen und Beauftragungen über 135.000 Euro seit seinem Amtsantritt sei der hohe Standard der Trinkwasserversorgung gewährleistet. Ein Problem bereite aber noch die unzureichende Löschwasserversorgung in Teilen der Gemeinde.
Nicht minder wichtig nannte der Bürgermeister die Erstellung eines langfristigen »Tourismus-Konzepts mit Schwerpunkt Ortsentwicklung« und die Neuausrichtung des Tourismus-Vereins. Dies soll von externer fachlicher Unterstützung und Bürgerbeteiligung begleitet werden. Mit diesem Konzept soll den anstehenden Herausforderungen – Tourismus-Schwerpunkte und Markenbildung, Nachfolgeproblematik in der Gastronomie und Beherbergungsbetrieben mit den zu erwartenden erheblichen Auswirkungen auf den Gebäudebestand – begegnet werden.