»So ein Garten braucht Zeit«, lässt Thomas Huber den Blick schweifen. Eine stille Freude liegt darin – obwohl sein kleines, feines Vierzimmer-Hotel »The Moosbachgarden« im Corona-Schlaf liegt, wie allüberall in dieser Branche.
Genau das aber ist für eine Schaffer- und Machernatur wie Thomas Huber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Ganz im Gegenteil: Der 49-Jährige hat aus der Not eine Tugend gemacht. Hat einen beträchtlichen Teil seiner Zeit der weiteren Gestaltung des eineinhalb Hektar umfassenden Hangareals gewidmet, das zum Gebäude gehört und sich seit 2014 – seit Hubers Übernahme – zu einem riesigen Garten mit derzeit zwölf verschiedenen »Gartenräumen« entwickelt hat. Auf rund 600 Metern Höhe, von Wald und Bergwiesen umgeben. Fernblick inklusive.
Vor allem weitere Trockenmauern sowie grasgrüne Picknickflächen sind hier im Laufe der Corona-Zeit entstanden. Und das in reiner Handarbeit. Was für Thomas Huber zum einen bedeutete, unzählbare Kubikmeter Erde mit der Schaufel zu bewegen, um Terrassen in den Hang zu graben. Das abgetragene Erd reich häufelte er hangwärts auf und stützte es mit Mauern ab – eigenhändig aufgeschichtet aus Sandsteinen, die weiter unten auf dem Grundstück zu finden waren und mit viel Muskeleinsatz heraufgetragen werden mussten.
In den jüngsten von Corona ausgebremsten Monaten ist ein weiterer Gartenbereich entstanden: mit einem umgestalteten Hangbereich, den der gebürtige Oberkirchner mit dem Faible für englische Gartenkultur und der Liebe zur Schwarzwaldnatur derzeit mit rund 450 Pflanzen bestückt. Ein von Schmuckgräsern dominiertes Areal wird hier das Resultat sein. In dieses fügt sich eine frisch errichtete Halbrund-Mauer aus alten Ziegeln ein, die einst das Dach des früheren Bauernhauses bedeckten und im dazugehörigen Wald gelagert waren.
Wohltat für Mensch und Natur
Eidechsen und sonstige dem Gleichgewicht der Natur zuträgliche Lebewesen dürften sich hier zukünftig ebenso wohlfühlen wie Menschen auf dem vor der Mauer geschaffenen Picknickplatz – in der Schönheit und Stille dieses im ständigen Werden befindlichen Gartens. Denn der steht Hausgästen ebenso offen wie jedermann, der sich von Thomas Huber einen Picknickkorb füllen und dessen ganz besonderen Inhalt an einem selbstgewählten Platz genießen möchte, in diesem im wahrsten Sinne des Wortes wachsenden Paradies.
Insgesamt etwa 300 Quadratmeter an ebener Fläche sind aufgrund der vielfältigen Umgestaltungen entstanden – in Form von im Hang gelegenen Terrassenwiesen, auf denen man es sich im Freien gemütlich machen und schmausen kann. Weitere 150 Quadratmeter umfassendes, ebenes Terrain entstand direkt am Haus: »Der Hang hat ursprünglich direkt bis an den Keller gereicht«, so Thomas Huber.
»Das ist das Schöne mit diesen Trockenmauern«, erklärt der ausgewiesene Gartenfreund: »Die Steine kosten mich nichts, weil ich die hier auf dem Gelände habe, und zum anderen tu’ ich damit natürlich was Gutes für die Natur.«
Die Ruhe bewahren
Maximal 12 bis 14 Picknickgästen – auf Vorbestellung am Vortag – gewährt Thomas Huber von Frühling bis Herbst tagtäglich Einlass in die Idylle im hinteren Moosbachtal, »die Leute sollen hier ja eine Auszeit genießen und sich erholen«, ist dem Wahl-Nordracher der Erhalt der hier herrschenden wahrhaft himmlischen Ruhe wichtig.
Nicht nur habe er aufgrund der Pandemie zur Verfügung stehende Zeit für die Gestaltung des Gartens genutzt, erklärt der Umtriebige, »wegen Corona ist auch die Idee mit dem Picknick bei uns auf dem Gelände entstanden – und weil sie so gut angenommen wird, haben wir diese Idee ausgebaut.«
»Im Herbst werden wir einen Weg durch unsere Wildblumenwiese da unten anlegen«, deutet der mit ebensolcher Vorstellungs- wie Tatkraft Gesegnete auf ein Gebiet hangabwärts, wo soeben einige letzte Frühlingsnarzissen und Traubenhyazinthen leuchtende Farbtupfer ins Grün zaubern. In einigen Jahren wird sich dieser Bereich völlig verändert haben. Dafür werden unter anderem die vor nicht langer Zeit gepflanzten Magnolienbäume mit ihrer duftenden Blütenpracht im Frühling sorgen sowie Rosenstöcke, die einmal eine Größe von zwei mal zwei Metern erreichen.
Blühende und grünende Vielfalt
Überhaupt Rosen: Derer fast 300 hat Thomas Huber inzwischen gepflanzt. Und doch bevölkern sie nur einen Teil des Hanggartens, der in derzeit zwölf Themenräume untergliedert ist und alle Sinne schwelgen lässt. Wofür eine fachmännische Ausbildung unabdingbar sein dürfte. Aber Thomas Huber winkt ab. »Das ist eher mein Hobby, was ich hier mache«, lacht der gelernte Koch und Hotelkaufmann.
Hortensien beispielsweise bilden einen weiteren der Themenschwerpunkte, desgleichen Dahlien (sage und schreibe 60 verschiedene Sorten), Sukkulenten, ein Küchengarten, ein langes Staudenbeet, eine Obstwiese, in der sich Gänse tummeln, »und ab Juni sind dann auch wieder unsere Schafe da«. Auch einen bunten »cottage garden« nach englischem Vorbild gilt es unter anderem zu bewundern.
Soeben jedoch stürmt Thomas Huber den Hang hinauf zur Hoteleinfahrt, um von dem gerade eintreffenden Lieferservice ein Paket entgegenzunehmen. Zwanzig Lilienknollen seien darin, verrät er. »Mein Problem ist ja, dass ich von einer Blume nicht bloß ein Exemplar pflanzen kann«, schmunzelt er, »in der großen Fläche würde das nicht wirken.«