Am 7. April 1956 läuteten die Hochzeitsglocken in der Wallfahrtskirche Maria-Linden in Ottersweier für Werner Muser und Erika Englisch. So können sie am morgigen Mittwoch ihr Eisernes Ehejubiläum feiern, wegen der Pandemievorschriften nur im engsten Familienkreis zuhause.
Werner Muser, Jahrgang 1934, wuchs auf dem elterlichen »Muserhof« in Nordrach auf, als ältester von insgesamt drei Kindern seiner Eltern Hans und Anna Muser. Nach dem Besuch der Volksschule besuchte er mehrere Fachschulen, darunter die Landwirtschaftsschule Hochburg bei Emmendingen, die Forstschule Dornstetten und die Landvolkschule Tauber bischofsheim, um sich auf die Leitung des Hofs vorzubereiten.
Das Elternhaus von Erika Englisch, Jahrgang 1933, steht in Klein-Mohrau, Kreis Freudenthal im Sudetenland. Sie ist das jüngere der beiden Kinder ihrer Eltern Anna und Franz Englisch. Im Jahre 1948 wurde die Familie aus ihrer Heimat vertrieben, kam zunächst nach Freiburg und wohnte danach in Unterharmersbach. Erika Englisch arbeitete zunächst in der Zeller Firma Udo Ditter und anschließend in der Zeller Keramik.
Beim Tanz im Gasthaus zum Ochsen lernten sich Werner Muser und Erika Englisch kennen und schätzen und trauten sich bald, die Ehe miteinander einzugehen. Die standesamtliche Trauung fand am 6. April 1956 im Rathaus in Nordrach statt, die kirchliche Hochzeit im Wallfahrtsort Ottersweier. Zur anschließenden weltlichen Feier traf man sich im »Ortenauer Hof« in Offenburg, in dem die Braut zuvor die Kochkunst erlernt hatte.
Seither wohnen Werner und Erika Muser zusammen auf dem »Muserhof« in Nordrach, wo sie zunächst den Eltern des Ehemannes bei der Bewirtschaftung des Hofes halfen, bis sie selbst im Jahre 1969 die Verantwortung übernahmen. Nur fünf Jahre später traf die Familie Muser ein schwerer Schicksalsschlag, als durch mutwillige Brandstiftung das Hofgebäude ein Opfer der Flammen wurde. Die Gemeinde Nordrach stellte der Familie leerstehenden Wohnraum im benachbarten Schulgebäude zur Verfügung und innerhalb eines Jahres konnte die Familie Muser ihr dorfbildprägendes Hofgebäude wieder neu errichten.
Noch einer der wenigen Vollerwerbsbetriebe
Der Muserhof ist einer der wenigen Höfe in Nordrach, der immer noch als Vollerwerbsbetrieb geführt wird. Der Hof zählt mit einer Betriebsfläche von fast 50 ha, davon 36 ha Wald, zu den großen Höfen in Nordrach. Eine zusätzliche Einnahmequelle erschloss sich die Familie Muser mit »Ferien auf dem Bauernhof«, die bereits seit 1950 angeboten werden. Seit 1987 darf sich die Gästepension Muser mit dem »Deutschen Landwirtschaftlichen Gütezeichen« schmücken und der Ortenaukreis verlieh die Auszeichnung als »Schönes Gasthaus«.
Die Gäste kommen aus ganz Deutschland, darunter sind aber auch viele aus Frankreich und den Beneluxländern. Ein besonderes Markenzeichen der Pension Muserhof sind die Stammgäste geworden. Jedes Jahr finden mehrere Gästeehrungen statt, nicht selten für 20, 25 und bis zu 45 Aufenthalten. Die Gäste schätzen vor allem die familiäre Atmosphäre und die gut bürgerliche Küche, mit der sie verwöhnt werden. Alle Familienmitglieder nehmen sich immer wieder Zeit für ein Schwätzchen mit ihren Gästen.
Die Pension war allerdings im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie nur von Mai bis November geöffnet, in diesem Jahr überhaupt noch nicht. »Ständig«, berichtet Ursula Muser, »gibt es Anfragen der Stammgäste, ob und wann sie wieder kommen können.«
Werner und Erika Muser schenkten sich zwei Kinder. Ihr Sohn Hans-Jürgen übernahm im Jahre 1999 den Hof und bewirtschaftet ihn zusammen mit seiner Ehefrau Ursula. Ihre Tochter Ulrike Bürkle wohnt mit ihrer Familie in Zell a. H.. Sechs Enkel und ein Urenkel gehören inzwischen zur Großfamilie.
Werner Muser engagiert sich nach wie vor in der BLHV- und in der CDU-Ortsgruppe als förderndes Mitglied.
Unentbehrliche Helfer in Haus und Hof
Langeweile kommt bei den Eheleuten Werner und Erika Muser auch heute noch nicht auf. Beide sind unentbehrliche Helfer in Haus und Hof. Werner Muser fährt, wenn es das Wetter erlaubt, auch im Alter von 86 Jahren noch fast täglich mit dem Traktor in den hofeigenen Wald, um dort zu arbeiten.
Nur an den Sonntagen gönnt sich das Jubelpaar eine schöpferische Pause. Sie sind regelmäßig mit dem Auto in der näheren Umgebung unterwegs und genießen ihre Ausflugsfahrten. Dreimal waren Werner und Erika Muser schon in der früheren Heimat der Ehefrau, die jetzt zu Tschechien gehört.
Wegen der Pandemievorschriften kann die sonst übliche große Familienfeier mit Verwandten, Freunden, Nachbarn und Hausgästen nicht stattfinden. »Wir holen die Feier nach, sobald es möglich ist«, bekräftigen Werner und Erika Muser. So wird am Hochzeitstag vor allem das Telefon nicht stillstehen und dafür sorgen, dass die zahlreichen Glückwünsche das Jubelpaar doch erreichen.
Auch die »Schwarzwälder Post« gratuliert dem »Eisernen Jubelpaar« und wünscht noch viele gemeinsame Jahre in guter Gesundheit und Zufriedenheit.