Der Historische Verein Nordrach bot zum 10-jährigen Jubiläum der Höhenhöfe-Wanderwege zwei geführte Wanderungen an. Jeweils acht Wanderer nahmen bei sommerlichen Temperaturen teil und waren danach voll des Lobes über die gelungene Verbindung von Wandern und Geschichte.
Treffpunkt für beide Wandergruppen war die Kolonie- Kapelle. Hier fand vor zehn Jahren im Rahmen ihrer Renovationsfeier auch die offizielle Eröffnung der Höhenhöfe-Wanderwege statt. Thomas Laifer hieß die Wanderer willkommen und skizzierte die Besiedlung der Höhen über Nordrach. Dann machten sich die beiden gleichstarken Wandergruppen auf den Weg.
Scherben im Glasbach gefunden
Die mit zehn Kilometer längere Wanderstrecke führte die Wanderer zum Standort Altglashütten im Dörrenbach, auch Glasbach genannt, wo die Wanderer auch kleine Scherben der Glasherstellung finden konnten. Über den Schäfersfeldhof zogen die Wanderer auf die andere Talseite zur Höflematt und Neuglashütten. Thomas Laifer berichtete, dass im Jahre 1736 die Glasherstellung von der anderen Talseite hierher verlegt worden sei, weil dort der Holzvorrat nicht mehr ausgereicht habe.
Vierzig Jahre lang wurde am neuen Standort »Neuglashütten« in zwei Glashütten Glas hergestellt. Bis zu einhundert Personen konnten sich von dieser Arbeit ihren Lebensunterhalt sichern. Für die Kinder der hier beschäftigten Arbeiter sei sogar ein eigener Lehrer beschäftigt worden, wusste Laifer zu berichten. Nach der Verlegung der Glashütte im Jahre 1777 auf die Talsohle bewirtschaftete Balthasar Schneider die Flächen weiter, daher auch der Name »Höflematt«. Durch die »Kluse« erreichten die Wanderer wieder den Ausgangspunkt.
Glashütte von 1695 bis 1737
Die kürzere Wanderstrecke begann auf dem Parkplatz Schäfersfeld, wo zunächst die gut erhaltene Viehtränke und die Zisterne besichtigt werden konnten. Vom stattlichen Schäfersfeldhof, einst ein 12 m breites und 24 m langes Gebäude, ist außer geringen Resten von Grundmauern noch die aufgeschüttete Einfahrt in die Tenne vorhanden. Bald war das obere Dörrenbachtal erreicht, dem Standort der ersten Nordracher Glashütte. Die Glashütte wurde hier von 1695 bis 1737 betrieben.
Anna Maria Engel ließ hier im Gedenken an ihren verstorbenen Ehemann und Glasermeister Johannes Sigwarth im Jahre 1725 eine Kapelle errichten, das Glaserkirchlein. Nach der letzten Verlegung der Glashütte fand das Glaserkirchlein ebenfalls auf der Talsohle in der Kolonie seinen jetzigen Standort. Entlang der Dörrenbachwand erreichten die Wanderer wieder den Schäfersfeldparkplatz.
Die nächste geführte Wanderung zu den Höhenhöfen und Glashütten in Nordrach findet am Sonntag, 18. September 2022, statt. Die Broschüre »Höhenhöfe Nordrach« kann zum Preis von drei Euro im Gäste-Info Nordrach oder beim Historischen Verein Nordrach, Tel. 07838/ 96969, mail@familie-vollmer.de erworben werden.
