Lösung: Das Bild zeigt einen ganz »normalen« Sonntagnachmittag in den 1950er Jahren. Die Oberharmersbacher eilen über die große Kirchentreppe zur »Vesper«. Tracht war damals bei den Frauen nicht nur an Festtagen durchaus noch üblich.
Im Hintergrund ist das damalige Schwesternhaus zu sehen (ehemals bis 1922 Pfarrhaus). Dieses Gebäude wich 1973 dem Neubau der Volksbank, die damit gerade auf die andere Straßenseite umzog. Hier waren im Erdgeschoss ein Krankenzimmer untergebracht (Schwester Seraphia und ihre Nachfolgerin Schwester Gottwina halfen bei kleinen medizinischen Notfällen), im Obergeschoss eine Nähschule mit einem großen Raum, in dem auch mitunter Schwester Reineldis Harmoniumunterricht gab. Hin und wieder wurden hier auch Theaterstücke eingeübt.
Die Mauer im Vordergrund mit dem Zaun grenzte einen Garten ab. Die Hinweistafeln an der Mauer zeigten auch das jeweilige Kinoprogramm (zweimal in der Woche, donnerstags und sonntags, zeigte ein Lahrer Lichtspielhaus – »Schwarzwald-Ringlichtspiele« – Filme im Bürgersaal im Rathaus. Als nach heftigen Protesten, unter anderem auch des damaligen Pfarrers Franz Bühler, im Juni 1968 der Aufklärungsfilm »Helga« abgesetzt wurde, war der Anfang vom Ende der Oberharmersbacher Kinozeit eingeläutet. Der letzte Film lief 1970).
Es war nicht ganz ungefährlich, die Informationen zu lesen, denn mit zunehmender Verkehrsdichte entstand hier gegenüber dem »Dürrholder« eine gefährliche Engstelle. Deswegen hat es in der Folgezeit auch ab und an gescheppert.
Obwohl sich der Verkehr damals noch in Grenzen hielt, gab es bis 1958 einen Polizeiposten im Ort (im Bild sieht man Karl Klein). Wohl nicht von ungefähr, denn die zwei Polizeidiener, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die Aufgaben des bis dahin amtierenden Nachtwächters übernommen hatten, schienen der oft willkürlichen Rechtsauslegung der Oberharmersbacher nicht ganz Herr zu werden. Daran hatte auch die örtliche Verwaltung einen nicht unerheblichen Anteil. Immer wieder mahnte das Bezirksamt die Gemeinde, eigenmächtige und außergesetzliche Verlängerungen der Polizeistunde nicht zu lasch zu regeln. Die häufigen Ruhestörungen gaben immer wieder Anlass für Beschwerden. Der aufgrund der zum Teil hoffnungslosen wirtschaftlichen und sozialen Lage weit verbreitete Suff unter den Tagelöhnern, verbunden mit Händel und Raufereien, sorgte zusammen zu den üblichen Rechtsverstößen im ortseigenen Arrestlokal für eine gute Belegung. Verstärkung kam hin und wieder, z.B. während der Kilwifeste, vom Gengenbacher Polizeiposten.
Der Oberharmersbacher Polizeiposten bestand bis 1958. Nach dem Zweiten Weltkrieg versah Friedrich Gerstenlauer hier seinen Dienst, bis er altershalber im September 1951 von Eugen Posodoswki abgelöst wurde. Zuletzt war Karl Klein bis zur Auflösung des Postens zum 30.11.1958 hier tätig.