Groß war das Interesse an der jährlichen Versammlung des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) der Kreisteams Ortenau und Rastatt im Gasthaus zur Stube. Es standen Wahlen auf dem Programm und zwei hochinteressante Vorträge.
In fast vollem Saal begrüßten die stellvertretenden Kreisteamleiter Tobias Kornmayer und Joachim Kimmig die Milchbäuerinnen, Milchbauern, Ehrengäste und die beiden Referenten des Abends, Manfred Gilch und Johannes Pfaller. Kreisteamleiter Stefan Lehmann konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht teilnehmen.
Nach der Begrüßung stellte das BDM-Jugendteam in einem kurzen Jahresrückblick ihre Aktivitäten der letzten Monate vor. Es war sehr erfreulich zu sehen, mit wie viel Interesse und Begeisterung die jungen Hofnachfolger verschiedene Aktionen geplant haben. Unter anderem auch die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb des Schwarzwälder Vierkampfes im Sommer in Bad Peterstal. Sie waren mit zwei Mannschaften angetreten und konnten einen tollen vierten Platz erringen.
Einstimmige Wahlen
Danach standen die turnusmäßigen Wahlen des Kreisteams und der Landesdelegierten an. Bis auf Clemens Jilg, der sein Amt auf Grund der Einstellung des Melkbetriebes abgab, stellten sich alle Mitglieder der Wiederwahl. Als neuer Kandidat stellte sich Markus Lerch aus Biberach vor. Alle wurden von der Versammlung einstimmig gewählt. Genauso wurden auch die Landesdelegierten von der Versammlung einstimmig für eine weitere Amtszeit gewählt.
Milchmarkt unter Druck
Nun kam das eigentliche Thema des Abend: Milchmarkt 2018 – Wo geht die Reise hin?
Manfred Gilch aus Bayern zeigte anhand einiger Zahlen, Diagrammen und Schaubildern sehr verständlich und anschaulich die Entwicklung des Milchmarktes der letzten Jahre. Auf Grundlage dieser Beobachtungen ergab sich dann aber leider eine schlechte Prognose für den Milchpreises der nächsten Monate. Es ist deutlich sichtbar, dass die Milchmenge am Markt erheblich steigt. Viele Milchbauern haben in den letzten Monaten versucht, mit den besseren Preisen die Verluste aus 2015 und 2016 etwas auszugleichen und mehr Milch produziert. Verständlich – doch leider zeigen die Analysen, dass die Menge der Milch die Nachfrage bald übersteigen wird und so wieder mit fallenden Preisen zu rechnen ist. Gerade in dieser Situation stieß es bei den Versammelten auf großes Unverständnis, dass die Politik in Deutschland und Europa immer noch kein Interesse daran zeigt marktbegleitende Instrumente einzuführen. Sie könnte zum Beispiel in der jetzigen Situation europaweit verbindliche Programme starten, um die Milchmenge zu regulieren, und so einen Preissturz verhindern. Deren großer Vorteil wäre es unter anderem, dass sie schon die Produktion von Übermengen verhindern und nicht nur wie etwa bei der »Milchpulvereinlagerung« vorhandene Überschüsse verwalten. Dass dieses Ungleichgewicht an Angebot und Nachfrage nicht nur den Bauern in Europa Probleme bereitet, zeigte dann auch der nachfolgende Bericht. Zum Schluss hatte Manfred Gilch aber auch einen Hoffnungsschimmer. Die Landesregierung in Bayern hat das Problem endlich erkannt und versucht nun auch ihre Kollegen der Agrarministerkonferenz zu überzeugen.
Zu billig für Afrika
Johannes Pfaller, ebenfalls aus Bayern, sprach in seinem Bericht von seinen Erfahrungen aus seiner Reise 2016 durch Burkina Faso. Er und seine Kollegen des EMB waren von Misereo eingeladen, sich vor Ort ein Bild der Probleme der Menschen zu machen. Diese werden vor allem auch durch die Agrarpolitik Europas verursacht. Alle
waren sehr überrascht, als sie in verschiedensten Lebensmittelläden hauptsächlich Milch und Milchpulver europäischer Marken in den Regalen fanden. Sie waren zudem viel billiger als die wenigen afrikanischen Produkte. Das ist die Milch, die in Europa zu viel ist und als Exportware zu Dumpingpreisen nach Afrika verschleudert wird. Dort zerstört sie die einzige Einkommensquelle vieler Bauernfamilien, die dann wiederum großzügig von der europäischen Entwicklungshilfe unterstützt werden. Pfaller wies aber auch darauf hin, dass Entwicklungshilfe leider nicht immer gut für die Menschen ist. Als Beispiel nannte er ein Projekt bei dem eine große Molkereianlage gebaut wurde, die Kapazität für fast ein Drittel der zu verarbeitenden Milch in Burkina Faso hat. Sie wird aber nur zu einem Bruchteil genutzt, weil es keine Infrastruktur gibt, welche die Milch bei den vielen Kleinbauern einsammelt. Das viele Geld hätte in mehreren kleinen Molkereien, auf verschiedene Orte verteilt, mehr bewirken können. Am meisten hatte ihn beeindruckt, dass viele Menschen dort sehr wohl wissen, woher ihre Probleme kommen und wie abhängig sie von unserer Politik sind. Sie sagen ganz klar, sie wollen nicht von uns ernährt und finanziert werden, sie wollen die Möglichkeit bekommen für sich selbst zu sorgen.
Nach diesen beiden hochinteressanten Vorträgen näherte sich das Programm des Abends schon dem Ende. Zum Schluss lud Joachim Spinner alle zur Mitgliederfahrt des BDMs von 22. bis 25. März ein, welche nächstes Jahr in die Normandie führt. Danach bedankte sich Tobias Kornmayer nochmal herzlich bei den beiden Referenten und wünschte ihnen mit einem kleinen Geschenkkorb eine gute Heimreise. Mit einem Dank für die Aufmerksamkeit und den besten Wünschen für Weihnachten und das neue Jahr verabschiedete er sich dann auch von allen anderen Zuhörern. Diese freuten sich im Foyer noch über die schönen Töpferarbeiten des BDM-Jugendteams, welche auch bald vergriffen waren.