Einen Adventskalender der besonderen Art hat man sich in Oberharmersbach einfallen lassen. Anstatt sich öffnender Türchen sorgen Elemente für Spannung, die das frisch erfundene »Hademar Adventsdorf« bis zum 24. Dezember täglich wachsen lassen.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
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Foto: Inka Kleinke-BialyRund um eine kleine Kirche stehen achtzehn aus Baumstämmen gefertigte Häuschen. Häuschen? Ach was! Bis zu mannshohe Wohntürme sind es – mit einem ganz eigenen, rustikalen Charme. Mit schützenden Dächern und mit Schornsteinen aus glänzenden Rohren sind sie liebevoll versehen, desgleichen mit Fenstern, Läden und Türen, die sogar mit Griffen und Scharnieren aufwarten.
Es ist das Dorf des Waldwichtels Hademar und seiner Freunde. Bahnhof, Spielplatz, Rennstrecke, Hennenstall und Streichelzoo fehlen hier genauso wenig wie eine von Rehen begutachtete Krippe. Mehr noch: Nicht nur winzige Laternen leuchten überall in dem Dorf, sondern sogar Pilze.
Entsprechend begeistert sind die menschlichen Betrachter. Wie beispielsweise ein Vater mit seinem Dreikäsehoch. Am meisten fasziniert den Kleinen offenbar die Tankstelle des Wichteldorfes, deren Zapfhahn der Junge mit Hingabe aus- und einhängt, immer und immer wieder. Ganz so, als sei er sein gesamtes gut zweijähriges Leben lang niemand anderes als ein hoch versierter Wichteltankwart gewesen. Den direkt daneben wurzelnden Kurparkbaum entzückt das wundersame Geschehen dermaßen, dass ihm ein Gesicht gewachsen ist. Eines mit einem unübersehbaren Schmunzeln darin.
Allenthalben werden Kameras gezückt von staunenden Menschen, die durch das wie von Zauberhand aus dem Boden gestampfte Dorf wandeln. Und ein Zauber hat dem Hörensagen nach in der Tat hier gewirkt. An jenem Tage nämlich, als der Springbrunnen im Kurpark defekt war und das örtliche Bauhofteam zwecks Inspizierung ausrückte. Dabei stolperten die Wackeren über eine Wurzel, woraufhin Merkwürdiges in Form einer Zwergenmütze zum Vorschein kam. Noch während die Mannen sich wunderten, wo diese denn wohl hergekommen sein mochte, stand Hademar Waldwichtel vor ihnen und schimpfte sich die Seele aus dem Leib. Die Bauhofleute standen plötzlich inmitten des Hademar Adventsdorfes – das aber ist für Menschen doch eigentlich nur in ganz besonderen Situationen sichtbar.
Ausgedacht hat sich das Ganze Oberharmersbachs Kreativmotor Michaela Neuberger, gemeinsam mit Ratschreiberin Dominika Hättig und Carina Bihrer von der Gemeindeverwaltung.
Bloß keine Konkurrenz mit Gengenbach
»Eigentlich hätte ein Adventskalender hier im Kurpark entstehen sollen«, verrät Hättig. In ähnlicher Form wie das jetzige Hademar-Dorf war der gedacht, mit Kirche und Häusern, jedoch als eine Art Erlebniskalender für Kinder. An jedem Tag sollte sich ein neues Türchen öffnen.
Das aber hatte sich in der Umsetzung als so schwierig herausgestellt, dass die jetzt realisierte Idee entstand. Auch, weil man sich aufgrund des Gengenbacher Adventskalenders nicht mit überzogenen Erwartungen konfrontiert sehen wollte. Dass sie gar nicht genau gewusst habe, wie das Ergebnis aussehen würde, schmunzelt Hättig, auch wenn sie zwischendurch im Bauhof gespickelt habe. Lediglich dafür gesorgt habe sie, dass alle benötigten Materialien vorhanden sind. »Aber das ist ja das Schöne, dass ich das Vertrauen haben kann. Wir haben ein super Team: Wenn jemand mit einer Idee kommt, dann hirnen alle und der Bauhof schafft – auf diese Weise hat sich auch das Adventsdorf entwickelt.«
Einen Riesenspaß mache es, wenn mithilfe des hoch kreativen Werkelns von Stefan Lehmann und seinem Bauhofteam Ergebnisse wie das nun vorliegende herauskämen, freut sich die Ratsschreiberin.
Über 100 Besucher fanden sich am vergangenen Samstag zur offiziellen Eröffnung des Adventsdorfes im Kurpark ein. Einen Rumms gab es, dann stieg am Eingang zum Wichteldorf eine Nebelwolke empor. Langsam wurde eine Gestalt sichtbar, unter deren roter Zipfelmütze eine weiße Lockenmähne und ein ebensolcher Bart hervorquoll.
Du, Herr Lehmann …
Um Hademar höchst persönlich handelte es sich, an der Seite seines blondbezopften Weibes. Wobei das wenige, was von des Wichtels Antlitz erkennbar war, ebenso eine gewisse Ähnlichkeit mit der Zwergenexpertin Michaela Neuberger aufzuweisen schien wie die Wichtelstimme.
Zunächst musste sich das Waldmännlein von dem Schock erholen, nun gar einer ganzen Menschenmenge sichtbar geworden zu sein. »Du, Herr Lehmann«, sprach es dann jedoch den Bauhofleiter an und bat ihn um Hilfe, da so manches im Adventsdorf zu reparieren sei. Und so kommt es, dass dem Dorf bis zum 24. Dezember nun täglich ein neues von der Menschheit bestaunbares Element hinzugefügt wird.
Noch bis 6. Januar
Erst nach dem 6. Januar werden Hademar und seine Freunde auf den Oberharmersbacher Natur-Erlebnispfad zurückkehren. Bis dahin lädt das Adventsdorf zum Schauen ein, an den kommenden beiden Adventssonntagen mit Bewirtung. Gleiches gilt für den Weihnachtsweg, der in diesem Jahr die Geschichte »Die kleine Eule feiert Weihnachten« märchenhaft lebendig werden lässt.





