Lösung: Zu sehen ist das Kreuz bei der früheren »Dorfer Metzg«, aufgenommen in den frühen 1940er Jahren. Im Hintergrund sieht man den damals noch jungen Eichenwald an der »Katzenhalde«. Es ist ein Zeugnis früherer Frömmigkeit, wie auch die anderen 25 Wegkreuze und 68 Bildstöcke und Gedenksteine, die auf der Gemarkung des Kirchspiels der St. Gallus Pfarrei Oberharmersbach erfasst sind.
Vor der Errichtung der Leichenhalle im Jahre 1959 – die
Toten waren bis dahin zu Hause aufgebahrt – hielt hier jeweils der Trauerzug mit dem Leichenwagen, »gezogen von sauber aufgeschirrtem Roß«, wie Justina Lehmann (»Pfarr-Juschdie«) sich erinnert. Hier wurde die Leiche abgeladen und den Leichenträgern übergeben. Weiter schreibt sie in ihren Erinnerungen: »…Dortselbst wurde die selbige unter dem Trauergeläut aller Glocken mit Kreuz und schwerer Fahne, Ministranten und Mesner samt dem Ortseelsorger abgeholt, um mit kirchlichem Gebet eingesegnet und hernach wieder unter dem Geläut der Glocken zum Friedhof geleitet (zu werden)…«
In den späten 1970er Jahren wurde der Trauergottesdienst vor der Einsegnung gehalten, dann die Leiche bei der Leichenhalle eingesegnet und begraben. Aktuell wird der Sarg in der Kirche aufgebahrt, das 1. Seelenamt wird nicht mehr am Tag der Beisetzung gehalten.
Die Errichtung des Kreuzes und der Grund dafür liegen im Dunkeln. Es soll »seit undenklicher zeit« wegen einer Viehseuche errichtet worden sein. Als ein Sturm das Kreuz zerstörte, ließ es 1865 der damalige »hiesige Bürger und W.L. Müller (von der »Paulimühle«; jenseits des Talbaches gehört eine Wiese zur früheren »Paulimühle«) wieder errichten. Die Bezeichnung »’s Metzgers Kriz« dient also der Lokalisierung und hat nichts mit dem ursprünglichen Besitzer bzw. dem Urheber zu tun.
1985 veröffentlichte der Historische Verein den Bildband »Bildstöcke, Wegkreuze und Gedenksteine«. Zu diesem Anlass wurde das Kreuz von Klaus Lehmann vollständig erneuert. Der Korpus des bisherigen Kreuzes wurde von Malermeister Berthold Roth restauriert und kehrte an seinen angestammten Platz zurück. Die Madonna-Figur war zu dem Zeitpunkt nicht mehr da. An Allerheiligen 1985 wurde das Kreuz geweiht.
Im Jahre 2000 ersetzten Erwin Brucher jun. und der Schreiber dieser Zeilen das Schindeldach durch eine Kupferabdeckung. 2013 erhielt das Kreuz letztmalig einen Anstrich.