Naturnaher Kräutergarten ist der Öffentlichkeit zugänglich

Auf Martina Weberings Heidenbühlhof gibt es eine Vielzahl wüchsiger Geschmackswunder.

„Mit Kräutern muss man was anfangen können“, sagt Martina Webering. Für die mitten in der Natur lebende Hauswirtschaftsmeisterin und eingefleischte Pragmatikerin heißt das: Was in ihrem weitläufigen Kräutergarten hier oben auf dem Heidenbühlhof wächst, das will sie in erster Linie zum Kochen verwenden können, zum Würzen, zum Aromatisieren von Speisen und Getränken.

Rund 3,5 Hektar umfasst das Areal des extensiv genutzten Hofes, die Hälfte davon über 50-prozentige Steillagen. Auch der Kräutergarten liegt an einem Hang. Gemeinsam mit den unzähligen Beerenbüschen, die nebenan in die Höhe sprießen, umfasse er wohl an die 30 Ar, schätzt die gebürtige Nordracherin grob über den Daumen, also 3000 Quadratmeter.

Was die Zahl der hier wachsenden Kräuterpflanzen betrifft, vermag sie allerdings keine Auskunft zu geben. Selbst Oliven- und Currykraut sowie ein chinesisches Lebenskraut gibt es hier.

„Das ist ein Naturgarten, der ohne Bewässerung auskommen muss“, betont die 58-Jährige, „die Kräuter kommen und gehen zum Teil“, sie entwickeln sich also, wie es die Witterungsbedingungen im Allgemeinen und speziell hier in der Höhenlage erlauben. In einem Sommer wie dem heurigen schon mal ganz und gar – mal mit extremer Hitze und Trockenheit, dann extreme Nässe und Kälte, und nun wieder Hitze. „Und im Winter erfriert auch immer mal wieder etwas.“

Für Kräuter hat sich die gebürtige Nordracherin, die mit ihrem Mann auf dem Heidenbühl acht Kinder großgezogen hat, schon immer interessiert. Den Kräutergarten hat sie selbst angelegt, ohne jedoch auf die in einschlägiger Literatur empfohlenen Lebensgemeinschaften zu achten. „Da müsste man ja so vieles berücksichtigen“, winkt Webering ab. Stattdessen setzt sie darauf, dass die Kräuter sich in dem weitläufigen Areal den Platz suchen, der ihnen behagt. „Entweder passt der Standort oder er passt halt nicht“, überlässt sie das Geschehen den natürlichen Regulierungskräften.

Unkräuter als Schutz

Dazu gehört, dass sie sogenannte „Unkräuter“ stehen lässt, solange diese die Nutzkräuter nicht überwuchern. Denn das hält die Feuchtigkeit im Boden, vermeidet zudem dessen Erosion. Und dazu gehört, dass sich manche der Nutzkräuter von selbst aussäen. „Dann kann es sein, dass ich hier ein Schild stehen habe, aber das entsprechende Kraut findet sich im nächsten Jahr an einem ganz anderen Platz. Da denkt man dann, oh Mann, wo ist es jetzt wieder“, lacht das Energiebündel mit einer herzlichen Portion Selbstironie ob der geplanten Ordnung, die von den unzähligen Kräuter-Namensschildern suggeriert wird.

Hinzu kommt: Nicht nur, wie sich das Wachstum, sondern auch wie sich der Geschmack der jeweiligen Kräuter verhält, ist von Standort zu Standort unterschiedlich. So gesehen stellt dieser Naturgarten ein Abenteuerland dar. Und obendrein ein Märchenland – für Insekten jeder Art nämlich, insbesondere auch für andernorts so selten gewordene Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge aller Couleur. „Als hier alles geblüht hatte in diesem Jahr, hat sich ein Schmetterling sogar auf meinen Fußzeh gesetzt – und ich hab´ kein Handy dabei gehabt“, lacht Webering wieder, diesmal in gespielter Fassungslosigkeit, wegen der verpassten Foto-Gelegenheit.

Blüten sind auch jetzt noch zu finden, teils essbar. Die des vielen Menschen wohl geläufigen Würzkrauts Majoran beispielsweise, „das sieht immer toll aus, wenn man die über das Essen streut.“ Gleiches gilt für das sicher weniger bekannte Bergbohnenkraut, dessen weiße Blüten mit einem nussigen Geschmack überraschen.
Das Kraut selbst hat einen intensiven Geruch und Geschmack, der an wilden Thymian erinnert. Dicht wurzelnd kriecht es über den Boden, aus einem einst kleinen Wurzelballen ist inzwischen ein metergroßes Pflanzenkissen geworden. „Das Bergbohnenkraut benutze ich für alles gern“, schwärmt Martina Webering, „ob es in Salaten oder in einem Braten ist.“

Olive oder Curry als Kraut

„Ganz toll finde ich auch zum Beispiel Olivenkraut“, begeistert sich die Expertin angesichts eines Krauts, das „100 Prozent nach Olive schmeckt“ – praktisch für Menschen, die zwar den Geschmack einer Olive mögen, sie ob ihrer Konsistenz aber nicht gerne essen.

Überhaupt hat Martina Webering jede Menge Tipps – wie unter anderem den, Salbeiblätter zu frittieren. Solcherlei vermittelt sie bei Gruppenführungen durch ihren Kräutergarten auf unterhaltsame, informative und – in Form kleiner Versucherle – auf zudem leckere und damit eindrückliche Weise. Zumal sich Kräuter ebenso hervorragend für Getränke verwenden lassen. Und das nicht nur als heißer oder eisgekühlter Tee: Auch in Cocktails aus Martina Weberings selbst gebrannten Schnäpsen und Likören kommen sie zum Einsatz – im Übrigen kann die Umtriebige eine Ausbildung zur Edelbrandsommelière vorweisen.

Wer sich in ihrem Naturgarten aufhält, darf eines allerdings nicht: Blätter von den Pflanzen pflücken. Der Grund: „Ich habe hier auch giftige Sachen stehen“, erklärt die Kennerin, „darunter Heilpflanzen.“ Aber nicht, weil sie diese wegen ihrer Wirkung nutzen würde, sondern weil sie deren Blütenflor schätzt. Wie das strahlende Gelb des meterhohen Alanths. Oder da ist das Blau des Mönchspfeffers – einer Pflanzen, deren Name nicht von ungefähr kommt, wie Martina Webering zu erzählen weiß. An einem Ort, an dem man nicht nur Einblicke in die spannende Welt der Kräuter gewinnen, sondern überdies einen wunderbaren Ausblick auf die umliegende Natur genießen kann: Siehe www.heidenbuehl-hof.de.