Heute geht die Ära Siegfried Huber zu Ende: 40 Jahre lang war er Mitarbeiter im Rathaus Oberharmersbach. 16 Jahre davon leitete er als Bürgermeister die Geschicke seiner Heimatgemeinde. Am heutigen Freitag ist sein letzter Arbeitstag. Heute Abend werden rund 400 Gäste zu seiner Verabschiedung in der Reichstalhalle erwartet.
»Es war eine schöne Zeit«, blickt Siegfried Huber auf die vergangenen vier Jahrzehnte zurück, in denen er den beruflichen Weg vom Auszubildenden über den Sachgebietsleiter des Hauptamts bis zum Bürgermeister gegangen ist. Als guten Lehrmeister habe er seinen Amtsvorgänger Otmar Ritter zu Seite gehabt. In viele Themen der Gemeindeverwaltung sei er hineingewachsen. Die Wahl zum Gemeindeoberhaupt vor 16 Jahren sei nochmals ein besonderer Schritt gewesen, erinnert sich Siegfried Huber und ist dabei dankbar, dass er immer eine gute Rathaus-Mannschaft zur Seite gehabt hat.
Die Bürger-Energie-Genossenschaft war sein Kind
Nun, am Ende seiner Amtszeit, ist der große Schreibtisch im Amtszimmer des Rathauschefs fast aufgeräumt und auch Siegfried Huber strahlt Zufriedenheit aus. In den vergangenen 16 Jahren konnten wichtige Projekte für Oberharmersbach umgesetzt werden. Er nennt unter anderem den Sportplatzneubau und freut sich, dass sich die Anlage schön in das Ortsbild einfügt. Auch mit der Neuordnung der beiden Bahnhofsbereiche im Dorf und in Riersbach konnten positive Impulse gegeben werden. Unter anderem ist in Riersbach der Adventure-Minigolf-Park entstanden.
Wichtig sei der Prozess Lebensqualität durch Nähe gewesen, wo sich teilweise bis zu 300 Mitbürger mit eingebracht haben. Entstanden ist daraus das Soziale Netzwerk, in dem sich heute rund 40 Teilzeitkräfte um Senioren und hilfsbedürftige Menschen im Ort kümmern.
»Mein Kind« nennt Bürgermeister Huber die Bürger-Energie Oberharmersbach. Es sei kein einfacher Weg gewesen, aber ein richtiger. Aktuell beziehen 79 Anschlussnehmer ihre Heizenergie von der BEO. Das Wärmenetz zieht sich 4,03 Kilometer durch den Ort. 133 Mitglieder tragen die Genossenschaft, die 2,845 Millionen Euro in die Anlage investiert hat. Kommendes Jahr steht nun schon der erste Erweiterungsabschnitt bevor, damit auch das Baugebiet Elme versorgt werden kann. Nicht zuletzt werde mit der Heizzentrale die Hackschnitzelproduktion gefördert. Wertschöpfung und damit Geld bleiben im Tal, unterstreicht Bürgermeister Huber.
Nicht zuletzt nennt der scheidende Bürgermeister das tolle Vereinsleben in Oberharmersbach. So konnten große Dinge wie das Märchenfest oder der märchenhafte Weihnachtsmarkt umgesetzt werden. Die Kilwi mit ihren Volksmusikabenden sei ein Aushängeschild für die Region geworden. Der Gemeinde sei es stets wichtig gewesen, diese gute Entwicklung mit einer stetigen Förderung zu begleiten.
Einstimmige Beschlüsse gefasst
Auch für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde konnten die Weichen gestellt werden. Die Ausweisung des Sanierungsgebiets Ortsmitte, so Bürgermeister Siegfried Huber, sei ein komplizierter Prozess gewesen. Mit dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses und den Planungen für die Rathaussanierung sei man bereits in die Umsetzungsphase gekommen. Bürgermeister Huber betont, dass es ihm wichtig sei, dass sich der Gemeinderat mit einstimmigen Beschlüssen hinter diese Aufgaben gestellt hat.
Auf Projekte angesprochen, die nicht so gut gelaufen sind, nennt Siegfried Huber den Verlust des Lokschuppens, für dessen Kauf es letztlich im Ratsgremium keine Mehrheit gegeben habe. Aber vielleicht sei die historische »Lok 20« ja noch nicht abgefahren, die bis zum Jahr 2021 an die Schwäbische-Alb-Bahn ausgeliehen wurde.
Ein neuer Lebensabschnitt beginnt
Für Siegfried Huber beginnt mit dem neuen Jahr ein neuer Lebensabschnitt. Sein politisches Amt als Mitglied des Regionalverbandes »Südlicher Oberrhein« wird er beibehalten. Außerdem wird er Aufsichtsratsvorsitzender der Energie-Genossenschaft BEO und der FVS – Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald mit Sitz in Mühlenbach – bleiben. Die FVS vertritt 47 regionale Forstbetriebsgemeinschaften bei der Holzvermarktung und beschäftigt sechs Mitarbeiter.
Seit kurzem gehört Siegfried Huber als Abgeordneter dem obersten Organ – der Abgeordnetenversammlung – eines Stuttgarter Großunternehmens an. Zwischenzeitlich wurde dies auch im Bundesanzeiger veröffentlicht. »Auf die neue Herausforderung auf dieser Führungsebene freue ich mich«, blickt Siegfried Huber auf seinen nächsten beruflichen Abschnitt.
Privat hofft Siegfried Huber nun auf mehr freie Zeit, die er gemeinsam mit seiner Frau Agnes und seinen beiden Töchtern nutzen möchte. Das Radfahren sei ihr gemeinsames Hobby. »Erst einmal runterfahren«, nennt er als Nahziel.
Verabschiedung und Dienstjubiläum
Am heutigen Freitagabend werden nun rund 400 Gäste zur Verabschiedung von Bürgermeister Siegfried Huber in der Reichstalhalle erwartet. Bürgermeister-Stellvertreter Hubert Müller wird die Laudatio halten und auch die Ehrung vornehmen. Hauptamtsleiterin Dominika Hättig wird Dankesworte an den scheidenden Rathauschef aussprechen. Die Oberharmersbacher Vereinsgemeinschaft mit dem Spielmannszug der Bürgerwehr, dem Gesangverein Frohsinn, dem Kath. Kirchenchor und der Miliz- und Trachtenkapelle wird Siegfried Huber einen klingenden Abschied bereiten.
Wenn ich das alles lese frage ich mich, wann wird er, unter Überspringung der Ehrenbürgerwürde, heilig gesprochen?