Bis Mitte Juli wird auch die letzte Akte aus dem Rathaus verschwunden sein. Dann zieht die gesamte Verwaltung für mindestens ein Jahr in die Räume der ehemaligen Schule Riersbach um. Das 1902 in der Ortsmitte fertiggestellte Verwaltungsgebäude wird grundlegend saniert.
In den vergangenen 120 Jahren erfuhr das Rathaus mehrmals Umbauten. Die ehemaligen Wohnräume im Obergeschoss bezog in den 1970er Jahren die Finanzverwaltung. Der auf derselben Ebene liegende Saal, einstmals Tagungsort für Sitzungen des Bürgerausschusses, wurde bis 1970 als Kino benutzt und dient seither als Sitzungssaal. Dieser wurde 2005 mit neuem Mobiliar und EDV-Anlage ausgestattet.
In die jetzt anstehende Ortskernsanierung ist auch das Rathaus integriert. Deswegen muss die gesamte Verwaltung umziehen. Bei Hauptamtsleiterin Dominika Hättig laufen organisatorisch die Fäden für die Räumung zusammen. »Manchmal hatte ich schon Bauchgrimmen«, grübelt sie über ihrem Zeitplan, den sie in den vergangenen Wochen detailliert entworfen hat. Schließlich sei es für alle der erste Umzug und man ziehe nicht jeden Tag um.
Etliche Fächer in Schränken sind bereits ausgeräumt. Den Sportverein hat’s gefreut. Mit seiner Altmaterialsammlung hat er einiges abgeräumt. »Verwaltungsliteratur, Ergänzungssammlungen, Kataloge und nicht personenbezogene Unterlagen sind weitgehend schon entsorgt«, freut sich die Organisatorin des Umzuges. Neben dem Tagesgeschäft laufen die Vorbereitungen für den Umzug weiter.
Die eigentliche Herausforderung steht dem Rathauspersonal noch bevor. Zwar unterstützt der Bauhof die Räumungsaktion, aber schließlich sind noch 450 laufende Meter Akten auszuräumen und in Schachteln zu verpacken. Aufkleber belegen, wer wie viele Kartons verpackt hat. »Rot kommt ins Archiv, grün geht mit in die vorübergehenden Amtsräume«, verweist sie auf die unterschiedliche Kennzeichnung. Diese detaillierte Dokumentation sei wichtig, um beim Wiedereinzug alle Unterlagen den jeweiligen Ämtern zuzuordnen. Damit nicht genug. Es besteht noch Platzbedarf für Container in Rathausnähe, in denen das wieder zu verwendende Mobiliar zwischengelagert wird.
Parallel dazu verläuft wohl der Abriss des ehemaligen Schulhauses Dorf. »Ganz gleich, wann die beauftragte Firma mit den Arbeiten beginnen kann, bringt das zusätzliche Platzprobleme«, verweist sie auf die gleichzeitig laufende Baumaßnahme. Denn mit dem Umzug müssen auch zwei Vereine – die Historische Bürgerwehr und der Historische Verein – aus den bisher genutzten Räumen weichen und aus dem ehemaligen Schulhaus muss das Soziale Netzwerk ausziehen.
Dennoch ist Dominika Hättig zuversichtlich, diese Raumfrage und den Umzug entsprechend ihrem Plan zu meistern. »Bisher hat alles geklappt, wir liegen in der Zeit, und das wollen wir beibehalten«, gibt sie sich ehrgeizig. Richtig heftig wird es wohl erst in der dritten Juli-Woche. Am Montag, 16. Juli 2018, wird das Rathaus geschlossen und öffnet wieder am Montag, 23. Juli 2018, in der Riersbacher Schule. »Wie in dringenden Fällen die Verwaltung erreichbar ist, müssen wir noch klären. Wir versuchen auf jeden Fall, über das Bürgerbüro Kontakt zu halten«, zeigt sie eine Möglichkeit auf.
Ziel der jetzt anstehenden Sanierung ist neben einer energetischen Sanierung vor allem ein barrierefreier Zugang. Verschiedene Planungsalternativen wurden durchgespielt und wieder verworfen. Ein möglicher Anbau kam aus Kostengründen nicht in Betracht. So blieb es schließlich bei der Variante, die bestehende Kubatur neu aufzuteilen. Der Aufzug wird im Eingangsbereich innerhalb des Gebäudes installiert. Im Erdgeschoss befinden sich künftig das Bürgerbüro, das Standesamt und das Bauamt. Die Finanzverwaltung bleibt in der oberen Etage, dort sind auch künftig der Bürgermeister und sein Sekretariat zu finden.
Spätestens nach den Handwerkerferien beginnen die Umbauarbeiten, die das Architekturbüro Kayser aus Aalen beaufsichtigt. Mit seinem Vorschlag hat es den Ausschreibungswettbewerb gewonnen. Offen ist ein Datum für den Wiedereinzug. »Es wird irgendwann in der zweiten Jahreshälfte 2019 sein«, will sich Dominika Hättig nicht festlegen. Eines ist sicher: Bis dahin werden mindestens 1,3 Millionen Euro investiert.
Für Samstag, 28. Juli 2018, ist ein Flohmarkt angesetzt, bei dem nicht mehr gebrauchte Gegenstände aus den bisherigen Räumlichkeiten angeboten werden.