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Nordrach | 14.08.2020

50 Hektar Grünland von Engerlingen befallen

Landwirte aus dem Nordrachtal suchen nun zusammen mit dem Landwirtschaftsamt nach einer Lösung – Der Schaden beträgt rund 1000 Euro je Hektar

Foto:
Eine echte Plage: Im gesamten Nordrachtal sind rund 50 Hektar vom Engerling des Junikäfers befallen. Die Larven fressen großflächig die Graswurzeln. Je Quadratmeter Wiesenboden können 150 bis 300 Bodenschädlinge auftreten. Foto: Hanspeter Schwendemann
von Hanspeter Schwendemann

Ein Unglück kommt selten allein. Dieses Sprichwort gilt wohl auch für die Natur, die schon mehrere Jahre in Folge unter der anhaltenden Trockenheit leidet. Nun sind im gesamten Nordrachtal auch noch rund 50 Hektar vom Engerling des Junikäfers befallen. Die Larven fressen großflächig die Graswurzeln ab und bringen das Grünland zum Absterben. Obendrein scharren dann auch noch Rabenvögel und ganze Schwärme von Staren den Boden auf der Suche nach den Engerlingen um.

Foto: Hanspeter Schwendemann

Landwirtin Maria Schwarz braucht mit der Hake nicht lange zu graben, um die Ursache für das dürre Gras zu finden. Die auf­gewühlte Fläche neben ihr wurde von den Vögeln verursacht,
die nach den Engerlingen suchen und diese fressen.

»Vor rund 14 Tagen haben wir die Engerlinge erstmals entdeckt«, berichtet Landwirtin Maria Schwarz vom Hutmacherdobel. Die großflächigen braunen Stellen auf den Mähwiesen und auch in den Hanglagen hatte man zunächst der großen Trockenheit zugeschrieben. Dann habe es aber plötzlich ausgesehen, als wenn auch noch Wildschweine die Wiesen umgegraben haben. Diese Schäden kommen aber nicht von den Vierbeinern, sondern von einer Vielzahl von Raben und ganzen Schwärmen von Staren, die bei ihrer Futtersuche das Grasland aufkratzen. Für die Vögel sind die tierischen Eiweiß-Lieferanten im Boden ein Leckerbissen.

Schäden im ganzen Nordrachtal

So wie Maria Schwarz haben auch ihre benachbarten Landwirte Michael Schmieder vom Bäumelsberg und Heinrich Repple von der Allmend die Schäden bemerkt, nach der Ursache gesucht und die Engerlinge im Boden in großer Zahl gefunden. Inzwischen haben die Nordracher Landwirte das Landwirtschaftsamt Offenburg und den BLHV zu Rate gezogen. Einige der Larven wurden an die Landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt nach Aulendorf geschickt, die bestimmt hat, dass es sich beim Schädlingsbefall um den Engerling des Junikäfers handelt.

Der Vertreter des Landwirtschaftsamtes Offenburg hat bestätigt, dass er solch großflächigen Befall in der Region noch nicht erlebt habe. Eine Rundfrage unter den Nordracher Landwirten hat ergeben, dass die Schadfläche schon rund 50 Hektar groß ist. Das ganz Tal entlang vom Vordertal bis zur Kolonie und auch in den Höhenlagen, zum Beispiel beim Mühlstein, kommt der Engerling vor.

»Wir haben inzwischen eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, um uns auszutauschen«, berichtet Landwirtin Maria Schwarz, die mit dem Problem nun auch an die Öffentlichkeit gegangen ist. Es sei nicht auszuschließen, dass auch Mähwiesen im Harmersbachtal oder im Kinzigtal von den Engerlingen des Junikäfers in großen Mengen befallen sind. Bisher habe man von solchen Problemen vor allem in der Schweiz, in Österreich oder in Bayern gehört, berichtet die Landwirtin.

Klimaerwärmung und magere Böden

Der Junikäfer, auch gerippter Brachkäfer genannt, tritt seit einigen Jahren vermehrt auf und ist auch in Deutschland in einigen Gebieten inzwischen zu einer echten Plage geworden. Die zunehmende Klimaerwärmung kommt den Tieren entgegen. Der Käfer fliegt in großen Schwärmen in der Dämmerung, Flugzeit ist Juni. Zur Vermehrung legt das Weibchen an der Stelle, an der es selbst einmal geschlüpft ist, ca. 35 Eier im Boden ab. Bevorzugt werden Sandböden oder magere Böden, so wie sie auch im Nordrachtal vorkommen.

Die Larven des Junikäfers werden Engerlinge genannt. Das 1. Larvenstadium schlüpft im Juli/August und häutet sich zum 2. Larvenstadium, welches sich zum Überwintern unterhalb der Frostgrenze aufhält. Im zweiten Jahr kommt ab Juni das 3. Larvenstadium zum Wurzelfraß nach oben und wandert zum Überwintern wieder unter die Frostgrenze. Erst im Frühjahr des dritten Jahres verpuppt sich das 3. Larvenstadium, im Juni schlüpfen dann die Käfer.

Bis zu 300 Engerlingeje Quadratmeter

Landwirtin Maria Schwarz braucht mit der Hacke nicht lange zu suchen. Gleich unter der Grasnarbe kommen die Engerlinge zum Vorschein, die im dritten Stadium bis zu fünf Zentimeter groß werden können. Je Quadratmeter Wiesenboden können 150 bis 300 Bodenschädlinge auftreten. Eine echte Plage.

Für die Bekämpfung gibt es nun verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist das Umgraben der Flächen. Die Schlag- und Quetschwirkung der Werkzeuge sowie die UV-Strahlen und die Sonneneinstrahlung töten die Engerlinge ab. Eine weitere Methode der Bekämpfung der Engerlinge wäre das Ausbringen von Pilzgerste. Dieses Pflanzenschutzmittel ist zwar biologisch aber auch sehr teuer.

Beim Umgraben besteht das Problem, dass dies für die extensiv bewirtschaften Mähwiesen und die noch strenger geschützten FFW-Wiesen nicht erlaubt ist. Es bedarf also zunächst der Zustimmung des Landwirtschaftsamtes und der Naturschutzbehörde, um diese Maßnahme einzuleiten. Zwei Flächen der Landwirte Michael Schmieder und Heinrich Repple wurden versuchsweise umgepflügt um das Ergebnis zu beobachten.

Eine Gefahr droht für die Landwirte zudem an Steillagen. Wegen der abgefressenen Wurzeln bietet die Grasnarbe keinen Halt mehr und die schweren Arbeitsgeräte können abrutschen. Hier ist also besondere Vorsicht geboten.

Unmittelbar nach dem Bearbeiten soll die Fläche wieder eingesät werden, möglichst mit einem hohen Kleeanteil. »Aber dies ist bei der aktuellen Trockenperiode natürlich problematisch«, macht Maria Schwarz die schwierige Lage deutlich. Für das Bearbeiten und Einsäen der Flächen entstehen rund 1000 Euro Kosten je Hektar, macht sie den finanziellen Schaden deutlich.

Ganz praktisch ist es zunächst das Futtermittel für die Kühe und Rinder, das schon jetzt fehlt. In normalen Jahren wird das Grasland drei Mal gemäht und noch einmal von den Tieren abgeweidet. Daran sei aktuell nicht mehr zu denken, da auf den befallenen Flächen gar nichts mehr wächst.

»Nun ist jedenfalls Not am Mann«, stellt Maria Schwarz fest. Zufrieden sei man damit, dass das Landwirtschaftsamt Offenburg schnell reagiert und die Schadflächen gleich begutachtet habe. Das BLHV wurde eingeschaltet und auch schon ein Brief an den baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Peter Hauk geschrieben. Seitens der Nordracher Landwirte hofft man auf die Unterstützung der Behörden und auch der Politik. Möglicherweise wird in Kürze auch eine Versammlung in Nordrach abgehalten, um über das weitere Vorgehen zu informieren. Dazu wird dann rechtzeitig eingeladen.

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