Gesundheitsförderung im Alltag von Kitas zu verankern ist ein Ziel des PNO-Programms, an dem das Kinderhaus Sonnenblume teilgenommen hatte. Zur Zertifikatsverleihung kam am Montag fast das gesamte Team zusammen. Gemeindevertreter waren ebenfalls dabei.
Im Mittelpunkt der PNO-Beratung standen die Themen »Resilienz bei Kindern«, also seelische Widerstandskraft, und »Erzieher(innen)gesundheit«, denn es ist längst nicht Standard, dass eine Erzieherin in ihrem Beruf das Rentenalter erreicht.
Nach einer Einschätzung, wo der Kindergarten bereits gut aufgestellt ist und wo noch Verbesserungsbedarf besteht, wurden Konzepte erarbeitet, wie man die Zukunft beschreiten möchte. Ziel des Projekts ist es, in Institutionen, in denen sich Kinder aufhalten eine gesundheitsfördernde Umgebung zu schaffen und darüber auch die Eltern zu erreichen. Praktische Auswirkungen auf den Alltag der 94 Oberharmersbacher Kindergartenkinder sind bereits zu spüren: Im Elterngespräch kommt ein Essensfragebogen zum Einsatz und um das Ziel »soziale Teilhabe« zu fördern, wird besonders auf die Kinder geachtet, die Gefahr laufen, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.
Nach aktuellem Stand der Wissenschaft
Am PNO-Projekt nahm das Kinderhaus Sonnenblume seit September 2016 teil. Es wurde gut 18 Monate lang bei der Weiterentwicklung der Kita zu einer gesundheitsförderlichen Einrichtung begleitet. In sechs Weiterbildungsbausteinen und im Rahmen einer kontinuierlichen Prozessbegleitung war reichlich Zeit, um mit Hilfe von PNO-Prozessbegleiter und Familientherapeut Bernd Thormann den angestrebten Prozess zu reflekieren und geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Vermittelt wurden neueste wissenschaftliche Grundlagen und bewährte Methoden.
Sicherheit im Alltag
»Wir haben toll profitiert und viele Impulse bekommen«, fasste Kindergartenleiterin Christiane Müller-Pfau zusammen. Gesundheit sei mehr als die Abwesenheit von Krankheit, fügte sie hinzu. Und auch wenn selbstverständlich das Wohl der Kinder immer zuerst im Fokus stehe, müsse man sich auch Gedanken um das Wohlergeben des Personals machen.
Eine »Werkzeugkiste für den Kindergarten« nennt Bürgermeister Richard Weith die Kompetenzen, die die Mitarbeiterinnen im Rahmen des Programms erworben haben. »Es ist ein Glücksfall, dass Oberharmersbach in das Programm gekommen ist«, ist er sich sicher und bedankt sich genau wie Christiane Müller-Pfau bei allen, die zum Gelingen beigetragen haben.
In den Augen von Bernd Thormann kommt das Präventionsnetzwerk gerade zum richtigen Zeitpunkt. »Es gibt den Eltern mehr Sicherheit«, weiß er. Es gäbe im Moment viele Missverständnisse in Sachen Erziehung. Dazu kämen steigende Anforderungen an die Erzieherinnen, denn Eltern würden dazu tendieren, die schwierigen Teile der Erziehung immer öfter auf die Kindergärten abzuwälzen. Michaela Tisch, regionale PNO-Beauftragte Raumschaft Haslach, hatte beobachtet, dass nicht zuletzt die Mitarbeiterinnen als Team noch mal so richtig zusammengewachsen sind.
PNO geht weiter
Die Zertifikatsverleihung ist ein erster Meilenstein. Auch wenn das Pilotprojekt des Landratsamts bald ausläuft, gibt es doch gute Nachrichten: Der Kreistag hat im vergangenen Dezember beschlossen, das Projekt weiterzuführen. Über das Präventionsgesetz kommen nun die Krankenkassen mit ins Boot. Der Wunsch von Christiane Müller-Pfau, dass PNO an dieser Stelle noch nicht beendet sein solle, kann also in Erfüllung gehen. Rund 40 Kitas, 17 Schulen und ein Hort sind im Ortenaukreis, je nach Standpunkt erst oder bereits, PNO-zertifiziert. Am kleineren Format der bedarfsorientierten Fortbildung, die einen Nachmittag umfasst, haben über 180 Einrichtungen teilgenommen.
An der Zertifizerung teilgenommen haben:
Christiane Müller-Pfau (Leitung Kinderhaus Sonnenblume), Nadine Müller (stellvertretende Leitung) sowie die Erzieherinnen Hannah Rombach, Silvia Glatz, Elvira Schilli, Helene Gerth, Andrea Weiduschat, Hannelore Liebke, Marianne Baumann, Eugenia Isenmann, Andrea Jung, Sandra Simbürger, Sabrina Mayer, Judith Uhl, Doris Welte, Regina Pester, Sabrina Kuderer und Simone Hug.
Info
Das Präventionsnetzwerk Ortenaukreis (PNO) ist ein gemeinsames Forschungsprojekt des Landratsamts Ortenaukreis und des Zentrums für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Es wird noch bis Oktober dieses Jahres vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert. Das PNO hat zum Ziel, die körperliche und seelische Gesundheit sowie die soziale Teilhabe von 3- bis 10-jährigen Kindern und ihren Familien zu fördern. Ein wesentlicher Ansatz ist es, die Kinder in ihrer täglichen Lebenswelt, über Kitas und Schulen zu erreichen.