Lösung: Unser Bild stammt aus den 1930er Jahren. Es zeigt das Wegkreuz (»’Metzgers Kriez«, nicht zu verwechseln mit dem im Dorf beim oberen Bahnübergang, »Wo und wann« vom 12. Januar 2018) im hinteren Hagenbach, Richtung »Höllhaken« auf der Anhöhe.
Das Kreuz gab Wilhelm Lehmann (»d’ Metzger Willem«) 1919 in Auftrag. 1909 hatte er Justina Lehmann (»d’ Metzger Juschti«) geheiratet und musste als junger Familienvater seine Frau und zwei Söhne (Gustav und Johann Georg) zurücklassen, als er einberufen wurde. Die »Folgen seiner Heimaturlaube« während der Kriegsjahre waren zwei weitere Söhne (Fridolin und Alfred; »Nesthäkchen Alfons wurde 1920 geboren, er fiel am 8. März 1942).
Nachdem Wilhelm Lehmann gesund und unversehrt 1918 heimgekehrt war, ließ er zum Dank in seinem Wald das besagte Kreuz errichten. Am 24. August 1919 weihte der damalige Pfarrer Johann Busse dieses unter großer Anteilnahme der Bevölkerung.
Zur Feierstunde gehörten auch die obligatorische Predigt und der Auftritt des Kirchenchores.
Pfarrer Busse notierte in seinem Tagebuch, dass der Korpus von Peter Valentin (Bildhauer aus Offenburg) gefertigt wurde. Die Einfriedung steuerten Zimmermann Pfundstein und sein Sohn August bei. Den Kreuzbalken stiftete die Lunzenbäuerin Cäcilia Lehmann, geb. Hug vom Lunzenbauernhof – eine aufrichtige Geste. Sie musste erfahren, welches Leid der Krieg mitunter über eine Familie brachte. Ihr Mann verstarb 1915 im Lazarett an der Ruhr. Sie war nunmehr mit ihren sechs Kindern allein. Einziger Trost: Ihr Schwager August Lehmann vom Gallushof in Zuwald holte mit einem bewundernswerten Unternehmen den Leichnam seines Bruders Cölestin aus Nowaja Misch im heutigen Weißrußland nach Hause. (Silvesterausgabe 2017 der Schwarzwälder Post: »Die Reise mit der Leiche«).
Wilhelm Lehmann hatte in der Folgezeit wirtschaftliches Pech. Durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise wurden sein Haus und die dazugehörenden Grundstücke in den 1930er Jahren zwangsversteigert. Dadurch wechselte auch das hier erwähnte rund vier Hektar große Waldareal den Besitzer.
Zeitliche Korrektur zu »Wo und wann« vom 23.02.2018
Das Bild zeigt das Wehr im Harmersbach bei der ehemaligen Dorfer Metzgerei Lehmann nicht im Jahre 1957, sondern beim Frühjahrshochwasser 1948. Ruth Haag, damals im schulpflichtigen Alter, machte den Autor auf die falsche Datierung aufmerksam, vielen Dank an dieser Stelle. Sie hatte von der elterlichen Wohnung im damaligen Volksbankgebäude einen trockenen »Logenplatz«, um die ganze Katastrophe von höherer Warte aus zu überblicken. Sie wusste auch, warum das Hochwasser das Wehr derart beschädigte. Der Besitzer hatte es nämlich versäumt, rechtzeitig das Wehr zu öffnen, um den Wassermassen freien Lauf zu ermöglichen. Die weitere Beschreibung der Folgen ist aber zutreffend.