Zuletzt war das Rathaus im Jubiläumsjahr 1989 eingerüstet, als es anlässlich der Ersterwähnung vor 850 Jahren etwas aufgehübscht wurde. Jetzt steht erneut ein Gerüst für die Sanierung der Fassade und des Daches, denn das 118 Jahre alte Gebäude wird grundlegend saniert – außen und innen.
Dafür wurde es auch Zeit. Seit der letzten großen Baumaßnahme Anfang der 1970er Jahre sind schon wieder über vier Jahrzehnte vergangen. Im Obergeschoss wurde damals der Kinoraum zum Sitzungssaal umgebaut, der seither auch als Trauzimmer dient, die Wohnungen wurden für Verwaltungs- und Archivräume hergerichtet. Die aktuellen Baumaßnahmen dienen nicht nur der energetischen Sanierung. Komplett neu wird der Eingangsbereich gestaltet, um mit dem Einbau eines Fahrstuhls einen barrierefreien Zugang zu allen Räumen des Rathauses zu gewährleisten. Vom Keller bis unter das Dach werden sämtliche Leitungen – Heizung, Sanitär und Elektro – neu installiert. Ein halbes Dutzend gelber Abfallcontainer füllen den Platz hinter dem Rathaus, ein Bauzaun markiert die derzeitige Baustelle in der Ortsmitte. Seit Anfang September hat die Sanierung des Rathauses den Abriss des Dorfer Schulgebäudes nahtlos abgelöst. Der Staub blieb – zumindest phasenweise, wenn ein Kübel oder ein Schubkarren in den entsprechenden Container entleert wird.
Die vier Stufen vor dem Haupteingang sind zwischenzeitlich verschwunden, die Tür sieht aus, als wäre dem Schreiner das Maß »kalt« geworden. Rechter Hand fehlt der Boden im bisherigen Vorzimmer des Bürgermeisters, der Blick reicht bis in den Keller. Wegen der Verlegung einiger Treppenstufen zur ersten Ebene sind die Eisenträger sichtbar, deren Zwischenraum leicht gewölbt mit Backsteinen ausgemauert ist. Hier wachsen gerade die Wände des Fahrstuhlschachtes empor. Über zehn Kubikmeter Beton wurden hier schon eingebaut.
Auch sonst sind die Räumlichkeiten kaum wieder zu erkennen. Überall herrscht im wahrsten Sinne des Wortes »Tag der offenen Tür«. Die abgehängten Decken in den dreieinhalb Meter hohen Räumen sind entfernt, im ehemaligen Ratszimmer stützen Stahlsprieße die Decke, da die Wände des Grundbucharchivs komplett eingerissen sind. Hier wird ein großer Stahlträger eingezogen. Rote Backsteine zeigen, wo in den Nasszellen die Fliesen den Charme längst vergangener Jahrzehnte ausstrahlten.
Die Sanierung unbeschadet überstehen wird wohl nur das reichlich verzierte schmiedeeiserne Geländer im Treppenhaus, das gänzlich mit Grobspanplatten gegen Staub und sonstige Einwirkungen geschützt ist. Selbst der Sitzungssaal, ursprünglich in der Planung von großen Eingriffen ausgenommen, wird eine neue Decke erhalten. Hier im Obergeschoss bietet sich dasselbe Bild wie ein Stockwerk tiefer. Mauerdurchbrüche sind abgesagt, ein zugemauertes Fenster wird wieder geöffnet. Zusätzlich hat sich hier Staub aus dem Dachgeschoss angesammelt, das vollständig entkernt wird. Gemauerte Schornsteine werden abgetragen. Die bereits aus den Riegelwänden herausgebrochenen Backsteine der Gründungszeit geben den Blick auf nahezu die gesamte Grundfläche frei. Riegelholz bleibt nur dort stehen, wo es eine tragende Funktion hat.
Immer mehr Tageslicht fällt in das Dachgeschoss und den Spitzboden. Ein Ziegel nach dem anderen verschwindet in einer Mulde, die am Kran zu Boden schwebt, um den nächsten Container zu füllen. Noch vor dem Winter sollen hier eine Aufdachisolierung und eine Dämmung zwischen den Sparren künftig Wärmeverluste entscheidend mindern.
Einiges Kopfzerbrechen bereiten dem Bauherrn die beeindruckende Sandsteinfassade und die Sandsteingewänder, die wie das Gebäude unter Denkmalschutz stehen. Sie haben in den letzten Jahrzehnten unter den schlechteren Umweltbedingungen verstärkt gelitten. Diese Sanierung allein wird eine sechsstellige Summe, zumindest im unteren Bereich, verschlingen.