»Es ist hier überall so schön, und alles ist so toll gemacht« – solche oder ähnliche Worte waren am vergangenen feiertäglichen Donnerstag allenthalben von all jenen Gästen zu hören, die sich anlässlich des Nordracher Brennhislitages auf den Weg gemacht hatten: von Brennhisli zu Brennhisli, von Obstbrennerhof zu Obstbrennerhof also.






Die Begeisterung der Wanderer bezog sich zum einen auf die einzigartige Landschaft, die entlang des Obstbrennerweges rund um das herrliche Nordrachtal für immer wieder staunenswerte Ausblicke sorgt, in Verbindung mit dem Erleben der Natur. »Das gibt schöne Bilder«, freute sich ein Wanderer. Zudem war da der Duft frisch gemähter Bergwiesen und von in praller Sonne trocknendem Heu, der sich mit den Gerüchen des Waldes abwechselte. Und über allem Vogelstimmen unterschiedlichster Art oder die Klänge des Alphornduos »Echo vom Mühlstein«. Oder aber atemberaubende, tief in die Seele gehende Stille.
Für wahre Lobeshymnen sorgten zum anderen – und vor allem – die Obstbrennerhöfe. Dort luden liebevoll dekorierte Tische mit Bänken und Sonnenschirmen zum Rasten ein – und unbedingt zum Genießen eines breiten sowie jeweils individuellen Angebots von selbst zubereiteten regionalen Speisen und Getränken. Zu letzteren gehörten natürlich vollmundige Brände, Schnäpse und Liköre: in langer Tradition hergestellt aus von hofeigenen Gärten und Streuobstwiesen geernteten Früchten.
Jeder der acht am Brennhislitag geöffneten, heimelig-urigen Obstbrennerhöfe besticht mit seiner jeweils herrlichen Lage, seinem eigenen Cha rakter. Und mit seinen Besonderheiten. Die sind in wenigen Worten unmöglich zu fassen. Denn eine solche Besonderheit kann – neben vielem scheinbar Wichtigerem – so etwas scheinbar Unscheinbares wie ein Trinkwasserbrunnen sein. Auf dem Stollengrundhof kommt das Trinkwasser direkt aus dem Berg, in behördlich geprüfter Qualität. Wer einen Schluck davon nimmt, der mag feststellen: Es schmeckt anders als das gewohnte Leitungswasser. Und schon folgt ein staunender Schluck nach dem anderen.
Jede Anlaufstelle ein Kleinod
Ein besonderes Gefühl so womöglich bislang nicht gekannter Heimeligkeit mochte den Besucher auch beim Besuch des Haberittihofs um fangen. Wie ein an den Hang gewebtes Schwalbennest wirkt die gemütliche Terr- asse – in idyllischer, außergewöhnlicher Abgeschiedenheit.
Ebenfalls idyllisch abgelegen und doch ganz anders ist der taleinwärts nächstgelegene Kienzlehof. Mit Hingabe betreute Hofbesitzer Ansgar Horsthemke hier am Brennhislitag Probier- und Studierwillige an seiner Schnaps- und Likörbar. Auf dem tiefer gelegenen Birkhof mit seinem detailreich gestalteten Ge lände fiel Wanderern wiederum eine Tanne ins Auge. Wie ein riesiges Ausrufezeichen steht sie da – an einem Aussichtspunkt, unter dessen Dach man herrlich vespern kann.
Kiwipflanzen hingegen waren es, die auf der Terrasse des Heidenbühlhofs ein Dach für Wanderer bildeten, die hier am Brennhislitag bei Speis’ und Trank rasteten. Wenn der Wind günstig steht, wird man hier von den Düften des nebenan liegenden, großflächigen Kräutergartens umweht.
Auf dem Kohlberg sorgten die Hombacher Dorfmusikanten auf dem Haashof ab dem späteren Mittag für zusätzliche Stimmung. Auf dem Boscherthof wiederum waren im urigen Steinofen gebackene Datschkuchen ein besonderes Schmankerl, ebenso wie zum Verkauf stehendes Selbstgetöpfertes – und auf dem Schwarzhof lockte unter anderem das urige Brennhisli Wanderer aus nah und fern an.
Die konnten drei vorgeschlagene Wanderrouten zwischen acht und 16 Kilometern erkunden, oder aber sich auf dem insgesamt rund 20 Kilometer langen Obstbrennerweg sowie dem Nordracher Sagenweg auf eigene Faust auf den Weg machen. Für viel Interesse sorgte auch der Hobbyschmied Tom Kempf mit seinem Tun in der historischen Backofenschmiede sowie die Eröffnung des ebenfalls am Obstbrennerweg gelegenen Holzhackhofs als Ferienhaus, und in Klaus Willmanns unvergleichlichem Ruhlsbachschöpfle war den ganzen Tag über »einfach der Bär los.«
Reges Kommen und Gehen
Überall herrschte ein reges Kommen und Gehen, wenngleich die meisten Obstbrennerhöfe feststellten: »Es war nicht so viel los wie vor Corona, vielleicht wegen der Hitze.« Die allerdings ließ sich ob der Höhenlage gut aus halten – und im Wald sowieso.
»Wir wollten eigentlich schon längst weg«, strahlte ein Mitglied einer Wandergruppe zum Abend hin, »aber hier in Nordrach bleibt man irgendwie immer länger hängen.« Tatsächlich sammelte der Wanderbus, der den ganzen Tag über zwischen Dorfmitte und dem Hintertal unterwegs gewesen war, ein letztes Mal um 19.30 Uhr Gäste ein.
Losgegangen war es bereits am Morgen um neun Uhr: Da konnte man sich auf dem Informationsareal vor der Hansjakob-Halle von Mitarbeiterinnen der Touristeninfo zu den Touren beraten lassen sowie Infoflyer mitnehmen. Und sich am Stand von »Früchteparadies Schmiederer« eine erste Erfrischung in Form regionaler Fruchtsäfte und –schorlen gönnen.
Um die Mittagszeit herum mischte sich auch Bürgermeister Carsten Erhardt unter das Geschehen an der Halle. Anerkennend bedankte er sich bei Tourist-Mitarbeiterin Michaela Neuberger, der Projektleiterin des Brennhislitages, »bei so was muss man ja an jedes Detail denken.«