Nach langer Corona-Durststrecke hat die Nordracher Feuerwehr wieder eine Frühjahrshauptübung abgehalten. Die Organisatoren beschlossen, in Absprache mit dem Bürgermeister, die Übung möglichst klein zu halten.
Schließlich müssen alle Organisationen im Rettungsdienst in Hinblick auf die Pandemie immer noch besonders vorsichtig sein. Auf die Teilnahme einer Abordnung der Stützpunktwehr aus Zell a. H. wurde daher verzichtet und die DRK-Ortsgruppe Nordrach war lediglich mit zwei Helferinnen vor Ort.
Brand im Betrieb
Mit ungewöhnlich kleinem Aufgebot rückten somit die Einsatzkräfte zum fiktiven Einsatzort, dem Sägewerk Schnurr, im Ortsteil Kolonie aus. In einer Halle, in der Industrieverpackungen hergestellt werden, kam es im Szenario in der Lackierkabine zu einem Brand mit starker Rauchentwicklung. Drei Mitarbeiter, alle von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr dargestellt, galten als vermisst.
Menschen zuerst retten
Als erstes traf das Löschfahrzeug LF10 an der Einsatzstelle ein. Noch während sich Kommandant Heiko Spinner bei der ersten Erkundung einen Überblick über die Lage verschaffte, bereiteten sich die schon auf der Anfahrt ausgerüsteten Atemschutzgeräteträger auf ihren Einsatz vor. Vor dem Gebäude brachte man einen Verteiler in Stellung, der zunächst vom Tank des Löschfahrzeuges mit Wasser gespeist wurde. Somit konnte der Gruppenführer sofort nach seiner Lageerkundung den ersten Trupp zur Menschenrettung in das Gebäude schicken. Ein weiterer Atemschutztrupp fungiert immer als Sicherungstrupp vor dem Gebäudeeingang. Dieser könnte sofort zum Einsatz kommen, sollte den im Gebäude befindlichen Atemschutzträgern etwas zustoßen und diese Hilfe benötigen.
Das als nächstes eingetroffene Tanklöschfahrzeug verfügt über weiteres Löschwasser und versorgt damit das Löschfahrzeug, damit die Wasserversorgung für den Innenangriff nicht abbricht. Dieses Fahrzeug bringt zudem immer noch einen weiteren Atemschutztrupp mit an die Einsatzstelle. Bei dieser Lage konnte somit sofort der erste Angriffstrupp bei der Personensuche in der Halle unterstützt werden, da Menschenrettung immer oberste Priorität hat.
Erstversorgung durchs DRK
Die aus dem Gebäude befreiten und »verletzten Arbeiter« wurden den beiden Sanitäterinnen Franziska Dold und Ruth Webering vom DRK zur Erstversorgung übergeben. Um auch hierbei real üben zu können, waren die »Verletzten« im Vorfeld von den DRK-Aktiven Vivien Müller und Laura Neumayer perfekt präpariert worden. Ein Atemschutzgeräteträger gesellte sich ebenfalls dazu. So konnten sich die beiden Helferinnen mit dem aufwändigen Ausziehen der Atemschutzausrüstung vertraut machen.
Quellen für Löschwasser
Um die Wasserversorgung weiter sicherzustellen, nutzte man einen Unterflurhydranten am Rande des Sägewerksgeländes. Bei solch großen Objekten mit relativ hoher Brandlast ist zumindest vorsorglich, eine möglichst unabhängige Versorgung mit Löschwasser aufzubauen, da man bei einem Hydranten immer vom Leitungsquerschnitt und der damit verbundenen Wassermenge abhängig ist. Glücklicherweise fließt an diesem Objekt direkt der Talbach vorbei, sodass hier relativ einfach die auf einem Anhänger verlastete Tragkraftspritze zum Einsatz kommen konnte. Bei Bedarf bestünde die Möglichkeit, weitere Pumpen einzusetzen. Die Jugendfeuerwehrmitglieder Carina Schwarz und Tom Welle halfen tatkräftig bei der Wasserversorgung mit, sie haben mittlerweile ein Alter erreicht, in dem sie langsam an die Arbeit in der aktiven Wehr herangeführt werden.
Kritische Beobachter
Aufmerksame und kritische Beobachter bei dieser Übung waren Seniorchef Günter Schnurr mit seiner Frau Edith. Er ist selbst Mitglied der Altersabteilung und war lange Jahre in verschiedenen Funktionen in der Führung der Nordracher Feuerwehr tätig. Mittlerweile ist Sohn Johannes in seine Fußstapfen getreten und schon seit einiger Zeit, wie auch bei dieser Übung, als Gruppenführer tätig. Auch die Gemeinderäte Andrea Lienhard und Christian Schwendemann gesellten sich unter die Zuschauer.
Positives Resümee
In der noch vor Ort durchgeführten Abschlussbesprechung zog Kommandant Heiko Spinner ein überaus zufriedenes Resümee. Konnte beziehungsweise durfte auf Grund der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren kein geregelter Übungsbetrieb stattfinden, funktionierten einige Automatismen trotz allem immer noch überraschend gut. Er hoffte, dass nun die Übungen wieder wie gewohnt stattfinden können. Sein Dank galt allen an der Übung beteiligten Einsatzkräften von Feuerwehr und DRK, sowie der Familie Schnurr, die es ermöglichte die Übung an ihrem Objekt durchführen zu können.
Überraschung zum Schluss
Anschließend trafen sich alle traditionell zu einem Imbiss und Getränken im Lehrsaal des Feuerwehrgerätehauses zu einem geselligen Abschluss der Frühjahrsübung. Hierbei kam es noch zu einer kleinen Anekdote. Edith Schnurr spendierte kurzerhand ihren eigentlich für den Sonntagskaffee frisch gebackenen Kuchen. Sie zeichnete sich an unzähligen Festen für die jeweilige Kuchentheke verantwortlich und so war diese Spende für sie obligatorisch. Leider musste ihr Mann Günter wieder einmal, wie schon so oft in seiner Feuerwehrzeit, Opfer für seine Kameraden bringen. Aber der »Schnurri«, wie er von allen liebevoll genannt wird, hat das sicherlich wieder einigermaßen gut verkraftet. Auf jeden Fall nochmals vielen Dank an die beiden, mit denen man schon viele schöne Stunden im Kreise der Feuerwehr verbringen durfte.