Zehn Jahre ChocoL, zehn Jahre Moospfaffkugel: Auf der Jubiläumsfeier zur Nordracher Erfolgsstory gab es große Emotionen und viel zu lachen.
„Wo isser?“ fragte Michael Zehnle aus dem Zuschauerraum nervös ins Mikrofon, auf der Suche nach dem Verbleib seines Ehegatten. Die große Jubiläumsfeier am vergangenen Samstagabend hätte bereits vor einer Viertelstunde beginnen sollen, 130 Gäste waren offiziell in den großen Saal des Nordracher Bürgerhauses geladen. Doch von Egbert Laifer, dem Jubilar und Ausrichter der Feier, fehlte weit und breit jede Spur.
Oben auf der Bühne stand Markus Knoll, seines Zeichens Geschäftsführer von HitRadio Ohr und Moderator des Abends, normalerweise witzige Schlagfertigkeit und mitreißende Situationskomik versprühend. Doch auch er wirkte ratlos, wenn nicht gar ein wenig verstimmt. Des Rätsels Lösung: Der Jubilar hatte das große Ereignis schlichtweg vergessen, war stattdessen mit dem Säckel auf dem Buckel zum Wandern gegangen.
Die von der Feier wohl wissende Bäuerin Zetzel traf den Schlamper (anders kann man es nicht sagen) zu ihrem Erstaunen auf einer Bergkuppe, die von nichts getrübte Aussicht genießend. Von nun an war Schluss mit jeglicher Idylle und Ruhe. Gemeinsam ging’s per pedes bergab – im Schweinsgalopp, soweit es die körperliche Kondition der mit weiblichen Rundungen gut gesegneten und kräftig schnaufenden Zetzel erlaubte. Immer mit deren störrischem Handwägele im Schlepptau. Begleitend dazu die wüsten Beschimpfungen der mit Egbert Laifer eng bekannten Bäuerin. „Ich könnt´ dir eine wischen“, war noch das Harmloseste, was der zu hören bekam, oder auch: „Du stinkst wie ein Bock.“
Schließlich klopfte es an die geschlossene Tür des Bürger-saals. Mehr noch: Es donnerte dagegen. Was zuvor in einem Lachsalven verursachenden Film gezeigt worden war, geschah nun in Echtzeit: Egbert Laifer in Wanderkluft und die urige Zetzel (alias Michaela Neuberger) wankten in den Saal, völlig außer Atem. Das Publikum johlte. Unter den bestens gelaunten Gästen: Landrat Volker Schebesta, Nordrachs stellvertretender Bürgermeister Günter Eble, der die Glückwünsche und den Dank der Gemeinde überbrachte, sowie die aus der TV-Serie „Die Fallers“ bekannten Schauspieler Christi-ane Bachschmidt und Alessio Hirschkorn.
Die hohe Kunst der Selbstironie
„Der Egbert liebt es, zu spät zu kommen und dann einen großen Auftritt zu haben“, konstatierte Markus Knoll trocken, zum Vergnügen aller ebenso wie dem des derart Kommentierten. So liebevoll-kreativ, wie er sich selbst auf die Schippe genommen hatte, so liebevoll-kreativ hatte sich Egbert Laifer der weiteren Ausgestaltung einer Feier gewidmet, mit der er sich bei seinen Unterstützern bedankte.
Das fing mit einem blau leuchtenden Teppich an, der auf dem Weg zum Bürgerhaus ausgelegt war. Drinnen wurde man von der Offenburger Eventmanagerin Gudrun Schillack sowie von einer Orgelspielerin empfangen, von kleinen Stoffherzen zum Anstecken und schließlich – mit einer herzlichen Umarmung – von Michael Zehnle. In Gold livriert und mit einer goldenen Kugel süßen Inhalts lotste er die Gäste in den Bürgersaal.
Der überraschte mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Dafür sorgten geschmackvoll gedeckte Stehtische sowie im hinteren Teil eine – jawohl: Lounge. Dazu war ein Teil der gemütlich-heimeligen Möbelstücke aus dem Café ´s Blaue Hus hierher geschafft worden, hinzu kam ein großer Bildschirm. In einer abwechslungsreich gestalteten Bilderserie gab der Eindrücke von der zehnjährigen Geschichte sowohl der Schokoladenmanufaktur ChocoL als auch der hier entstandenen Moospfaffpraline wieder. Letztere von moosgrünen Pistazienhäckseln ummantelt und von Egbert Laifers rühriger Tante Angela Laifer dereinst als Idee geboren.
Kreativer Perfektionist
Grund genug, das entsprechende Telefonat zum Gegenstand eines weiteren humorigen Kurzfilms zu machen. „Wenn du mich damals nicht angerufen hättest, wäre das Ganze nicht entstanden“, wandte sich anschließend der heute 50-Jährige, der als Hobby-Schauspieler im Oktober die Nordracher Sagengestalt des Moospfaffs verkörpert, „live“ an seine Tante.
Hinzu gekommen sei, dass er bei einer Wandereinkehr bei der Familie Bohnert auf dem Stollengrundhof deren selbstgebrannten Himbeerlikör verkostet habe. Daraus ergab sich die Idee der Obstbrennerpralinen, „auf die bin ich ganz stolz, als eine Art Liebeserklärung an meine Heimat, an Nordrach.“
Dennoch: All das, was aus diesen Anfängen seither entstanden ist, „hat meine Vorstellungskraft gesprengt. Es ist für mich nach wie vor einfach nur verrückt“, wundert sich der gelernte Konditor noch immer. Und doch weiß der bekennende Perfektionist: „All das ging nur, weil ich nie das Ziel vor Augen verloren habe. Ich glaube, das macht einen Unternehmer aus, mit allen Ecken und Kanten, auch ich bin nicht rund wie ein Ball.“
Harmonisches Miteinander im Mitarbeiterteam
In einer emotionalen Ansprache hob der Gewinner eines Marketingpreises im Jahre 2018 den Stolz auf seine Mitarbeiterinnen hervor, deren Zahl auf inzwischen neun gewachsen ist, in harmonischem Miteinander. „Ihr habt mich bis hierher getragen und auch ertragen“, schmunzelte er und überreichte einer jeden einen Blumenstrauß. Gleiches galt für Gudrun Schillack, Birgit Köhl-Tömmes (Grafik-Designerin) sowie Melanie Bischler, die den Slogan „LAIF ERleben“ erfunden hat.
„Vergelts Gott nicht nur meinen Leuten, sondern auch Euch und Ihnen allen“, wandte Egbert Laifer sich an die Menschen im Saal. Und dankte insbesondere seinem Ehemann Michael Zehnle sowie seinem Patenonkel Eugen Zimmerer aus tiefstem Herzen dafür, dass sie von Anfang an an seine Vision geglaubt hatten – im Gegensatz zu nicht wenigen anderen.
„Nicht die Besten stehen oben, sondern diejenigen, die durchhalten“, resümierte der tiefgründige Tatenmensch getreu seinem persönlichen Motto „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.“ Da er nicht nur gelernter Konditor, sondern auch gelernter Koch sei, habe er für Gäste bereits Genuss-Menüs im „s’ blaue Hus“ gekocht und könne sich vorstellen, zukünftig beides stärker miteinander zu verbinden. Ob Tante Angela Laifer auch hierzu eine Idee hat? „Ich hoffe, dass ich bald eine Erleuchtung habe“, platzte es aus ihr heraus.
Neue Pralinen zu alter Geschichte
So oder so: Ein doppeltes Zehnerjubiläum verlangt nach etwas Neuem. So kam es nicht von ungefähr, dass die auch sonst an diesem Abend herrlich umtriebige Michaela „Zetzel“ Neuberger die dramatische Liebesgeschichte zwischen der Vogtstochter Magdalene und deren Hans zum Besten gab, die sich im vorletzten Jahrhundert auf dem Mühlstein zugetragen hat. Hans und Magdalene heißen denn auch zwei neue Pralinen in Herzform, die eine weiß, die andere dunkel. Zart und bitter sind sie Sandra und Rolf Lehmann gewidmet, die die Jahrhunderte alte Gaststätte „Vogt auf Mühlstein“ seit einigen Jahren mit Herzblut betreiben und dadurch vor dem Aus bewahrt haben. Bewusst erst ab dem 1. Dezember werden die besonderen Herzpralinen bei ChocoL zu haben sein, „die Leute sollen erst mal ein bisschen die Vorfreude genießen.“
Große Freude im Hier und Jetzt hatte Egbert Laifer selbst: Bei der Enthüllung einer lebensgroßen Moospfafffigur. Überaus kunstvoll von dem Nordracher Holzschnitzer Berthold Eble aus Zirbenholz gefertigt, wird sie nun das s´ Blaue Hus schmücken. Ein lang gehegter Traum geht dem Jubilar damit in Erfüllung.
Schutzengel
Hinzu kam ein ebenfalls aus Holz geschnitzter Schutzengel, der die Augenpaare vieler der Anwesenden feucht schimmern ließ. Denn es ist noch nicht sonderlich lange her, dass der so Beschenkte eine schwere gesundheitliche Krise überwunden hat. „Nehmt es mir nicht übel“, wandte sich der kreative Hans-Dampf-in-allen-Gassen tief gerührt an seine besorgten Gäste ebenso wie an seinen nahezu aufgelösten Ehepartner, „ich brenne für das, was ich tue, und wenn es mir gut geht, werde ich das so weitermachen.“
Die „Fallers“-Schauspieler Christiane Bachschmidt und Alessio Hirschkorn schwärmten: „Egbert ist ein Ausnahmemensch, eine Inspiration, gegen ihn können viele Motivations trainer einpacken.“ Der so Gelobte bedankte sich bei all seinen Gästen mit einem Fünf-Stunden-Programm, zu dem die Band „Unikat“ ebenso gehörte wie Peter von Kron. Auch „Mann der 100 Stimmen“ genannt, begeisterte der akustische Karikaturist beziehungsweise komödiantische Stimmen akrobat mit Parodien unzähliger Prominenter, immer wieder speziell auf den Anlass des Abends zugeschnitten, frei nach dem Motto „life is life und life is Laifer.“
Hinzu kam ein erlesenes Catering, vom Haslacher „Aroma“-Koch Stefan Blum gezaubert und von den Nordracher Landfrauen den Gästen serviert. „Ihr macht einen wahnsinnigen Job“, würdige Moderator Markus Knoll deren unermüdlichen Einsatz. Mit Musik und Tanz ging die Feier anschließend weiter.