Im dritten Anlauf ist es gelungen! Am Donnerstagabend haben rund vierzig Frauen und Männer in der Hansjakob-Halle den Förderverein Schwimmbad Nordrach e. V. gegründet. Weitere Personen haben zugesagt beizutreten, so dass sich die Gesamtzahl der Mitglieder auf ca. 85 erhöhen wird.
Jörg Barth, Sprecher des Arbeitskreises Schwimmbad, schilderte zunächst in einem Rückblick den bisherigen Verlauf der Ereignisse. Schon am 14. September 2018 erfolgte im Amtsblatt ein erster Aufruf für einen Förderverein. Damals trafen sich dreißig Personen und bildeten zunächst einen Arbeitskreis. In Absprache mit der Gemeinde konnten diverse Schwimmbadkleinteile beschafft werden. Am 14. August 2020 folgte der zweite Versuch zur Vereinsgründung. Lediglich elf Interessierte meldeten sich, so dass es auch dieses Mal nicht zur Gründung eines Vereins kam. Als im Frühjahr dieses Jahres bekannt wurde, dass das Freibad geschlossen bleiben würde, organisierte der Arbeitskreis eine Unterschriftenaktion und 571 Personen unterzeichneten den Hilferuf an die Gemeinde mit der Forderung, das Freibad offen zu halten.
An der denkwürdigen Gemeinderatssitzung am 19. April 2021 wollten rund 150 Einwohner teilnehmen. Die Hansjakob-Halle war coronabedingt mit Abstand bestuhlt worden. Rund fünfzig Personen mussten auf dem Hallenvorplatz die Sitzung verfolgen, die mit Lautsprechern dorthin übertragen wurde. Bürgermeister Erhardt teilte mit, dass das Schwimmbad stark sanierungsbedürftig sei und eine Generalsanierung rund 3,5 Mio. Euro kosten würde. Der Sprecher des Arbeitskreises Jörg Barth plädierte dafür, das Freibad auf jeden Fall zu erhalten. Zusammen mit Angelika Späth habe er sich an den Ehrenbürger Erwin Junker gewandt und um finanzielle Hilfe gebeten. Diese Bitte sei nicht unerhört geblieben. Nicole Weidlich, die Privatsekretärin von Herrn Erwin Junker, meldete sich zu Wort und teilte mit, »dass es Herrn Junker ein großes Anliegen ist, dass das Bad erhalten bleibt. Er spendet dafür privat eine Million Euro«.
Versammlung gut vorbereitet
Diese Gemeinderatssitzung war dann der Anlass zum dritten Versuch, einen Förderverein zu gründen. Bereits bei den Vorbereitungen konnten sich 85 Personen vorstellen, Mitglied zu werden. Der Arbeitskreis bereitete die Gründungsversammlung gut vor und hatte auch eine Satzung entworfen.
Als Versammlungsleiter wählten die Anwesenden Bürgermeister Carsten Erhardt, als Schriftführerinnen Claudia Apfel und Christiane Schnurr.
Bürgermeister Erhardt erläuterte die wesentlichen Punkte der Satzung. Es gab nur wenige Anregungen, darunter der fehlende Datenschutz, den nun der Vorstand beschließen soll. Alle anwesenden Frauen und Männer beschlossen einstimmig die Satzung.
Auch die Vorstandswahl ging zügig vonstatten, da bereits im Vorfeld für jedes Amt eine Person zur Verfügung stand. Vorsitzender: Rolf Stiewe, Stellvertreter: Jörg Barth, Kassierer: Monika Armbruster und Willi Ficht. Schriftführerinnen: Claudia Apfel und Christiane Schnurr. Beisitzer: Martha Hoferer, Angelika Späth, Simone Spinner, Johannes Schnurr. Kassenprüfer: Luitgard Bieser und Selina Späth.
Erhardt dankte den Gewählten für ihr Engagement und teilte mit, dass der Verein in der nun zu bildenden Kommission zur Sanierung des Schwimmbads zwei Sitze erhalten werde, ebenso die DLRG.
Der neugewählte Vorsitzende Rolf Stiewe dankte für das Vertrauen und skizzierte die Aufgaben des Vereins, an der Planung der Sanierung des Freibads konstruktiv mitzuwirken, dafür zu sorgen, was machbar ist und die Kosten zu kontrollieren.
Der nächste Punkt war die Festsetzung der Beiträge. Sein Vorschlag, 30 Euro für Einzelpersonen und 50 Euro für Familien festzusetzen, wurde einstimmig beschlossen.
Planungsstand erläutert
Anschließend erläuterte Bürgermeister Erhardt den derzeitigen Stand der Planung. Die Investitionskosten würden auf 4 bis 5 Mio. Euro geschätzt. Derzeit werde geprüft, bei welchen Förderprogrammen die Gemeinde Zuschüsse erhalten könne. Ziel sei eine Förderquote von 60 Prozent. Unter Berücksichtigung der Spende von Herrn Junker müsste die Gemeinde noch 500.000 bis eine Miollion Euro selbst finanzieren. Gesetzt sei lediglich die Edelstahlwanne, die im vorhandenen Becken eingebaut würde. Alles andere sei offen. Es gäbe noch keinen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, da nach seiner Meinung dafür die Förderungen und Gesamtkosten bekannt sein müssten. Demnächst werde der nach EU-Recht notwenige Planungswettbewerb ausgeschrieben.
Erhardt nannte als großes Problem das erforderliche Personal. Er sei bereits jetzt auf der Suche nach Kooperationspartnern in der Region und Ausbildungseinrichtungen. Die Sanierung des Freibads sei eine große Herausforderung, er zeigte sich aber überzeugt, dass sie gelingen werde und das Freibad im Jahre 2023 wieder eröffnet werden könne.
Reichlich Wortmeldungen
In der anschließenden Fragerunde gab es reichlich Wortmeldungen zu Themen, die die Mitglieder beschäftigen, darunter: Warum werde bereits jetzt über Steuererhöhungen zur Finanzierung des Freibads gesprochen? Ist eine Überdachung des Schwimmbeckens denkbar, um längere Öffnungszeiten zu ermöglichen? Fachpersonal ist rar, aber warum schaffen es die Bäder der Nachbargemeinden trotzdem, genügend Schwimmbadpersonal einzustellen? Warum versucht die Gemeinde nicht, in der Verwaltungsgemeinschaft einen Bademeisterverbund zu schaffen? Warum wird die Brücke zum Schwimmbad als kritischer Punkt für die Sanierung aufgeführt? Wo sind heute Abend die Gemeinderäte?
Die Gemeinde solle das »Alleinstellungsmerkmal sehr warmes Wasser« als Attraktion herausstellen. Der Förderverein sollte zusammen mit der Gemeinde in regelmäßigen Abständen Mitglieder und Bevölkerung über den Stand der Planung informieren, so dass größtmögliche Transparenz gegeben ist und die Bürger miteinbezogen werden.
Zum Schluss lobte Rolf Stiewe die großzügige Spende von Erwin Junker und gab bekannt, dass Herr Junker ebenfalls als Gründungsmitglied dem Verein beitreten möchte. Rolf Stiewe schlug der Versammlung vor, Erwin Junker die Ehrenmitgliedschaft des Vereins zu verleihen. Mit großem Applaus beschlossen dies die Mitglieder.
Bürgermeister Erhardt blieb es vorbehalten, zum Schluss noch eine weitere, zukünftige Ehrung bekanntzugeben. Als er in der Gemeinderatssitzung im April 2021 von der Spende erfahren habe, habe er spontan geäußert, das Schwimmbad nach Erwin Junker zu benennen. Dies erfolge nicht wegen der Spende, sondern wegen der Bedeutung seines Lebenswerks in seiner Heimatgemeinde. Er habe dieses Thema mit Erwin Junker besprochen und dieser habe geäußert, einverstanden zu sein, »aber es muss auch e’ rechts Schwimmbad werden«. Diese Ankündigung quittierten die Vereinsmitglieder ebenfalls mit großem Beifall.
Interview mit Jörg Barth
Jörg Barth war zusammen mit Angelika Späth der Motor zur Bildung des Arbeitskreises und zur Vereinsgründung. Aus Schwäbisch Gmünd zugezogen, ist er vielen Einwohnern noch nicht bekannt.
Herr Barth, Sie wohnen erst seit 2016 in Nordrach. Was hat Sie bewogen, sich so nachdrücklich für den Erhalt des Freibads einzusetzen?
Ich wohne direkt oberhalb des Freibads und bin während der Öffnungszeiten dort regelmäßiger Gast. Ich traf dort auch regelmäßig Angelika Späth und wir diskutierten häufig darüber, was man verbessern sollte, um die Attraktivität des Freibads zu verbessern und die Öffnungszeiten dem Bedarf anzupassen. Letztlich kamen wir im Jahre 2018 zum Entschluss, dies selbst in die Hände zu nehmen und einen Förderverein zu gründen. Es hat einige Zeit gedauert, aber im dritten Anlauf haben wir dieses Ziel erreicht. Dies ist aber nur der erste Schritt, jetzt folgt die eigentliche Arbeit des Vereins in Zusammenarbeit mit der Gemeinde.
Verraten Sie uns einige persönliche Details?
Gerne, ich bin Jahrgang 1972 und stamme aus Schwäbisch Gmünd. Ich habe nach der Schulzeit ein Studium für den gehobenen Verwaltungsdienst absolviert und war danach in der Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd in mehreren Ämtern tätig. Bedingt durch meinen Umzug nach Nordrach, Melanie Junker aus Nordrach ist der liebe Grund, arbeite ich seit 2016 in Gutach im Elztal als Hauptamtsleiter.
Haben Sie jetzt erstmals ein Ehrenamt übernommen?
Nein, ich war früher schon als Schöffe an einem Jugendgericht und als Bewährungshelfer tätig.