„Was die Alten einst über den Moospfaff erzählten“ haben am Sonntag, 31. Oktober 2021, über 40 neugierige Besucher im Partyhaus Spitzmüller erfahren wollen. Mit dabei: die eindringlich erzählende Bäuerin Zetzel aus Oberharmersbach, die sich auch in der Nordracher Sagenwelt hervorragend auskennt und durchaus weiß, warum es sich gelohnt hat zu kommen: „Wisst ihr, was des Beschte is? S’isch scho kocht!“
Schon traditionell hat Helmut Spitzmüller ein „altes“ Essen zusammengestellt: ein feines Pfifferling-Rahmsüppchen, Schäufele mit Schwarzkrut, Stampf und Meerrettich-Soße und Vanilleeis mit Waldheidelbeeren.
Die Gäste wurden mit einem Glas alkoholfreien Nordracher Moospfaff-Prickler am schön dekorierten Partyhaus Spitzmüller empfangen. Michaela Neuberger, alias Bäurin Zetzel, nahm die Zuschauer gekonnt mit in die Nordracher Sagenwelt. Zunächst wurde erklärt, warum man in der dunklen Jahreszeit den Brauch des „Z´Licht gehens“ pflegte, dass es sich dabei auch um eine Art Nachrichtenbörse handelte, grade so, wie auch dieses gemeinsame Mittagessen, an dem das Erzählen eine große Rolle spielt.
Unterbrochen wurden die spannenden Passagen der Zetzel von dem besonderen Essen, das auch an die Zeit von früher erinnerte oder einen besonderen Bezug zum Wald hat, wie das Pfifferling-Süppchen zur Vorspeise.
Im Mittelpunkt der Erzählungen der Zetzel standen die Moospfaff-Sagen, die eindrucksvoll vorgetragen wurde. Neben der Moospfaff-Geschichte, die in Nordrach erzählt wird, wurde auch die Bedeutung des Moospfaffs im Renchtal und in Gengenbach erklärt. Kulinarisch ging der Mittag mit Schwarzkraut mit Kartoffelstampf, Schäufele und feinster Meerrettich-Soße weiter.
Zwischendurch wurde viel berichtet, zum Beispiel von Wiedergängern wie der Hornisse, die in Nordrach im Ernsbach immer wieder erschienen ist und, im Vergleich zum Moospfaff, keine freundliche Figur war, sondern sogar einen Mord begangen haben soll. Oder von der Alten Eiche im Hintertal, an der verschiedene Geister als Tiere unterwegs sein sollen. So berichtet man von einem Geist mit Eselsfüßen oder einem übergroßen, furchteinflößenden Hund. Besonders bedenklich, so Zetzel, sei die Tatsache, dass ausgerechnet da ein Wanderweg vorbeiführt. Um die Gefahr in Zukunft zu verringern, wurde spontan beschlossen, einen Arbeitskreis in der Gemeinde zu gründen.
Wichtig waren auch die Informationen der Zetzel, wie man sich vor solchen Geisterscheinungen schützen kann: unabdingbar ist das Mitführen eines Rosenkranzes und einer Benediktus-Medaille, ganz zu schweigen davon, dass es immer ratsam ist, das Haus nur mit Weihwasser gesegnet zu verlassen, besonders nach dem „Bettzit-Läuten“.
Einige Besucher konnten am eigenen Leibe erfahren, wie es sich anfühlt, wenn einem ein Geist in Katzengestalt auf dem Buckel sitzt und waren froh, den Geist nicht auch noch herumtragen zu müssen.
Nach dem feinen Nachtisch wurde bis zum späteren Nachmittag noch gemeinsam erzählt, gelacht und Erinnerungen ausgetauscht.
Mit dieser Veranstaltung endet der Moospfaffmonat Oktober in Nordrach. Elf erlebnisreiche, meist ausgebuchte Veranstaltungen wurden in diesem Jahr durchgeführt, über 400 angemeldete Gäste konnten in die Nordracher Sagen- und Genusswelt eintauchen. „Der Moospfaffmonat ist für uns eine ganz besondere Zeit, hier werden sagenhafte Traditionen und kulinarischer Genuss in besonderen Veranstaltungen zusammengefasst. Wir freuen uns sehr, dass dieses Konzept so gut angenommen wird und wir Nordrach damit zu einem ganz besonderen Erlebnis machen können,“ so die Leiterin der Touristen Info, Barbara Kamm-Essig.