Plötzlich flog am vergangenen Donnerstagnachmittag die Tür des Cafés »s’ Blaue Hus« auf, »Elfriede« stürmte hinein. »Hach, was freu ich mich uff’s Kaffeekränzle«, kreischte sie, »uff‘s schwätze un schnaige!«
Aufgeregt zeigte die schrille Person an der Kasse ihren Impfausweis und stürmte weiter, mit weit nach vorn gerecktem Oberkörper und – dank bauschigem Dirndl – ausladendem Hinterteil.
In den beiden urgemütlichen Stuben im hinteren Teil des Cafés wurde sie bereits gespannt erwartet. Und tatsächlich brachen die 18 Gäste stantepede in Gelächter aus, schon als Elfriede sich vorstellte – nun nicht mehr nur kreischend, sondern auf eine Weise geschwätzig, dass sehr bald kein Auge mehr trocken blieb.
Denn während Elfriede aus ihrem Alltagsleben erzählte, von ihren Freundinnen und von ihrem Mann Manfred, reihte sie einen mit schauspielerischem Geschick dargebrachten Witz an den anderen, mit Kaffeetasse und Sektglas in der Hand von einem Raum zum anderen sausend. Ruckzuck fühlte sich der eine oder andere Gast dazu animiert, ebenfalls einen Witz zum Besten zu geben – was von Elfriede zum Ver gnügen aller theatralisch goutiert wurde.
Bald ging es derart hoch her, dass Gäste des normalen Cafébetriebs im vorderen Teil der Räumlichkeiten neugierig nach hinten kamen, um zu schauen, was dort denn wohl los sei. Auch die Sagen rund um den Nordracher Moospfaff gab Elfriede in ihrer urkomischen Art zum Besten.
Zwischen all den Lachsalven ließen sich ihre Zuhörer die köstlichen, von Konditor und Chocolatier Egbert Laifer hergestellten Kuchen und Torten munden – darunter natürlich auch die eigens für den oktoberlichen Moospfaffmonat kreierte Moospfafftorte, jedes Tortenstück von einer Moospfaffpraline gekrönt.
»Wer ist die Frau«, fragte eine der auswärtigen Gästinnen, während sie sich die Lachtränen aus den Augen wischte. Eingeweihte ließen sie wissen: Es handelt sich um Michaela Neuberger, die beispielsweise auch als die Oberharmersbacher Bauersfrau »Zetzel« für vergnügliche Veranstaltungen sorgt.
»Die »Elfriede« gab es schon, als meine Kinder noch klein waren, also seit rund 25 Jahren«, verrät Michaela Neuberger. Bislang sei diese Kunstfigur jedoch in erster Linie im Familienkreis und zur Fasent in Erscheinung getreten. »In der Figur der Elfriede kann ich so richtig aus mir rausgehen, so richtig sauigeln«, lacht die Hobby- Mimin in tiefstem Vergnügen, »nur: Die Elfriede kann man nicht buchen. Die kommt einfach dann raus, wenn sie grad mal wieder ausgehen will.«
Tatsächlich wollte Michaela Neuberger als die zuvor genannte Bäuerin Zetzel beim Kaffeekränzle sprich »Handtaschenkongress« auftauchen, mit Strickzeug und Geschichten im Korb. »Ich hatte schon das Kopftuch auf, aber stattdessen wollte plötzlich einfach die Elfriede raus.«