Gemeinde überträgt die Verantwortung an den Förderverein Schwimmbad. Der Verein soll die Sanierung durchführen und auch den späteren Betrieb übernehmen. Nach dem Beschluss des Gemeinderats müssen nun die Mitglieder des Fördervereins noch zustimmen. Die Vereinsversammlung findet am 8. März 2024 statt.
Mit drei einstimmigen Beschlüssen hat der Nordracher Gemeinderat am Montagabend die Weichen für die Sanierung des Schwimmbads und den späteren Betrieb gestellt. Künftiger Betreiber soll der Förderverein Schwimmbad e.V. werden. Auch die notwenigen Bauarbeiten werden über den Verein abgewickelt.
Der Förderverein erhält von der Gemeinde für die Sanierung maximal 1,8 Millionen Euro inklusiv der zweckgebundenen Spende von Ehrenbürger Erwin Junker in Höhe von einer Million Euro. Für den künftigen Betrieb erhält der Förderverein einen jährlichen Zuschuss in Höhe von maximal 50.000 Euro von der Gemeinde.
Der dritte Beschluss des Gemeinderats betrifft die Förderzusage durch das Land Baden-Württemberg in Höhe von 1,08 Millionen Euro. Nordrach gibt das Geld zurück, weil die mit der Förderung verbundenen Auflagen die Zuschüsse übersteigen.
Zu viele Fragezeichen stehen im Raum
Seit dem Jahr 2021 ist das Nordracher Freibad geschlossen. Erst wurden noch Sanierungsarbeiten am Becken durchgeführt, dann fehlte es an Fachpersonal. Der Betrieb musste eingestellt werden. Bald wurde klar, dass das Freibad grundlegend saniert werden muss. Die Personalfrage ist seither offen.
„Viele Sitzungen wurden abgehalten. Viele Möglichkeiten ausgelotet“, erinnerte Bürgermeister Erhardt in der Gemeinderatssitzung am Montag an die Entwicklung der vergangenen Jahre. Der Kriegsausbruch in der Ukraine und explodierende Preise erschwerten die Situation. Für die Sanierung standen inzwischen Kosten in Höhe von 4,2 Millionen Euro im Raum. Man habe immer wieder auf die veränderte Lage reagiert, so der Bürgermeister. Das Land Baden-Württemberg hat Fördermittel in Höhe von 1,083 Millionen Euro zugesagt.
„Aber es gab zu viele Fragezeichen“, stellte Bürgermeister Carsten Erhardt fest. Die Kosten, das Personal, die späteren Betriebskosten. Gerade erst habe eine Nachbargemeinde ihr jährliches Defizit für den Schwimmbadbetrieb mit 250.000 Euro beziffert. In Gengenbach, Seelbach und Bad Peterstal ist es 2023 zu reduzierten Öffnungszeiten gekommen. „Es musste für Nordrach eine realistische Basis gefunden werden“, machte Bürgermeister Erhardt den schwierigen Weg deutlich.
Förderverein Schwimmbad und Junker-Spende
Bei den Bestrebungen, das Schwimmbad zu sanieren und wieder zu betreiben, stand die Gemeinde bald nicht mehr allein da. Viele Bürger machten sich für den Erhalt des Schwimmbads in Nordrach stark. Schon im April 2021 sorgte Ehrenbürger Erwin Junker mit der Spende von einer Million Euro für eine finanzielle Grundlage.
Im Juli 2021 wurde der Förderverein Schwimmbad e.V. gegründet mit dem 1. Vorsitzenden Rolf Stiewe und seinem Stellvertreter Jörg Barth an der Spitze. Das Ringen um eine tragfähige Lösung war damit aber noch nicht beendet.
„Wir haben im Förderverein einen verlässlichen Partner gefunden“, stellt Bürgermeister Erhardt fest. Die vergangenen zwölf Monate habe man sehr intensiv an einer Lösung gearbeitet. Bald habe sich abgezeichnet, dass es die einzige realistische Möglichkeit ist, wenn der Förderverein die Sanierung und den langfristigen Betrieb übernimmt. Als Beispiel dient das „Vereinsbad“ in Lahr-Reichenbach. „Alle Beteiligten haben an der Vision mitgearbeitet und den Schulterschluss geübt“, bestätigte Bürgermeister Erhardt.
Sanierung wird auf das Notwendige beschränkt
Statt der ursprünglich kalkulierten 4,2 Millionen Euro für die Komplettsanierung des Nordracher Freibads sollen nun nur noch 1,8 Millionen Euro investiert werden. Erneuert werden sollen das Becken und die Technik. Der Eingangsbereich mit Kioskbereich und die Umkleidekabinen bleiben im jetzigen Zustand.
Angebote für die Baumaßnahmen wurden schon eingeholt. Die Sanierung soll noch 2024 beginnen und im Sommer 2025 abgeschlossen sind, wenn es nach dem Beschluss des Gemeinderats vom Montag geht. Da im Haushaltsplan der Gemeinde für die Jahre 2024 und 2025 jeweils zwei Millionen Euro für die Schwimmbadsanierung eingestellt sind, ist die Finanzierung gesichert.
Letztlich spielen bei der Übertragung des Schwimmbads von der Gemeinde an den Förderverein auch steuerliche Aspekte eine Rolle. Dabei geht es darum, ob für gewisse Leistungen kein, ein verminderter Mehrwertsteuersatz oder die vollen 19 Prozent fällig werden.
Rückgabe der Fördergelder des Landes
Für die geplante Schwimmbadsanierung hat das Land Baden-Württemberg aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm Fördermittel in Höhe von 30 Prozent der förderfähigen Kosten, maximal jedoch 1,08 Millionen Euro zugesagt. Mit den Zuschüssen waren Auflagen verbunden, deren Umsetzung mehr gekostet hätten als Geld vom Land nach Nordrach geflossen wäre.
„Wir haben nun einen anderen Weg gefunden“, stellt Bürgermeister Erhardt fest. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Fördermittel an das Land zurückzugeben.
Mahnende Wort von Gemeinderat Günter Eble
Bei der Diskussion im Gemeinderat gab es mahnende Worte von Gemeinderat Günter Eble. Er erinnerte an die Entwicklung seit dem Jahr 2021 und dass seither 24 Veranstaltungen in Sachen Schwimmbad abgehalten wurden. Die geplanten Baukosten in Höhe von 4,2 Millionen Euro seien von der Kommunalaufsicht kritisiert worden. Gemeinderat Eble bezog den Standpunkt, dass sich die Gemeinde auf ihre Kernaufgaben wie Grundschule, Kindergarten, Straßen, Bauland etc. konzentrieren müsse.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.